Freitag, 1. Juli 2016

Die Siebente

Hallo auf den Blog­sei­ten einer Über­setzer­in und Dol­met­scherin. Hier berichte ich aus dem Inneren der Dolmetscherkabine oder vom Übersetzerschreibtisch. Die Kon­gress­sai­son geht dem Ende zu.

Manchmal bin ich im Home office einfach nur im siebenten Himmel. Das ist dieser Tage der Fall. Ich übersetzte für einen Kongress einen Text, der einem Kunst­his­to­ri­ker gewidmet ist, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelebt hat. Er hat die Ent­ste­hung des Kinos theoretisch begleitet, die siebente Kunst (dieser Begriff geht, wie ich lerne, auf Ricciotto Canudo zurück).

Da es hier um maximal das erste Vierteljahrhundert geht, darf ich mir die ganze Zeit ein 20. Jahrhundert ohne den Zweiten Weltkrieg mit seinem zentralen Zi­vi­li­sa­tions­bruch denken. Wie vielversprechend schien doch gerade vor Ausbruch des Ers­ten Weltkriegs den Menschen ihr neues Jahrhundert!

Und wie sehr müssen wir heute auf unseres achtgeben, über dem schon seit lan­gem tiefe Schatten liegen!

Draußen zwitschern die Vögel, ab und zu fährt ein Touristenschiff vorbei, in der Fer­ne lärmt in leiser Geschäftigkeit der Wochenmarkt und direkt unter meinem Fenster steht ein Violinist (es könnte auch eine Violinistin sein, die Blätter ver­decken die Person) und spielt richtig, richtig gut.

Dazu diktiere ich meine Übersetzung in den Computer. Das geht hervorragend. Vielleicht auch deshalb, weil ich akzentfrei Hochdeutsch spreche und einst auch Sprech­er­zie­hung bekommen habe. Die Grundlagen waren schon gut, Elternhaus sei Dank. Dabei fällt mir eine längst vergessene Episode wieder ein, als es mich mit die­sem Idiom nämlich im zarten Al­ter von 14 Jahren nach Schwaben verschlug und ich dort im Musikunterricht einmal die Antwort: " Die siebente Note!" gegeben ha­be. Unser damaliger Mu­sik­leh­rer, der auch ein Zugezogener war, geriet vor Be­geis­te­rung über "die siebente" ziemlich aus dem Häuschen.

Weiter im Text. Am frühen Morgen oder am Abend, ich arbeite gerne mit langer Mittagspause, mischen sich noch die spitzen Schreie der Mauersegler in diese Klanglandschaft. Soundfile folgt. 

Balkonhorizont mit Glas, Steinen, Sand und Totholz
Wegen zahlreicher Frühjahrsdienstreisen noch nicht bepflanzt
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Foto: C.E. (Archiv)

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