Freitag, 22. Oktober 2021

COVIDiary (408)

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ein­blicke in das Le­ben einer Sprach­ar­bei­terin können Sie hier ­ erhalten. Ich bin Dol­met­scherin für die fran­zö­sische Sprache, und ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen. Die Woche en­det mit einem Blick in den Himmel.

Heute leider nur Stak­ka­to, kei­ne Zeit für 'ne Schön­schreib­übung. 

Fliegende Vögel, die sich aus wenigen Linien zeichnen lassen
Von Edwin George Lutz (1913)
Abfahrt zu nacht­schla­fe­ner Zeit, Rück­kehr nach Berlin bei Ein­bruch der Dunkel­heit, völlig normal für gute Kunden und im Herbst an langen Tagen. Es geht auf eine Bau­stelle. In der Regel bin ich eine halbe Stun­­de vor Ter­min vor Ort, bei län­­geren Ent­­fer­­­nun­­gen wird es mehr: Heute an­dert­halb Stun­den frü­her, denn ich rei­se mit dem ÖPNV.

Am Ziel angelangt, spre­che ich mit einer betei­lig­ten Person über das Pr­ogramm des Tages, sofern schon je­mand greifbar ist, und kann noch Vokabeln nach­schla­gen. Heute: Die Planungs­stufen eines Gebäudes, also "Entwurfs­planung", le dessin conceptuel, le projet préliminaire, und "Geneh­mi­gungs­­pla­­nung", la planification pour approbation. Wir Dolmet­scherinnen kommen immer dann ins Spiel, wenn mehrere Sprachen aufein­an­der­tref­fen. Hier stammt die Bau­herrin und ein Teil der Handwerksfirmen aus Frankreich.

Unsere Baulexik umfasst inzwischen an die 100 Seiten. Die Kurzfassung ist nur ein Zehntel davon. Bei den 13 Gewerken und ihren Begriffen spielt auch immer mit hinein, was an diesem hand­werk­lichen Produktions­standort einst hergestellt wer­den wird. 

Die Anreise hat drei Stunden gedauert, die Rückreise wird länger dauern, denn in der Regel gehen alle schön essen anschließend. In den letzten Monaten war das kein Problem, wir konnten gemüt­lich unter hohen Bäumen im Land­gasthof sitzen. Ab diesem Monat wird sich die Rück­rei­se­zeit wohl wieder verkürzen. 

Und dann sehe ich verträumt in den Himmel. Nicht die Turmschwalben fliegen über die Landschaft, hier ein Blatt aus dem Buch, mit dem mein Vater zeichnen gelernt hat, ich denke, es sind die Wildgänse von Nils Holgerssohn.

Vielleicht sollte ich mich statt Schönschreibübungen ein wenig den Schön­­zei­chen­übun­­gen widmen, die über 100 Jahre alt sind. Das Buch gibt es übrigens im Re­print. (Der Link verbirgt sich unter dem en­gli­schen Titel.)




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Illustrationen: "bungabungaoha" (YouTube) und
E. G. Lutz: "What To Draw and How To Draw It"

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