Willkommen auf den Seiten des ersten deutschen Blogs aus dem Inneren
der Dolmetscherkabine. In Berlin herrscht hochsommerliche Geschäftigkeit. Es folgen die Sonntagsbilder! Ich bin diese Wochen im Berliner Büro.
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert regelmäßig in Berlin unterwegs sein und dann, eines nachts, plötzlich und überraschend vor dem Rest einer mittelalterlichen Stadtmauer stehen: Sehnse, det is Balin! So geschehen letzten Februar auf dem Weg zu einer Berlinalpartylocation, und dieser Tage treibe ich mich wieder in der Gegend rum. Zwischen der Littenstraße, die bis 1951 Neue Friedrichstraße hieß, und der Waisenstraße liegt dieses Reststück, das durch die Berliner Mauer (1961-1989) in Vergessenheit geraten ist. Diese andere "Berliner Mauer" entstand hier vermutlich ab den 1250-er Jahren.
Wir befinden uns zwischen Parochialkirche und der Ruine des Grauen Klosters in fast unmittelbarer Nachbarschaft zur Museumsinsel und dem von der DDR in historisierender Platte Mitte der 1980-er Jahre rekonstruierten Nikolaiviertel. Hier gibt es auch Berlins älteste Schankwirtschaft in einem Gebäude, das 1561 erstmalig urkundlich erwähnt wurde. Dass dieses und Nachbarhäuser die Steine der Stadtbefestigung als Außenwand genutzt haben, war die Rettung der Einfriedung.
Nach dem Krieg standen auch in dieser Gegend fast nur noch Ruinen. Bei Räumungsarbeiten wurde der historische Wert der alten Mauerpartien schnell festgestellt und gesichert, was gesichert werden konnte. Die Reste einige Nachbarhäuser der Reihe wurden leider abgetragen; anderes, darunter die stark beschädigte Wirtschaft, wurde bereits 1961-63 rekonstruiert und vergrößert. Die historische Bausubstanz ging dadurch weitgehend verloren. Gerettet wurde der historische Kachelofen aus Majolika-Kacheln, an dem sich schon Napoleon Bonaparte gewärmt haben soll.
Ich kannte bislang nur das wiederhergestellte "Zitat" der Akzisemauer in der Stresemannstraße. Aber diese Mauer entstand deutlich später. Der Film zeigt die Gegend eindrucksvoll; in den winterlichen Aufnahmen sind die gemauerten Partien besonders gut zu sehen. Mich berührt die Gegend sehr, habe ich doch meine Kindheit in einer historischen Stadt verbracht, in der das Mittelalter sehr präsent war. Ich spreche von Marburg an der Lahn.
______________________________
Fotos: C.E.
Video: YouTube/videohai02
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen