Montag, 25. Juli 2016

Kleinknüselkram

Hallo, bonjour, hello auf meinen Blog­seiten aus dem Le­ben einer Pro­fi­dol­met­scher­in. Hier schreibe ich im neunten Jahr über die Arbeitswelt der Sprachen. Ich arbeite in Berlin, Leipzig, Hamburg, Lyon, Pa­ris und dort, wo Sie mich brauchen. Ich bin diesen Sommer im Berliner Büro. 

Was steht an? Aktu­el­le Po­li­tik, Fra­gen der öko­lo­gi­schen Wär­me­däm­mung eines Alt­baus aus dem frühen 19. Jahrhundert und Kleinknüselkram. Das kann zum Beispiel sein: Warten auf die Fotos von den letzten Einsätzen, die eine Art Kom­men­tar­bei­trag zu den Er­eig­nis­sen in Deutschland und Frank­reich sein sollen, aber auch fünf Kostenvoranschläge an einem Tag, so lohnt es sich wirklich, der Herbst will vor­be­rei­tet sein.

Dann sucht eine Dolmet­scher­kollegin eine franzö­sische Un­ter­titlerin oder einen Unter­titler. Wer Filme auf diese Weise übersetzt, übt einen prekären Beruf aus. Wie Jour­na­lis­ten und Lektoren haben sie in den letzten Jahrzehnten die Ent­wer­tung ihrer be­ruf­li­chen Fä­hig­keiten mit­an­se­hen müssen. Die schlechte Qualität vie­ler Untertitel hat inzwischen zahlreiche die Pro­duk­tions­fir­men überzeugt, wieder mehr Geld auszugeben und direkt ihre Mit­ar­beiter zu suchen. (Vor einigen Jahren haben mich tatsächlich noch |Agenturen| Makler mit Hunger­ho­no­rar­sätzen an­ge­spro­chen und der Frage, ob ich nicht untertiteln möchte. Ja, aber ...)

Dem Lebenslauf, der mir auf den Tisch flattert, nähere ich mich professionell, auch wenn es sich eigentlich um eine Konkurrentin handelt, allerdings mit, bei schrift­li­chen Übersetzungen, einer anderen Zielsprache. Ich lese ihn kurzerhand Korrektur. Das sollten wir unter Kollegen regelmäßig machen und machen lassen, denn die berühmte Betriebsblindheit ... Lehrers Kinder, Müllers Vieh ...! Mehr sag ich nicht. Ihre Untertitelkorrekturen eines Berlinalefilms waren hervorragend, der Lebenslauf sollte das spiegeln.

Hiermit ist schon alles berichtet zu meiner Vision einer Wirtschaft nach mensch­­li­­chem Maß: Es geht um Kooperation und nicht um Ellenbogen. Das Ganze vor dem Hin­ter­grund, dass das Ergebnis bestmöglich sein soll.

Parkett, Flügeltür, neue Griffe, altes Treppenhaus
Berliner Hausdetails
Kleinknüselkram der be­son­de­ren Art: Die Kundin einer Kol­le­gin muss fürs Amt ein For­mu­lar aus­fül­len, in dem das Bau­jahr ih­rer Woh­nung ab­ge­fragt wird. Sie lebt in einer WG, hat kei­ne Ein­sicht in den Miet­ver­trag (in dem das Jahr steht). Ich bit­te sie, mir Fo­tos vom Haus zu schicken, in dem sie lebt.

Fassade, Treppenhaus, Fenstern und Türen erzählen mehr. Dann schaue ich mir den historischen Stadtplan mit den Stadterweiterungen an. Und kann das Haus auf knapp 30 Jahre genau datieren: 1872-1900. Ich freue mich, als historisch In­te­res­sier­te solchen "Mehrwert" leis­ten zu kön­nen. Die Be­trof­fe­ne hat­te "irgendwas nach 1945" getippt.

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Fotos: privat

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