So richtig geht die Saison erst im April oder Mai los. Wir erleben derzeit einen kleinen Saisonstart, und so hatte ich nach meinem Grippewochen denn auch die ersten beiden öffentlichen Einsätze.
Gleich geht's los |
Die Vergütung dieser prekären Arbeit reicht weder zum Leben noch zum Sterben. Manche Berufe laufen Gefahr, in die Hände derartiger "Arbeitgeber" zu fallen, die eigentlich "Arbeitwegnehmer" sind: Fahrradkurierin, Reinigungskraft, Nachhilfelehrer und Lektorin, um nur einige Beispiele zu geben.
Soziologen sprechen von der "Uberisierung (*) der Wirtschaft", sie beschreiben eine regelrechte "Plattformökonomie", bei der sich die Geldströme zu den im Netz präsenten Anbietern bewegen, die ihrerseits dann jene, die die Arbeit machen, mit Centbeträgen abspeisen. Hier entsteht ein neues Proletariat, das Cybertariat.
Ransprung an den Monitor (in ein zweites Fenster laden) |
Dabei beobachten wir immer wieder mit großem Interesse, wie Begriffe entstehen, und damit Entwicklungen durch die Möglichkeit, sie zu benennen, überhaupt erst angreifbar werden. In Frankreich gibt es auch einen zusammenfassenden Begriff für die großen Internetfirmen, die meistens in den USA beheimatet sind, und die sich durch die Kombination bestehender Steuertricks großteils bis gänzlich um die Entrichtung von Steuern drücken. Auf Französisch, diese Sprache liebt Abkürzungen, werden sie les GAFAM genannt, manchmal auch nur les GAFA, die Firmen à la Google-Amazon-Facebook-Apple-Microsoft. Auf deutschen Konferenzen haben wir "Big Five der IT" gehört.
Wir Übersetzer- und Dolmetscher/innen kennen übrigens die Bedrohung durch modernes Tagelöhnerwesen auch. Letzten Donnerstag habe ich wie in einem schlechten Film auf dem Weg in die Dolmetscherkabine nicht nur die Fachtermini memoriert, sondern gleich verwendet. Es geht um einen ziemlich krassen Fall von Plattformökonomie, wo Übersetzern im Rahmen von Filmherstellung verglichen mit dem, was Sender direkt zahlen, an die 96 % des Honorars vom Flaschenhals "Agentur" gestohlen werden.
Ich kann das nur mit diesem eindeutigen Begriff des Diebstahls belegen; demjenigen, der die Arbeit macht, nur noch Krümel vom Brot anzubieten, ist tatsächlich nichts anderes, hier liegt kein Fall von kaskadierter Untervergabe vor. Der Angelegenheit werde ich weiter nachgehen. Da ich an einem früheren Berufsleben Journalistin war, schreibe ich ein Filmexposé dazu. Und habe jetzt auch den Vergleich: vier Prozent sind fast noch gut, verglichen mit den 0,5 Prozent, die eine Näherin in Bangladesh für die Arbeit bekommt. Achtung, Ironie! (Wir akademischen Klickworker mit eigener Technik ...)
Und der etwas altertümliche Begriff vom Tagelöhner bekommt hier sein Pendant: Solche Firmen, die einen nicht unerheblichen Anteil ihrer so entstandenen Gewinne in aggressives Marketing und Werbung stecken, um z.B. bei den GAFAM gut dazustehen, sind digitale Wegelagerer. (Ich weiß, das sind jetzt schon Kampfbegriffe.)
Der zweite Dolmetscheinsatz war nicht weniger brisant, es ging um die Klimakatastrophe und wie am besten damit umzugehen ist.
Konzentrierte Vorbereitung |
Hier sitze ich hochkonzentriert (noch blass und mit Augenringen von der Grippe) und studiere die letzten Stichpunkte von Redebeiträgen.
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Foto 30.1.: C.E.
Foto 31.1.: WRB 2020-01
(*) nach dem Fahrdienstanbieter "Uber"