Freitag, 30. April 2021

COVIDiary (299)

Hier bloggt ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin. Derzeit leben wir in einer Welt der Umbrüche. Zum ersten Mal dieses Jahr sitze ich wieder in einer Dolmetscherkabine bei an­ge­stamm­ten Kunden aus dem Kultur- und Bildungsbereich. 

Der Kollege kommt im Flugzeug aus Paris zum Einsatz, denn wir sind mal wieder VOR ORT. Unfassbar. Aber auch nur wir sind hier ... und der Techniker.

Interpreter out of the box

Mein Kol­le­ge merkt an, dass das Wort "Flug­zeug" ein verschwun­dener Be­griff sei, es gebe heute nur noch Flie­ger; früher al­ler­dings habe das Wort einen Men­schen be­zeich­net. Dieser Kollege, er ist nicht mehr ganz jung, lebt in Frankreich und hat schon die zwei­te Impfung erhalten. Nein, ich ver­spü­re keinen Impfneid, um das nächste Co­ro­na­wort zu erwähnen. Andere sind grö­ße­ren Gefahren aus­ge­setzt als aus­ge­rech­net ich.

Es wird ein Kurzeinsatz mit fast 50 Prozent Nach­spiel­zeit werden, denn irgend­wie will der ausge­hen­de Ton meines Postens nicht so, wie er soll. Unsere Teil­neh­merinnen und Teil­nehmer am For­schungs­tag hören zwi­schen­durch rein gar nichts.

Die vielen Zoom-Erfah­rungen hatten uns dazu verführt, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen. Und ja, wir hätten vorab alle Funktionen austesten müssen.

Zwischendurch bin ich al­ler­dings gut zu hören. Während der Kollege dran ist, er sitzt in der Box, suchen wir nach der Fehler­quelle. Beim Dolmet­schen mache ich die Kame­ra immer aus, über die das große Gerät verfügt, es müssen nicht alle mei­ne Wort­such­gri­massen sehen. Erst denke ich, dass wenn ich die Kamera aus­stel­le, vielleicht auch der Ton automa­tisch ausge­stellt wird; das teste ich wie­der­holt, dem ist nicht so. Schließlich vermute ich, dass die schwarze Box, an die der Kopf­­­hörer an­ge­schlos­sen wurde, einen Wackelkontakt hat. 

Als ich eine kleine Es­sens­pause einlege, schiebe ich diese Box ein Stückchen weiter nach hin­ten. An­schlie­ßend ist der Ton erneut weg. Beim ersten Feh­ler­such­durch­lauf haben wir auch alle Kabel aus- und wieder einge­steckt. Der Vormit­tag wird am Ende zu kurz sein, um den Fehler zu finden.

Zwischen­durch und um nicht zu viel Zeit ins Land streichen zu lassen, biete ich dem ein­zi­gen Kunden, der eine Verdolmetschung ins Deutsche braucht, an, ihm den Ton über das Mobiltelefon zu liefern. Gesagt, getan. Mit einem Gastzugang logge ich mich ein zwei­tes Mal ein, dieses Mal mit meinem eigenen Rechner, und setze mich an das andere Ende des Raums. (Der Techniker sucht inzwischen nach dem Fehler.) 

Der Ton ist nicht super, er kommt vom Lautsprecher des Geräts, mein eigener Kop­fhörer liegt leider im eigenen Sprachatelier. Die Redner:innen sind etwa brief­mar­kengroß zu sehen, mit Lippenablesen bei Tonstauchungen komme ich da auch nicht weit. Ich schaue kurz auf die visuellen Beispiele, höre dann wieder scharf hin, dol­met­­sche mit größerem Zeit­verzug als sonst. Am Ende bin ich glück­lich: Mein einer Dolmetschkunde ist auch der Bericht­er­statter des Morgens, und er bringt die Er­kennt­nis­­se sehr gut rüber.

In der Pause gibt es neben Butter­broten auch noch Cup cakes, die eine jugend­li­che Nachbarin gebacken hat. Thank you very much, Pearl! They were very tasty!

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Foto:
C.E.

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