Was und wie Übersetzer und Dolmetscher arbeiten, können Sie hier
mitlesen. Die meisten von uns sind Frauen, also Dolmetscherinnen und Übersetzerinnen, und Festanstellungen sind die Ausnahme. In der Coronazeit ist Selbständigkeit nicht unproblematisch. Und dann kommen weitere Probleme hinzu.
Auf deutschen Baustellen herrscht Materialmangel, vor allem Holz ist schwer zu bekommen. Das liegt unter anderem an den Großbränden in den USA der letzten Monate und Jahre. Alte Kaufoptionen mit diesem nordamerikanischen Staat, aber auch mit China, werden jetzt gezogen. Kurz: Holz geht in großem Umfang nach Übersee. Es wird auch deshalb immer teuerer, weil der Borkenkäfer vielerorts zugeschlagen hat. Weitere Lieferketten drohen zu brechen.
Lieferkette
Nun fühle ich mich selbst als Teil einer solchen Kette. Meine Probleme waren und sind: Quarantäne und Eisenbahnerstreik.
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Dieser Zug endet hier
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Nicht wegen des Streiks bin bin ich dieses Jahr nicht als Moderatorin und Dolmetscherin in Schwerin beim Filmfestival, sondern aus privaten Gründen. Vom "Home office" aus mache ich gerade halbstundenweise das
Back office von Kolleginnen, die nicht oder nur schwer zu ihren Einsätzen kommen.
Ein Bahnführerstreik mitten in einer Pandemie, diese Idee finde ich nicht naheliegend. Bahnreisende sind angesichts der deutlich ansteckenderen Delta-Variante, die auch Geimpfte verbreiten können, auf viel Luft in den Wagons zwischen sich und den Mitmenschen angewiesen. Und jetzt das: Der Zählung einer Kollegin zufolge fuhren von zehn Zügen, die infragegekommen wären, gerade mal zwei.
Entsprechend gestopft waren die Züge. Sie machte auf dem Absatz kehrt, mietete einen Wagen an. Das kann nicht jede(r), nicht alle besitzen einen Führerschein. Das hatte Auswirkungen auf die Arbeit: Vorbereitungsmaterial, das kurz vor knapp ankam, konnte nicht mehr bearbeitet werden; eine andere Kollegin kam total genervt vom Straßenverkehr am Ziel an. Wir aber müssen völlig entspannt sein bei unseren Einsätzen.
Pandemiegeschehen
Ich ziehe den Fokus auf, weg von der eignen Betroffenheit. Menschen sitzen enger im Zug, das Infektionsgeschehen wird angeheizt, es kommt zu mehr Infizierten, Erkrankten, Langzeiterkrankten und Toten. Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal und Reinigungskräfte bekommen vermeidbare Zusatzarbeit aufgebrummt.
So richtig ich gesellschaftliches Engagement und auch Arbeitskampf finde, so fatal ist das zur falschen Zeit. Hier wird auf dem Rücken vieler unter Ausblendung der Gefahren für die Interessen einer kleinen Gruppe gekämpft.
Zurück ins Konkrete: Eine Netzwerkkollegin konnte diese Woche aufgrund des Streiks einen dreitägigen Einsatz im Süden Deutschlands nicht antreten, denn mit einer Vorerkrankung wird sie sich nicht auf eine Fahrt ohne "Hygieneprotokoll" einlassen. Und Fliegen darf sie aus den gleichen Gründen nicht.
Sie hat den Einsatz an eine Kollegin weitergegeben, die in der Nähe
wohnt. Statt nach anderthalb Jahren mit sehr geringem Einkommen endlich
mal wieder arbeiten zu können und dabei auch ihren Vater wiederzusehen,
der dort lebt, sitzt die Berliner Dolmetscherin zu Hause.
Plan B
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Diese "Grundversorgung" ist eine Zumutung
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Andere Kolleginnen erreichen entlegene Arbeitsstätten nicht, einiges wird zurück ins Netz verlagert. Oder aber sie müssen für einen Inlandsflug ins Flugzeug steigen, was sie aus Umweltgründen eigentlich nie wieder machen wollten.
Coronafolgen: In manchen Teilen der Gesellschaft schwindet die Solidarität mit anderen.
Links, was die GDL derzeit so zulässt.
Vokabelliste
Lieferkette, die — chaîne (f) de distribution / d'approvisionnement
Borkenkäfer, der — scolyte (m), bostryche / bostriche (m)
Arbeitskampf, der — conflit social (m), grève (f)
Entsolidarisierung der Gesellschaft — recul (m) de la solidarité sociale
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Foto: C.E. (Archiv) / Die Bahn