Montag, 25. Oktober 2021

COVIDiary (410)

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Ein­blicke in das Le­ben einer Sprach­ar­bei­terin können Sie hier ­ erhalten. Ich bin Dol­met­scherin für die fran­zö­sische Sprache, und ich über­set­ze auch aus dem En­g­li­schen. Die neue Woche be­ginnt mit Erinnerungen.

Menschen sitzen um einen runden Tisch herum: Rundfunk
France Culture auf der Berlinale, u.a. mit Romuald Karmakar,
Heike Hurst und Angela Schanelec
Große Freude: Die Nichte, noch nicht einmal drei Jahre alt, fragt: "Warum steht das Tor offen? Machen wir's zu!"
Wenig später frage ich, die Hän­­de sind da­bei nicht untätig: "Und was mache ich jetzt?" Sie: "Du machst das Tor auf!"
Ich freue mich sehr darüber.
Natür­lich halten Ange­hörige jedes Mini, das sich schlau zeigt, für einen kleinen Ein­stein. 

Aber im Ernst: Ich nehme an, dass ein Groß­teil der Bevöl­kerung das Be­grif­fs­paar "auf/zu" für die Bewe­gung und "offen" für den Zustand nicht sauber beherrscht. 

Das ging mir auch mal so. Das ist länger her. Als ich noch mehrheitlich in Frank­reich gelebt habe nämlich, denn das Franzö­si­sche kennt diesen Unterschied nicht. Einmal, ich saß am Anfang meiner Dolmetscherin­nen­lauf­bahn auf einer Ber­li­na­le-Bühne im Delphi, habe ich diesen Fehler öffent­lich gemacht. Peinlich ge­nug, ich hätte es selbst nicht gemerkt. Zum Glück saß eine deutsch-französische Film­kri­ti­kerin und Hochschul­leh­rerin mit im Raum. Beim Heraus­geh­en lobte sie mich fürs Dol­met­schen und flüs­ter­te mir dann mit der größt­mög­li­chen Non­chanlance einen Merk­satz zu à la "Die Tür mach auf, jetzt steht sie offen!"

Die Gute ist leider schon lange nicht mehr bei uns, sie starb vor knapp neun Jah­ren. Hier der Nachruf: Madame 'Örst. Freude und Trauer liegen eng bei­ein­an­der.

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Foto:
privat (Archiv)

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