Sonntag, 31. Juli 2016

Stadtmauer

Willkommen auf den Seiten des ersten deutschen Blogs aus dem Inneren der Dol­met­scher­ka­bine. In Berlin herrscht hochsommerliche Geschäftigkeit. Es folgen die Sonntagsbilder! Ich bin diese Wochen im Berliner Büro.

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert regelmäßig in Berlin unterwegs sein und dann, eines nachts, plötzlich und überraschend vor dem Rest einer mit­tel­al­ter­li­chen Stadtmauer stehen: Sehnse, det is Balin! So geschehen letzten Februar auf dem Weg zu einer Berlinalpartylocation, und dieser Tage treibe ich mich wieder in der Gegend rum. Zwischen der Littenstraße, die bis 1951 Neue Friedrichstraße hieß, und der Waisenstraße liegt dieses Reststück, das durch die Berliner Mauer (1961-1989) in Vergessenheit geraten ist. Diese andere "Berliner Mauer" entstand hier vermutlich ab den 1250-er Jahren.

Wir befinden uns zwischen Parochialkirche und der Ruine des Grauen Klosters in fast unmittelbarer Nachbarschaft zur Museumsinsel und dem von der DDR in his­to­ri­sie­ren­der Platte Mitte der 1980-er Jahre rekonstruierten Nikolaiviertel. Hier gibt es auch Berlins älteste Schankwirtschaft in einem Gebäude, das 1561 erstmalig ur­kund­lich erwähnt wurde. Dass dieses und Nachbarhäuser die Steine der Stadt­be­fes­tig­ung als Außenwand genutzt haben, war die Rettung der Einfriedung.

Nach dem Krieg standen auch in dieser Gegend fast nur noch Ruinen. Bei Räu­mungs­ar­bei­ten wurde der historische Wert der alten Mauerpartien schnell fest­ge­stellt und gesichert, was gesichert werden konnte. Die Reste einige Nach­bar­häu­ser der Reihe wurden leider abgetragen; anderes, darunter die stark beschädigte Wirt­schaft, wur­de bereits 1961-63 rekonstruiert und ver­größ­ert. Die his­to­ri­sche Bau­subs­tanz ging da­durch weitgehend verloren. Ge­ret­tet wurde der his­to­ri­sche Ka­chel­ofen aus Ma­jo­li­ka-Ka­cheln, an dem sich schon Na­po­le­on Bo­na­par­te ge­wärmt ha­ben soll.


Ich kannte bislang nur das wiederhergestellte "Zitat" der Akzisemauer in der Stre­se­mann­stra­ße. Aber diese Mauer entstand deutlich später. Der Film zeigt die Ge­gend eindrucksvoll; in den winterlichen Aufnahmen sind die gemauerten Partien besonders gut zu sehen. Mich berührt die Ge­gend sehr, habe ich doch meine Kind­heit in einer historischen Stadt verbracht, in der das Mittelalter sehr präsent war. Ich spreche von Marburg an der Lahn.



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Fotos: C.E.
Video:
YouTube/videohai02

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