Willkommen auf den Seiten des ersten deutschen Blogs aus dem Inneren
der Dolmetscherkabine. In Berlin herrscht hochsommerliche Geschäftigkeit. Es folgen die Sonntagsbilder! Ich bin diese Wochen im Berliner Büro.
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert regelmäßig in Berlin unterwegs sein und dann, eines nachts, plötzlich und überraschend vor dem Rest einer mittelalterlichen Stadtmauer stehen: Sehnse, det is Balin! So geschehen letzten Februar auf dem Weg zu einer Berlinalpartylocation, und dieser Tage treibe ich mich wieder in der Gegend rum. Zwischen der Littenstraße, die bis 1951 Neue Friedrichstraße hieß, und der Waisenstraße liegt dieses Reststück, das durch die Berliner Mauer (1961-1989) in Vergessenheit geraten ist. Diese andere "Berliner Mauer" entstand hier vermutlich ab den 1250-er Jahren.
Wir befinden uns zwischen Parochialkirche und der Ruine des Grauen Klosters in fast unmittelbarer Nachbarschaft zur Museumsinsel und dem von der DDR in historisierender Platte Mitte der 1980-er Jahre rekonstruierten Nikolaiviertel. Hier gibt es auch Berlins älteste Schankwirtschaft in einem Gebäude, das 1561 erstmalig urkundlich erwähnt wurde. Dass dieses und Nachbarhäuser die Steine der Stadtbefestigung als Außenwand genutzt haben, war die Rettung der Einfriedung.
Nach dem Krieg standen auch in dieser Gegend fast nur noch Ruinen. Bei Räumungsarbeiten wurde der historische Wert der alten Mauerpartien schnell festgestellt und gesichert, was gesichert werden konnte. Die Reste einige Nachbarhäuser der Reihe wurden leider abgetragen; anderes, darunter die stark beschädigte Wirtschaft, wurde bereits 1961-63 rekonstruiert und vergrößert. Die historische Bausubstanz ging dadurch weitgehend verloren. Gerettet wurde der historische Kachelofen aus Majolika-Kacheln, an dem sich schon Napoleon Bonaparte gewärmt haben soll.
Ich kannte bislang nur das wiederhergestellte "Zitat" der Akzisemauer in der Stresemannstraße. Aber diese Mauer entstand deutlich später. Der Film zeigt die Gegend eindrucksvoll; in den winterlichen Aufnahmen sind die gemauerten Partien besonders gut zu sehen. Mich berührt die Gegend sehr, habe ich doch meine Kindheit in einer historischen Stadt verbracht, in der das Mittelalter sehr präsent war. Ich spreche von Marburg an der Lahn.
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Fotos: C.E.
Video: YouTube/videohai02
Was ich anbiete
Sonntag, 31. Juli 2016
Donnerstag, 28. Juli 2016
Lage, die
Willkommen beim Blog aus der Dolmetscherkabine für die französische Sprache. Sie befinden sich in exakt diesem Augenblick in Berlin und teilen mit uns eine knapp zwei Quadratmeter kleine, schallisolierte Kabine.
Mitten in der Sommerpause eine international bestückte Lagebesprechung. Etliche Beteiligte sind aus dem Urlaub zurückgekehrt, manche genießen wie ich den Sommer in Berlin.
Das Wort "Lage" wird derzeit inflationär genutzt. Die Morgenlage bringt der Hörfunk um acht, die Gefährdungslage durch den Zuzug so vieler Ausländer wird erörtert, die Terrorlage neulich in München.
Der Begriff stammt vom Militär. So, wie bereits der "Standort", der seit Jahren zum aktiven Wortschatz der Ökonomen, Politiker und Wirtschaftspolitiken gehört. Sicherheit steht im Mittelpunkt. In Frankreich hat seit Jahrzehnten das militärische sécurité das zivile sûreté ersetzt.
Die rhetorische Bewaffnung gefällt mir gar
nicht. Ebenso wenig wie das Hyperventilieren mancher Politiker und
Medien. Schlimme Dinge geschehen derzeit, darin sind sich ja wohl alle
einig. Aber durch die ständigen Sprünge von Körper- zu Kopfstimme, das aufgeregte: "Wir wissen derzeit auch nichts Neues", das derzeit stunden- bis abendstundenlang gesendet wird (nach München), regt nur
Trittbrettfahrer an. Wie zu beweisen war.
Deutschlandfunk gestern in den News: "Ich fürchte, was das künftig für die Flüchtlingshilfe zu bedeuten hat, das werden wir sehen." Diesen Satz nicht zu senden, wäre auf das Gleiche hinausgelaufen.
Ich zähle zu jenen, die sich noch gut an die Fahndungsplakate der RAF in den Siebziger Jahren erinnern und in den Jahrzehnten danach an die Attentate in Paris. Verglichen mit dem Ende des 20. Jahrhunderts haben wir es heute in Europa mit weniger Terrorismus zu tun. Es sind die Medien und die sozialen Netzwerke, die die Wahrnehmung verändern.
Ich halte es mit dem Papst. Es ist kein Krieg der Ideologien oder der Religionen, sondern ein Krieg um Interessen, um Geld, um natürliche Ressourcen.
Meine Lage ist ganz gut, Danke der Nachfrage. Irgendwie schräg gelegen in der Nacht, die rechte Schulter zieht. In der engen Kabine kann ich mich gerade mal kurz recken und strecken, dann bin ich schon wieder am Mikro.
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Illustration: Bauzaun in Mitte
Mitten in der Sommerpause eine international bestückte Lagebesprechung. Etliche Beteiligte sind aus dem Urlaub zurückgekehrt, manche genießen wie ich den Sommer in Berlin.
Das Wort "Lage" wird derzeit inflationär genutzt. Die Morgenlage bringt der Hörfunk um acht, die Gefährdungslage durch den Zuzug so vieler Ausländer wird erörtert, die Terrorlage neulich in München.
Der Begriff stammt vom Militär. So, wie bereits der "Standort", der seit Jahren zum aktiven Wortschatz der Ökonomen, Politiker und Wirtschaftspolitiken gehört. Sicherheit steht im Mittelpunkt. In Frankreich hat seit Jahrzehnten das militärische sécurité das zivile sûreté ersetzt.
Gesehen am Stadtschlossbauzaun |
Deutschlandfunk gestern in den News: "Ich fürchte, was das künftig für die Flüchtlingshilfe zu bedeuten hat, das werden wir sehen." Diesen Satz nicht zu senden, wäre auf das Gleiche hinausgelaufen.
Ich zähle zu jenen, die sich noch gut an die Fahndungsplakate der RAF in den Siebziger Jahren erinnern und in den Jahrzehnten danach an die Attentate in Paris. Verglichen mit dem Ende des 20. Jahrhunderts haben wir es heute in Europa mit weniger Terrorismus zu tun. Es sind die Medien und die sozialen Netzwerke, die die Wahrnehmung verändern.
Ich halte es mit dem Papst. Es ist kein Krieg der Ideologien oder der Religionen, sondern ein Krieg um Interessen, um Geld, um natürliche Ressourcen.
Meine Lage ist ganz gut, Danke der Nachfrage. Irgendwie schräg gelegen in der Nacht, die rechte Schulter zieht. In der engen Kabine kann ich mich gerade mal kurz recken und strecken, dann bin ich schon wieder am Mikro.
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Illustration: Bauzaun in Mitte
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Sprachschatz
Montag, 25. Juli 2016
Kleinknüselkram
Hallo, bonjour, hello auf meinen Blogseiten aus dem Leben einer
Profidolmetscherin. Hier schreibe ich im neunten Jahr über die
Arbeitswelt der Sprachen. Ich arbeite in
Berlin, Leipzig, Hamburg, Lyon, Paris und dort, wo Sie
mich brauchen. Ich bin diesen Sommer im Berliner Büro.
Was steht an? Aktuelle Politik, Fragen der ökologischen Wärmedämmung eines Altbaus aus dem frühen 19. Jahrhundert und Kleinknüselkram. Das kann zum Beispiel sein: Warten auf die Fotos von den letzten Einsätzen, die eine Art Kommentarbeitrag zu den Ereignissen in Deutschland und Frankreich sein sollen, aber auch fünf Kostenvoranschläge an einem Tag, so lohnt es sich wirklich, der Herbst will vorbereitet sein.
Dann sucht eine Dolmetscherkollegin eine französische Untertitlerin oder einen Untertitler. Wer Filme auf diese Weise übersetzt, übt einen prekären Beruf aus. Wie Journalisten und Lektoren haben sie in den letzten Jahrzehnten die Entwertung ihrer beruflichen Fähigkeiten mitansehen müssen. Die schlechte Qualität vieler Untertitel hat inzwischen zahlreiche die Produktionsfirmen überzeugt, wieder mehr Geld auszugeben und direkt ihre Mitarbeiter zu suchen. (Vor einigen Jahren haben mich tatsächlich noch|Agenturen| Makler mit Hungerhonorarsätzen angesprochen und der Frage, ob ich nicht untertiteln möchte. Ja, aber ...)
Dem Lebenslauf, der mir auf den Tisch flattert, nähere ich mich professionell, auch wenn es sich eigentlich um eine Konkurrentin handelt, allerdings mit, bei schriftlichen Übersetzungen, einer anderen Zielsprache. Ich lese ihn kurzerhand Korrektur. Das sollten wir unter Kollegen regelmäßig machen und machen lassen, denn die berühmte Betriebsblindheit ... Lehrers Kinder, Müllers Vieh ...! Mehr sag ich nicht. Ihre Untertitelkorrekturen eines Berlinalefilms waren hervorragend, der Lebenslauf sollte das spiegeln.
Hiermit ist schon alles berichtet zu meiner Vision einer Wirtschaft nach menschlichem Maß: Es geht um Kooperation und nicht um Ellenbogen. Das Ganze vor dem Hintergrund, dass das Ergebnis bestmöglich sein soll.
Kleinknüselkram der besonderen Art: Die Kundin einer Kollegin muss
fürs Amt ein Formular ausfüllen, in dem das Baujahr ihrer Wohnung
abgefragt wird. Sie lebt in einer WG, hat keine Einsicht in den
Mietvertrag (in dem das Jahr steht). Ich bitte sie, mir Fotos vom Haus zu schicken, in dem sie lebt.
Fassade, Treppenhaus, Fenstern und Türen erzählen mehr. Dann schaue ich mir den historischen Stadtplan mit den Stadterweiterungen an. Und kann das Haus auf knapp 30 Jahre genau datieren: 1872-1900. Ich freue mich, als historisch Interessierte solchen "Mehrwert" leisten zu können. Die Betroffene hatte "irgendwas nach 1945" getippt.
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Fotos: privat
Was steht an? Aktuelle Politik, Fragen der ökologischen Wärmedämmung eines Altbaus aus dem frühen 19. Jahrhundert und Kleinknüselkram. Das kann zum Beispiel sein: Warten auf die Fotos von den letzten Einsätzen, die eine Art Kommentarbeitrag zu den Ereignissen in Deutschland und Frankreich sein sollen, aber auch fünf Kostenvoranschläge an einem Tag, so lohnt es sich wirklich, der Herbst will vorbereitet sein.
Dann sucht eine Dolmetscherkollegin eine französische Untertitlerin oder einen Untertitler. Wer Filme auf diese Weise übersetzt, übt einen prekären Beruf aus. Wie Journalisten und Lektoren haben sie in den letzten Jahrzehnten die Entwertung ihrer beruflichen Fähigkeiten mitansehen müssen. Die schlechte Qualität vieler Untertitel hat inzwischen zahlreiche die Produktionsfirmen überzeugt, wieder mehr Geld auszugeben und direkt ihre Mitarbeiter zu suchen. (Vor einigen Jahren haben mich tatsächlich noch
Dem Lebenslauf, der mir auf den Tisch flattert, nähere ich mich professionell, auch wenn es sich eigentlich um eine Konkurrentin handelt, allerdings mit, bei schriftlichen Übersetzungen, einer anderen Zielsprache. Ich lese ihn kurzerhand Korrektur. Das sollten wir unter Kollegen regelmäßig machen und machen lassen, denn die berühmte Betriebsblindheit ... Lehrers Kinder, Müllers Vieh ...! Mehr sag ich nicht. Ihre Untertitelkorrekturen eines Berlinalefilms waren hervorragend, der Lebenslauf sollte das spiegeln.
Hiermit ist schon alles berichtet zu meiner Vision einer Wirtschaft nach menschlichem Maß: Es geht um Kooperation und nicht um Ellenbogen. Das Ganze vor dem Hintergrund, dass das Ergebnis bestmöglich sein soll.
Berliner Hausdetails |
Fassade, Treppenhaus, Fenstern und Türen erzählen mehr. Dann schaue ich mir den historischen Stadtplan mit den Stadterweiterungen an. Und kann das Haus auf knapp 30 Jahre genau datieren: 1872-1900. Ich freue mich, als historisch Interessierte solchen "Mehrwert" leisten zu können. Die Betroffene hatte "irgendwas nach 1945" getippt.
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Fotos: privat
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Am Wegesrand aufgelesen
Sonntag, 24. Juli 2016
Klimawandel
Bonjour, guten Tag! Hier bloggt eine Sprachmittlerin, derzeit aus Berlin. Sonntags werde ich privat: Sonntagsfoto!
Climate change on my balcony: I observe all growing cycles in parallel!
Oder liegt es an der guten Komposterde eigener Hofgartenherstellung?
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Foto: C.E.
Climate change on my balcony: I observe all growing cycles in parallel!
Oder liegt es an der guten Komposterde eigener Hofgartenherstellung?
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Foto: C.E.
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Sonntagsbilder
Freitag, 22. Juli 2016
Gurgel-Übersetzung
Bonjour und herzlich willkommen auf den Seiten des 1. Blog Deutschlands, der im Inneren der
Dolmetscherkabine entsteht — oder am Übersetzerschreibtisch. Ich arbeite mit den Sprachen Französisch (aktiv und passiv) und Englisch (passiv).
Ich bin diesen Sommer im Berliner Büro.
Mails von Menschen, die so tun, als würden sie einem Geld schenken wollen, die aber in Wirklichkeit vom Empfänger welches haben wollen, werden Scammer genannt. Meistens disqualifizieren sie sich in ihren Mails durch haarsträubende Grammatik à la "Werte Frau/Mann, Ich sie haben wundervoller Botschaft mit 14 Millionen Dollar auf Ihr Bank account zu kommen."
Den Scammern schien die Qualität ihrer Nachrichten lange unwichtig gewesen zu sein. Das großzügige Geldargument sollte überzeugend genug sein. Inzwischen hat sich aber in diesen Kreisen offenbar rumgesprochen, von welch zweifelhafter Güte die "Übertragungen" des Datenwasserspeiers "Gargyole" so sind, der uns Übersetzern und Dolmetschern an die Gurgel will, also uns am liebsten (kostenpflichtig) ersetzen möchte, weshalb er gerne auch mal als "Dr. Gurgel" apostrophiert wird.
Wer hat die nur informiert? Vielleicht sollten wir diese Person bitten, auch mal bei etlichen potentiellen Kunden anzurufen, die uns immer wieder mal angeblich übersetzte Dateien mit der Bitte um Korrektur senden. Diese Absender können durchaus auch "Agenturen" seien, darunter viele in Werbung und Medien höchstpräsente Firmen und Startups, allesamt nur Makler, die sich allerdings 50 bis 75 % von Honorar und Nebenkosten für Telefondienste genehmigen und dann selbst nur weiter "gurgeln", bis sie ein Opfer haben ...(das müssen dann z.T. keine Profis sein).
Und ja, es soll auch gute Agenturen geben. Ich kenne leider keine.
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Foto: Netzfund
Ich bin diesen Sommer im Berliner Büro.
Mails von Menschen, die so tun, als würden sie einem Geld schenken wollen, die aber in Wirklichkeit vom Empfänger welches haben wollen, werden Scammer genannt. Meistens disqualifizieren sie sich in ihren Mails durch haarsträubende Grammatik à la "Werte Frau/Mann, Ich sie haben wundervoller Botschaft mit 14 Millionen Dollar auf Ihr Bank account zu kommen."
Den Scammern schien die Qualität ihrer Nachrichten lange unwichtig gewesen zu sein. Das großzügige Geldargument sollte überzeugend genug sein. Inzwischen hat sich aber in diesen Kreisen offenbar rumgesprochen, von welch zweifelhafter Güte die "Übertragungen" des Datenwasserspeiers "Gargyole" so sind, der uns Übersetzern und Dolmetschern an die Gurgel will, also uns am liebsten (kostenpflichtig) ersetzen möchte, weshalb er gerne auch mal als "Dr. Gurgel" apostrophiert wird.
Wer hat die nur informiert? Vielleicht sollten wir diese Person bitten, auch mal bei etlichen potentiellen Kunden anzurufen, die uns immer wieder mal angeblich übersetzte Dateien mit der Bitte um Korrektur senden. Diese Absender können durchaus auch "Agenturen" seien, darunter viele in Werbung und Medien höchstpräsente Firmen und Startups, allesamt nur Makler, die sich allerdings 50 bis 75 % von Honorar und Nebenkosten für Telefondienste genehmigen und dann selbst nur weiter "gurgeln", bis sie ein Opfer haben ...(das müssen dann z.T. keine Profis sein).
Und ja, es soll auch gute Agenturen geben. Ich kenne leider keine.
Heute im Mailbriefkasten |
Foto: Netzfund
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Donnerstag, 21. Juli 2016
Sommer!
Bonjour, hier liest, denkt und schreibt eine Dolmetscherin und Übersetzerin. Ich arbeite in Paris, Berlin, Cannes, Warnemünde und dort, wo Sie mich brauchen.
Diese Woche verabschieden sich die Berliner Kinder in die Schulferien. Unser Urlaub geht schon wieder zu Ende, wir halten diesen Sommer die Stellung im Büro in Berlin!
Ich wünsche meinen Kunden, Kollegen und auch allen anderen Leserinnen und Lesern einen schönen Sommer, trotz der oft bedrückenden Weltlage.
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Foto: privat
Diese Woche verabschieden sich die Berliner Kinder in die Schulferien. Unser Urlaub geht schon wieder zu Ende, wir halten diesen Sommer die Stellung im Büro in Berlin!
Ich wünsche meinen Kunden, Kollegen und auch allen anderen Leserinnen und Lesern einen schönen Sommer, trotz der oft bedrückenden Weltlage.
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Foto: privat
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Mittwoch, 20. Juli 2016
Wer rastet, der ...
Welcome, bienvenue, guten Tag! Was Dolmetscher und Übersetzer machen, können Sie hier lesen. Meine Sprachen sind Französisch
(als Ausgangs- und Zielsprache) und Englisch (Ausgangssprache). Ich arbeite in Paris, Rennes, München, Berlin und dort, wo Sie mich brauchen.
Dann kommt noch die Frage einer Kollegin rein: Wie ließe sich "wer rastet, der rostet" ins Französische übertragen? Ich denke ein wenig nach ... rosten heißt rouiller auf Französisch, rasten faire une halte (hier steckt das deutsche "Halt" drin), se reposer, faire la pause usw. Die wörtliche Übertragung wäre also Qui se repose, rouille.
Das liegt nicht weit entfernt von Se reposer, c'est se rouiller (sich ausruhen bedeutet rosten), sogar mit Reimschema, aber irgendwie klingt's übersetzt oder ähnlich phantasielos wie S'arrêter, c'est reculer ("stehenbleiben bedeutet zurückschreiten"). Hier wird einfach nur darauf gesetzt, dass ein Großteil der französischen Verben auf -er endet. Diese Lösungen wirkt nicht so elegant wie das deutsche Sprichwort, das in seiner Kürze nicht zu überbieten ist.
Ich stehe kurz vor der eigenen Pause. Nein, nur Mittagspause, im Urlaub war ich diesen Sommer schon, reingequetscht zwischen Dolmetschtermine, trotzdem schön. Jetzt hab ich Stallwache in Berlin und darf auch gleich spannende Themen beackern, etliches außerhalb jeglicher Konferenzschemata, weil Dolmetscher und Übersetzer eben auch soziale Berufe sind. Auf dem Tisch liegen:
⊗ Homosexualität und Religionen, gleich im Plural
⊗ Produktionsbegleitende Texte zu einem Weihnachtsfilm
⊗ Abnahme einer Untertitelung
⊗ Arbeits- und Lebenssituation kreativer Freiberufler
⊗ Bodengesundheit
An der Übersetzungsfrage puzzle ich zwei Minuten lang rum, eigentlich fast ziel- und absichtslos, und finde eine mögliche Lösung: Qui trop se repose, risque la sclérose, "Wer sich zu viel ausruht, riskiert die Verkalkung" ... mit Endreim natürlich!
Solche kleinen Verschiebungen sind uralte Übersetzertricks. Eine andere Verschiebung ist diese hier: Grouille avant que ça rouille !, wörtlich: "Mach hinne, bevor Rost ansetzt!"... die aus dem Netz gefischte Lösung ist auch schön, aber anderes Sprachniveau. Es ist schon klasse, so viel Auswahl zu haben. Und die französische Entsprechung ohnehin: L'oisiveté est mère de tous les vices, "Müßiggang ist aller Laster Anfang" (auf Französisch: "die Mutter aller Laster"), und völlig rostfrei noch dazu.
P.S.: Die Kollegin hat am Ende bouger, éviter de rouiller ("bewegen, vermeiden zu rosten") gewählt, weil's positiver sei.
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Foto: Sylvain Coutandin
Dann kommt noch die Frage einer Kollegin rein: Wie ließe sich "wer rastet, der rostet" ins Französische übertragen? Ich denke ein wenig nach ... rosten heißt rouiller auf Französisch, rasten faire une halte (hier steckt das deutsche "Halt" drin), se reposer, faire la pause usw. Die wörtliche Übertragung wäre also Qui se repose, rouille.
Das liegt nicht weit entfernt von Se reposer, c'est se rouiller (sich ausruhen bedeutet rosten), sogar mit Reimschema, aber irgendwie klingt's übersetzt oder ähnlich phantasielos wie S'arrêter, c'est reculer ("stehenbleiben bedeutet zurückschreiten"). Hier wird einfach nur darauf gesetzt, dass ein Großteil der französischen Verben auf -er endet. Diese Lösungen wirkt nicht so elegant wie das deutsche Sprichwort, das in seiner Kürze nicht zu überbieten ist.
Ich stehe kurz vor der eigenen Pause. Nein, nur Mittagspause, im Urlaub war ich diesen Sommer schon, reingequetscht zwischen Dolmetschtermine, trotzdem schön. Jetzt hab ich Stallwache in Berlin und darf auch gleich spannende Themen beackern, etliches außerhalb jeglicher Konferenzschemata, weil Dolmetscher und Übersetzer eben auch soziale Berufe sind. Auf dem Tisch liegen:
⊗ Homosexualität und Religionen, gleich im Plural
⊗ Produktionsbegleitende Texte zu einem Weihnachtsfilm
⊗ Abnahme einer Untertitelung
⊗ Arbeits- und Lebenssituation kreativer Freiberufler
⊗ Bodengesundheit
An der Übersetzungsfrage puzzle ich zwei Minuten lang rum, eigentlich fast ziel- und absichtslos, und finde eine mögliche Lösung: Qui trop se repose, risque la sclérose, "Wer sich zu viel ausruht, riskiert die Verkalkung" ... mit Endreim natürlich!
Solche kleinen Verschiebungen sind uralte Übersetzertricks. Eine andere Verschiebung ist diese hier: Grouille avant que ça rouille !, wörtlich: "Mach hinne, bevor Rost ansetzt!"... die aus dem Netz gefischte Lösung ist auch schön, aber anderes Sprachniveau. Es ist schon klasse, so viel Auswahl zu haben. Und die französische Entsprechung ohnehin: L'oisiveté est mère de tous les vices, "Müßiggang ist aller Laster Anfang" (auf Französisch: "die Mutter aller Laster"), und völlig rostfrei noch dazu.
P.S.: Die Kollegin hat am Ende bouger, éviter de rouiller ("bewegen, vermeiden zu rosten") gewählt, weil's positiver sei.
Schnitt mit zwei Monitoren |
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Foto: Sylvain Coutandin
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Montag, 11. Juli 2016
Krossang
Guten Tag oder Abend, interessieren Sie sich für Dolmetschen und
Übersetzen? Dann sind Sie hier auf meinen digitalen Tagebuchseiten
goldrichtig.
Goldrichtig, nein, goldfarben ist auch das croissant au beurre, das mit Fug und Recht un croissant genannt werden darf und nicht, wie einst in der schwäbischen Pampa, "Krossang" genannt werden muss, weil es so deutsch ist. Das Wort Krossang geht auf unseren französischen Nachbarn von einst zurück, Louis R., der genau mit dieser Begründung mit mir Französischschülerin seine bösen Scherze trieb.
Endlich wieder länger zuhause, und so habe ich gleich blumen- und hummelnährende Pflanzen auf dem Balkon und im Garten ausgesäht, die hoffentlich bis Ende August blühen, Berge Wäsche gewaschen und dann Berliner Morgenroutine erprobt.
Erst am Ufer joggen gehen, dann mit Café-Croissant im Nachbarhaus frühstücken, beim besten Croissantbäcker Berlins (... das Brot ist auch nicht schlecht). Berlin ist schon in Ferienlaune. Die Hauptstädter sind gelassener, an jeder Straßenecke werden diverse Sprachen gesprochen und ständig Fotoapparate gezückt.
Oft bleibe ich morgens aber beim selbstgeschrotenen Früchtemüsli. Das hält länger vor. Das ist wichtig. Ich muss mir nur ein Kochbuch kaufen und habe schon zugenommen, die Entbehrungen meiner Vorfahren im Krieg haben bei mir genetisch voll durchgeschlagen. Naja, positiv gewendet: Gute Futterwerter dürfen mehr Bücher kaufen.
Die Croissants und diverse Brotsorten gibt's hier: The Bread Station, Maybachufer 16, 12047 Berlin, aus unterschiedlichen Bio-Mehlen, die vor Ort gemahlen werden.
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Fotos: C.E.
Cappuchinokunstwerk |
Endlich wieder länger zuhause, und so habe ich gleich blumen- und hummelnährende Pflanzen auf dem Balkon und im Garten ausgesäht, die hoffentlich bis Ende August blühen, Berge Wäsche gewaschen und dann Berliner Morgenroutine erprobt.
Erst am Ufer joggen gehen, dann mit Café-Croissant im Nachbarhaus frühstücken, beim besten Croissantbäcker Berlins (... das Brot ist auch nicht schlecht). Berlin ist schon in Ferienlaune. Die Hauptstädter sind gelassener, an jeder Straßenecke werden diverse Sprachen gesprochen und ständig Fotoapparate gezückt.
Oft bleibe ich morgens aber beim selbstgeschrotenen Früchtemüsli. Das hält länger vor. Das ist wichtig. Ich muss mir nur ein Kochbuch kaufen und habe schon zugenommen, die Entbehrungen meiner Vorfahren im Krieg haben bei mir genetisch voll durchgeschlagen. Naja, positiv gewendet: Gute Futterwerter dürfen mehr Bücher kaufen.
Die Croissants und diverse Brotsorten gibt's hier: The Bread Station, Maybachufer 16, 12047 Berlin, aus unterschiedlichen Bio-Mehlen, die vor Ort gemahlen werden.
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Fotos: C.E.
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Alltag
Sonntag, 10. Juli 2016
Dorfleben
Ob absichtlich oder geplant, Sie lesen auf den Blogseiten einer
Dolmetscherin und Übersetzerin, die in Paris, Berlin und überall dort
arbeitet, wo Sie meine Dienste brauchen. Sonntags werde ich hier privat.
Wohn- und Lebensgewohnheiten, räumliche Muster, sind sicher eine Folge der Weltwahrnehmung und der Gewohnheiten. Wenn ich mich beobachte, kann ich sagen, dass die Strukturen immer gleich geblieben sind. Genauer gesagt: In Paris und Berlin lebe ich sehr ähnlich, in meinem jeweiligen Dorf nämlich, die Eckpunkte markieren Bibliotheken, Kulturinstitute, Hochschulen, Kinos, Buchläden, Museen und natürlich Wohnungen von Freunden sowie schöne Ecken der Stadt.
In Berlin kommt noch der per Rad erreichbare Badesee hinzu.
Dabei ist immer der Kiez wichtig, le quartier, das Wohnviertel: Die morgendliche Joggingstrecke, die Kiezkinos, die Abendpromenaden, der Schnack mit den Einzelhändlern und ihren Mitarbeitern.
In unserem Berliner Haus kennen die Mitbewohner einander; wir wissen oft sogar, wer die Nachbarn im Gebäude nebenan sind, und etliche aus dem Haus und dem Kiez kümmern sich gemeinsam um Gärtchen und öffentliches Grün, das ist ganz wunderbar. In Paris leben alle zurückgezogener, was an der hohen Bevölkerungsdichte liegt, naja, auch. Aber komisch ist es schon. Meistens wünschen sich in Paris die Menschen auf der Treppe nicht spontan "Guten Tag", sondern sie entschuldigen sich auf engen Stiegen mit "Pardon!" für ihre Anwesenheit und den möglichen Störfaktor. Der Dorfbewohner möchte einsam sein. Natürlich übertreibe ich, aber nur leicht.
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Foto: C.E.
Am Ufer des Landwehrkanals |
In Berlin kommt noch der per Rad erreichbare Badesee hinzu.
Dabei ist immer der Kiez wichtig, le quartier, das Wohnviertel: Die morgendliche Joggingstrecke, die Kiezkinos, die Abendpromenaden, der Schnack mit den Einzelhändlern und ihren Mitarbeitern.
In unserem Berliner Haus kennen die Mitbewohner einander; wir wissen oft sogar, wer die Nachbarn im Gebäude nebenan sind, und etliche aus dem Haus und dem Kiez kümmern sich gemeinsam um Gärtchen und öffentliches Grün, das ist ganz wunderbar. In Paris leben alle zurückgezogener, was an der hohen Bevölkerungsdichte liegt, naja, auch. Aber komisch ist es schon. Meistens wünschen sich in Paris die Menschen auf der Treppe nicht spontan "Guten Tag", sondern sie entschuldigen sich auf engen Stiegen mit "Pardon!" für ihre Anwesenheit und den möglichen Störfaktor. Der Dorfbewohner möchte einsam sein. Natürlich übertreibe ich, aber nur leicht.
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Foto: C.E.
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Sonntagsbilder
Freitag, 8. Juli 2016
Footballistique
Ob in Paris, Berlin, München, Marseille, Schwerin oder Arcachon, als Dolmetscherin für die französische Sprache werde ich auf Konferenzen, Schulungen, Festivals, bei Dreharbeiten und Euro-Betriebsratssitzungen sowie für Privatpersonen tätig. Hier können Sie meine Randnotizen mitlesen.
"Footballistique" würden die Nachrichten, meint der Sprecher der französischen Hauptabendnachrichten, der das Programm am Freitagabend mit einem Spiel aufmacht, das schon fast 24 Stunden zurückliegt. Er denkt bei dem Wort natürlich an das von der Équipe gewonnenen Match.
Angesichts der News, die in Deutschland "auf der Eins" sind, macht mein sprachdominiertes Hirn gleich was anderes draus, es denkt an "Ballistik" und die Scharfschützen von Dallas. In meinem Kopf verschmelzen die Nachrichten.
Die deutsche Tagesschau hat nicht nur damit aufgemacht, sondern dem Gewaltthema auch noch einen "Brennpunkt" gewidmet. Keinen Unterschied in der Schreibung gibt es zwischen meinen beiden Wörtern, wohl aber einen bedeutenden in der Aussprache, [futbOlistik], das football auf englische Art, versus [futbAlistik]. Beide Begriffe stehen übrigens in keinem Wörterbuch.
Die bei einem kurzen Zusammenschnitt von "Vox pop" (vox populi) in Frankreich eingefangenen Zuschauerstimmen sind erhellend. Micro-trott' (microphone sur le trottoir, das Mikro auf dem Gehweg) nennen es die Franzosen. Hier habe man ja deutsche Strenge sehen können, sagt eine befragte Frau in Archachon, aber französischer Schwung und Brillanz (rigueur ↔ fouge et flamboyance) hätten das Ergebnis gebracht.
Die Hauptabendnachrichten um 20.00 Uhr im Sender France 2 dauern insgesamt 36 Minuten und 21 Sekunden, die Fußballbeiträge scheinen einige Sekunden mehr als die Hälfte der Sendezeit: 18'15". Tief saß die Schmach der Franzosen, seit Jahrzehnten im Fußball Deutschland unterlegen zu sein. Dann kommt der Nato-Gipfel in Warschau dran, aber auch nur unter einem Fußballgesichtspunkt. Und schon geht es weiter mit Fußball ... mit dem Ausblick auf Sonntag. Das zweite Thema beginnt erst in der 21. Minute!
So viel muss die Dolmetscherin vom Aktuellen mitbekommen, und das exzessiv behandelte Fußballthema ist angesichts der Lage Frankreichs Anlass eher zur Sorge.
Fußball zählt, wenn ich nicht gerade in Begleitung des weltbesten Patensohns bin, nicht gerade zu meinen Hauptinteressen. Hätte ich heute eine Konferenz zu verdolmetschen gehabt, ich hätte gestern zum Konferenzrelevanten noch etliche Begriffe wiederholt wie: Trainer, Stürmer, Torverteidiger, Ballwechsel, Straf- und Reservebank, Elfmeter, Abseits und dergleichen mehr. Denn sehr gerne nehmen Moderatoren auf aktuelle Themen Bezug, die einen Großteil der Gäste interessieren könnten.
Spoiler les buts à quelqu'un schnappe ich noch kurz auf. Manche haben in Frankreich ein Kabelprogramm abonniert, das dann 20 Sekunden früher die Tore bringt. "Ein Filmende spoilern" oder "Spoileralarm" ist auf Deutsch auch seit einiger Zeit (gefühlt seit zwei Jahren) zu hören.
An einem Fahrzeug ist Spoiler ein Bauteil, dessen Eigenschaft es ist, die Fahrzeugumströmung zu optimieren, was mit Erlkönigen in Windkanälen getestet wird. Auf Englisch heißt to spoil so viel wie "verderben", also hier das Verraten wesentlicher Handlungselemente von Filmen, Büchern oder sonstigen der Unterhaltung dienenden Werken.
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Illustration: France 2
Knapp mehr als die Hälfte |
Angesichts der News, die in Deutschland "auf der Eins" sind, macht mein sprachdominiertes Hirn gleich was anderes draus, es denkt an "Ballistik" und die Scharfschützen von Dallas. In meinem Kopf verschmelzen die Nachrichten.
Die deutsche Tagesschau hat nicht nur damit aufgemacht, sondern dem Gewaltthema auch noch einen "Brennpunkt" gewidmet. Keinen Unterschied in der Schreibung gibt es zwischen meinen beiden Wörtern, wohl aber einen bedeutenden in der Aussprache, [futbOlistik], das football auf englische Art, versus [futbAlistik]. Beide Begriffe stehen übrigens in keinem Wörterbuch.
Die bei einem kurzen Zusammenschnitt von "Vox pop" (vox populi) in Frankreich eingefangenen Zuschauerstimmen sind erhellend. Micro-trott' (microphone sur le trottoir, das Mikro auf dem Gehweg) nennen es die Franzosen. Hier habe man ja deutsche Strenge sehen können, sagt eine befragte Frau in Archachon, aber französischer Schwung und Brillanz (rigueur ↔ fouge et flamboyance) hätten das Ergebnis gebracht.
Die Hauptabendnachrichten um 20.00 Uhr im Sender France 2 dauern insgesamt 36 Minuten und 21 Sekunden, die Fußballbeiträge scheinen einige Sekunden mehr als die Hälfte der Sendezeit: 18'15". Tief saß die Schmach der Franzosen, seit Jahrzehnten im Fußball Deutschland unterlegen zu sein. Dann kommt der Nato-Gipfel in Warschau dran, aber auch nur unter einem Fußballgesichtspunkt. Und schon geht es weiter mit Fußball ... mit dem Ausblick auf Sonntag. Das zweite Thema beginnt erst in der 21. Minute!
So viel muss die Dolmetscherin vom Aktuellen mitbekommen, und das exzessiv behandelte Fußballthema ist angesichts der Lage Frankreichs Anlass eher zur Sorge.
Fußball zählt, wenn ich nicht gerade in Begleitung des weltbesten Patensohns bin, nicht gerade zu meinen Hauptinteressen. Hätte ich heute eine Konferenz zu verdolmetschen gehabt, ich hätte gestern zum Konferenzrelevanten noch etliche Begriffe wiederholt wie: Trainer, Stürmer, Torverteidiger, Ballwechsel, Straf- und Reservebank, Elfmeter, Abseits und dergleichen mehr. Denn sehr gerne nehmen Moderatoren auf aktuelle Themen Bezug, die einen Großteil der Gäste interessieren könnten.
Spoiler les buts à quelqu'un schnappe ich noch kurz auf. Manche haben in Frankreich ein Kabelprogramm abonniert, das dann 20 Sekunden früher die Tore bringt. "Ein Filmende spoilern" oder "Spoileralarm" ist auf Deutsch auch seit einiger Zeit (gefühlt seit zwei Jahren) zu hören.
An einem Fahrzeug ist Spoiler ein Bauteil, dessen Eigenschaft es ist, die Fahrzeugumströmung zu optimieren, was mit Erlkönigen in Windkanälen getestet wird. Auf Englisch heißt to spoil so viel wie "verderben", also hier das Verraten wesentlicher Handlungselemente von Filmen, Büchern oder sonstigen der Unterhaltung dienenden Werken.
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Illustration: France 2
Kategorien:
Am Wegesrand aufgelesen,
Sprachschatz
Donnerstag, 7. Juli 2016
Glück wünschen
Wer als Sprachmittler wie ich sich zwischen zwei Kulturen und Sprachen bewegt, hat natürlich seine Lieblinge. An diesem Donnerstag geht die Europa-Fußballmeisterschaft ins Halbfinale.
"Für wen biste denn heute Abend?", werde ich den ganzen Tag lang gefragt.
Ich antworte wie eine gute Mutter von zwei (oder mehr) Kindern: "Ich liebe jedes am meisten!"
Zum Glück hab ich genauso viele Hände, wie Länder im Endspiel stehen. Je croise les doigts pour l'équipe française & ich drücke der deutschen Mannschaft die Daumen. (Les allemands pressent le pouce, während die Franzosen Finger kreuzen.)
So unterschiedlich geht das mit dem Glückwünschen in den Sprachräumen. Wer genau hinsieht, bemerkt übrigens: Französisch kann ich mit links, und deutsch bin ich von Rechts wegen ... (Und egal, wie das Spiel ausgeht, ich gehöre zu den Gewinnern!)
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Fotos: C.E.
"Für wen biste denn heute Abend?", werde ich den ganzen Tag lang gefragt.
Ich antworte wie eine gute Mutter von zwei (oder mehr) Kindern: "Ich liebe jedes am meisten!"
Zum Glück hab ich genauso viele Hände, wie Länder im Endspiel stehen. Je croise les doigts pour l'équipe française & ich drücke der deutschen Mannschaft die Daumen. (Les allemands pressent le pouce, während die Franzosen Finger kreuzen.)
So unterschiedlich geht das mit dem Glückwünschen in den Sprachräumen. Wer genau hinsieht, bemerkt übrigens: Französisch kann ich mit links, und deutsch bin ich von Rechts wegen ... (Und egal, wie das Spiel ausgeht, ich gehöre zu den Gewinnern!)
Croiser les doigts |
Daumen drücken |
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Fotos: C.E.
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Am Wegesrand aufgelesen,
Sprachschatz
Dienstag, 5. Juli 2016
Merci beaucoup XVI
Notre Dame in der Grimm-Bibliothek |
"Können wir Sie abonnieren?", fragt die Veranstalterin nach dem Ende des Events. Was für ein schöner Kommentar.
Lustig auch das da, aus dem Mund einer Französin: "Du musst Deutsch als Hauptsprache haben, Du hast den Redetext ja ins Deutsche übersetzt. Aber immer wieder habe ich vergessen, dass Du Deutsche bist. Ich wollte Dich heute den halben Tag lang fragen, wo in Frankreich Du genau herkommst, man hört so gar nichts! Ach ja, und heute Abend wollte ich Dir sagen, dass bei Dir, wenn Du müde wirst, Berlin abgefärbt hat, da hast Du dann einen leichten deutschen Akzent ...! — Mein Unterbewusstsein hat Dich die ganze Zeit als Französin wahrgenommen!"
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Foto: C.E., So haben wir "einst"
Kunstgeschichte gelernt
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Merci beaucoup
Montag, 4. Juli 2016
Im Hörsaal
Was Dolmetscher und Übersetzer machen, die mit Französisch zu tun haben, wie wir arbeiten, darüber berichte ich an dieser Stelle im zehnten Jahr. Hier noch, wie die letzte Woche zu Ende ging.
Es gibt Einsätze, da bin ich Übersetzerin und Dolmetscherin zugleich. Für eine 60- bis 75-minütige Veranstaltung übersetze ich erst einen wissenschaftlichen Beitrag, anschließend dolmetsche ich die Diskussion zum Vortrag eine halbe Stunde lang simultan. Derlei lässt sich sogar als Solo-Einsatz gut bestreiten (während wir sonst immer alle 30, 40 Minuten eine Ablösung brauchen).
Ein Lesetext flatterte mir da auf den Tisch, kein Sprechtext. Was ich für eine Konferenz über eine Kulturzeitschrift bearbeiten darf, wird sicher mal ein wunderbarer Beitrag für nämliche Kulturzeitschrift. Am ersten Tag lese ich. Wie immer bin ich erstmal kurz schockiert: Wie, das soll ich übertragen? Ist das schwer!
Dann lese ich mich ein, sitze in der Bibliothek, lese Hintergründe, Begleitexte aus der Zeit. Am Tag darauf lese ich den Text wieder: Schon besser. Und ich mache mir Notizen, finde schon Lösungen.
Dann blockiere ich ausreichend Stunden, zwei Vormittage à sechs Stunden, und lege los. Am Ende steht noch ein halber Tag Korrekturlesen und Probesprechen auf dem Programm.
Der Text ist hochkomplex und bietet bis zu fünf Schachtelungen je Satz an. Zum Hören ist das nicht ideal. Ich entschachtele hier und dort und baue neue Sätze. Ich füge den sehr sehr dichten Sätzen, bei deren Erstellung mit Verben gegeizt worden war, erstmal ein Dutzend Satzzeichen und Wörter hinzu. Dadurch verändere ich den Charakter des Textes macht, mehr Handlung, weniger Mäandern. Die Grundstruktur aber bleibt. Und beim Zuhören ist der Eindruck derselbe, denn Lese- und Hörtexte folgen anderen Gesetzen.
Das am Ende in der anderen Sprache kein anderer Texteindruck ensteht, ist wesentlich. Schachtelsätze, bei denen das Leseauge zurückspringen kann, das Höhrerohr aber nicht, werden im Vortrag wie mit einer Lupe vergrößert. Die Übersetzung weist noch andere Schwierigkeiten auf.
Ein-, zweimal hänge ich inhaltlich fest. Ich springe dorthin, wo ich wieder mitkomme. Am Ende klären sich solche Stellen immer auf.
Problematische Partien oder Wörter enthalten jeweils ein Sternchen; später kann ich sehr einfach von Stelle zu Stelle springen, die noch erhöhte Aufmerksamkeit braucht.
Dann geht es in die Universität. Vor Ort richte ich mich ein. Ich warne den Redner vor, dass meine Textversion etwas länger braucht zum Sprechen. Wir legen los. Er wartet einige Male auf mich, wir schauen einander wie die Musiker bei den jeweiligen Einsätzen kurz an, nicken und sprechen weiter. Zwischendurch improvisiert er Überleitungen, die ich simultan dolmetsche.
Einmal fasst er einen Absatz kurz zusammen und springt dann. Ich komme aus dem Takt. Er spricht weiter — noch immer kein Manuskript. Ich dolmetsche weiter, merke aber: Redundanz, Redundanz! Die zweite Schleife mache ich nicht mit, lese lieber nochmal kurz den Anfang des nächsten Absatzes (in beiden Sprachen), um gleich sicher sein zu können. Atme tief durch, murmele mir flüsternd zu: "Alles gut!" Einige lachen freundlich. (Ich glaube, er hatte auch den Absatz aus den Augen verloren, der eigentlich dran war.)
Für die Diskussion verlasse ich meine Position neben dem Podium, um alle Beteiligten besser zu hören und zu sehen.
Am Ende sind alle happy, ich zuallererst, und die Ohren glühen mir wegen der schönen Komplimente. Später essen wir zusammen, dann tanzen wir! Was für ein wunderbares Saisonende! Merci beaucoup !
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Fotos: C.E.
Grau und Bordeauxrot dominieren ... |
Ein Lesetext flatterte mir da auf den Tisch, kein Sprechtext. Was ich für eine Konferenz über eine Kulturzeitschrift bearbeiten darf, wird sicher mal ein wunderbarer Beitrag für nämliche Kulturzeitschrift. Am ersten Tag lese ich. Wie immer bin ich erstmal kurz schockiert: Wie, das soll ich übertragen? Ist das schwer!
Dann lese ich mich ein, sitze in der Bibliothek, lese Hintergründe, Begleitexte aus der Zeit. Am Tag darauf lese ich den Text wieder: Schon besser. Und ich mache mir Notizen, finde schon Lösungen.
Dann blockiere ich ausreichend Stunden, zwei Vormittage à sechs Stunden, und lege los. Am Ende steht noch ein halber Tag Korrekturlesen und Probesprechen auf dem Programm.
Der Text ist hochkomplex und bietet bis zu fünf Schachtelungen je Satz an. Zum Hören ist das nicht ideal. Ich entschachtele hier und dort und baue neue Sätze. Ich füge den sehr sehr dichten Sätzen, bei deren Erstellung mit Verben gegeizt worden war, erstmal ein Dutzend Satzzeichen und Wörter hinzu. Dadurch verändere ich den Charakter des Textes macht, mehr Handlung, weniger Mäandern. Die Grundstruktur aber bleibt. Und beim Zuhören ist der Eindruck derselbe, denn Lese- und Hörtexte folgen anderen Gesetzen.
Das am Ende in der anderen Sprache kein anderer Texteindruck ensteht, ist wesentlich. Schachtelsätze, bei denen das Leseauge zurückspringen kann, das Höhrerohr aber nicht, werden im Vortrag wie mit einer Lupe vergrößert. Die Übersetzung weist noch andere Schwierigkeiten auf.
... noch ohne gelben Punkt |
Problematische Partien oder Wörter enthalten jeweils ein Sternchen; später kann ich sehr einfach von Stelle zu Stelle springen, die noch erhöhte Aufmerksamkeit braucht.
Dann geht es in die Universität. Vor Ort richte ich mich ein. Ich warne den Redner vor, dass meine Textversion etwas länger braucht zum Sprechen. Wir legen los. Er wartet einige Male auf mich, wir schauen einander wie die Musiker bei den jeweiligen Einsätzen kurz an, nicken und sprechen weiter. Zwischendurch improvisiert er Überleitungen, die ich simultan dolmetsche.
Einmal fasst er einen Absatz kurz zusammen und springt dann. Ich komme aus dem Takt. Er spricht weiter — noch immer kein Manuskript. Ich dolmetsche weiter, merke aber: Redundanz, Redundanz! Die zweite Schleife mache ich nicht mit, lese lieber nochmal kurz den Anfang des nächsten Absatzes (in beiden Sprachen), um gleich sicher sein zu können. Atme tief durch, murmele mir flüsternd zu: "Alles gut!" Einige lachen freundlich. (Ich glaube, er hatte auch den Absatz aus den Augen verloren, der eigentlich dran war.)
Für die Diskussion verlasse ich meine Position neben dem Podium, um alle Beteiligten besser zu hören und zu sehen.
Am Ende sind alle happy, ich zuallererst, und die Ohren glühen mir wegen der schönen Komplimente. Später essen wir zusammen, dann tanzen wir! Was für ein wunderbares Saisonende! Merci beaucoup !
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Fotos: C.E.
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Arbeitsplätze
Sonntag, 3. Juli 2016
Berliner Fans
Bonjour, hello, guten Tag! Hier bloggt eine Spracharbeiterin.
Paris, Cannes, Hamburg, Köln, Hamburg und Berlin sind meine
Einsatzorte, Französisch (aktiv) neben Deutsch sowie Englisch (als
Ausgangssprache) die Arbeitssprachen. Übersetzer und Dolmetscher haben
auch ein Privatleben. Sonntagsbild!
Mein Berliner "Heimatbezirk" Neukölln ist und bleibt ein Arbeiterbezirk. Heute leben hier Geistesarbeiter aus allen Ländern Tür an Tür mit der Arbeiterklasse von einst (auch ziemlich international). Daher spielt Sport hier eine große Rolle.
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Foto: C.E.
Mein Berliner "Heimatbezirk" Neukölln ist und bleibt ein Arbeiterbezirk. Heute leben hier Geistesarbeiter aus allen Ländern Tür an Tür mit der Arbeiterklasse von einst (auch ziemlich international). Daher spielt Sport hier eine große Rolle.
Gesehen in der Hobrechtstraße |
Foto: C.E.
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Sonntagsbilder
Freitag, 1. Juli 2016
Die Siebente
Hallo auf den Blogseiten einer Übersetzerin und Dolmetscherin.
Hier berichte ich aus dem Inneren der Dolmetscherkabine oder vom Übersetzerschreibtisch. Die Kongresssaison geht dem Ende zu.
Manchmal bin ich im Home office einfach nur im siebenten Himmel. Das ist dieser Tage der Fall. Ich übersetzte für einen Kongress einen Text, der einem Kunsthistoriker gewidmet ist, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelebt hat. Er hat die Entstehung des Kinos theoretisch begleitet, die siebente Kunst (dieser Begriff geht, wie ich lerne, auf Ricciotto Canudo zurück).
Da es hier um maximal das erste Vierteljahrhundert geht, darf ich mir die ganze Zeit ein 20. Jahrhundert ohne den Zweiten Weltkrieg mit seinem zentralen Zivilisationsbruch denken. Wie vielversprechend schien doch gerade vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs den Menschen ihr neues Jahrhundert!
Und wie sehr müssen wir heute auf unseres achtgeben, über dem schon seit langem tiefe Schatten liegen!
Draußen zwitschern die Vögel, ab und zu fährt ein Touristenschiff vorbei, in der Ferne lärmt in leiser Geschäftigkeit der Wochenmarkt und direkt unter meinem Fenster steht ein Violinist (es könnte auch eine Violinistin sein, die Blätter verdecken die Person) und spielt richtig, richtig gut.
Dazu diktiere ich meine Übersetzung in den Computer. Das geht hervorragend. Vielleicht auch deshalb, weil ich akzentfrei Hochdeutsch spreche und einst auch Sprecherziehung bekommen habe. Die Grundlagen waren schon gut, Elternhaus sei Dank. Dabei fällt mir eine längst vergessene Episode wieder ein, als es mich mit diesem Idiom nämlich im zarten Alter von 14 Jahren nach Schwaben verschlug und ich dort im Musikunterricht einmal die Antwort: " Die siebente Note!" gegeben habe. Unser damaliger Musiklehrer, der auch ein Zugezogener war, geriet vor Begeisterung über "die siebente" ziemlich aus dem Häuschen.
Weiter im Text. Am frühen Morgen oder am Abend, ich arbeite gerne mit langer Mittagspause, mischen sich noch die spitzen Schreie der Mauersegler in diese Klanglandschaft. Soundfile folgt.
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Foto: C.E. (Archiv)
Manchmal bin ich im Home office einfach nur im siebenten Himmel. Das ist dieser Tage der Fall. Ich übersetzte für einen Kongress einen Text, der einem Kunsthistoriker gewidmet ist, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelebt hat. Er hat die Entstehung des Kinos theoretisch begleitet, die siebente Kunst (dieser Begriff geht, wie ich lerne, auf Ricciotto Canudo zurück).
Da es hier um maximal das erste Vierteljahrhundert geht, darf ich mir die ganze Zeit ein 20. Jahrhundert ohne den Zweiten Weltkrieg mit seinem zentralen Zivilisationsbruch denken. Wie vielversprechend schien doch gerade vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs den Menschen ihr neues Jahrhundert!
Und wie sehr müssen wir heute auf unseres achtgeben, über dem schon seit langem tiefe Schatten liegen!
Draußen zwitschern die Vögel, ab und zu fährt ein Touristenschiff vorbei, in der Ferne lärmt in leiser Geschäftigkeit der Wochenmarkt und direkt unter meinem Fenster steht ein Violinist (es könnte auch eine Violinistin sein, die Blätter verdecken die Person) und spielt richtig, richtig gut.
Dazu diktiere ich meine Übersetzung in den Computer. Das geht hervorragend. Vielleicht auch deshalb, weil ich akzentfrei Hochdeutsch spreche und einst auch Sprecherziehung bekommen habe. Die Grundlagen waren schon gut, Elternhaus sei Dank. Dabei fällt mir eine längst vergessene Episode wieder ein, als es mich mit diesem Idiom nämlich im zarten Alter von 14 Jahren nach Schwaben verschlug und ich dort im Musikunterricht einmal die Antwort: " Die siebente Note!" gegeben habe. Unser damaliger Musiklehrer, der auch ein Zugezogener war, geriet vor Begeisterung über "die siebente" ziemlich aus dem Häuschen.
Weiter im Text. Am frühen Morgen oder am Abend, ich arbeite gerne mit langer Mittagspause, mischen sich noch die spitzen Schreie der Mauersegler in diese Klanglandschaft. Soundfile folgt.
Wegen zahlreicher Frühjahrsdienstreisen noch nicht bepflanzt |
Foto: C.E. (Archiv)
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Am Wegesrand aufgelesen,
Sprachschatz
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