Dienstag, 7. April 2015

Im Dutzend (nicht) billiger

Hallo! Was Dolmetscher (interprètes) und Übersetzer (traducteurs) so machen, können Sie hier lesen. Ich arbeite in Paris, Berlin und dort, wo Sie mich brau­chen.

Drei Drehbücher sollen übersetzt werden. Der Kunde fragt nach einem Men­gen­ra­batt und lässt das Wort "Flatrate" fallen. Natürlich haben unsere Zeiten, in denen es sogar das kombinierte Telefon-Internet-Mobil-Abo für wenige Euro monatlich als "Flatrate Light" zu kaufen gibt, genauso die Köpfe verändert wie die "Geiz ist geil"-Parolen der Elektronikhersteller.

Wie kommen diese Unternehmen dazu? Die Datenhighways werden immer besser ausgebaut, das Datenvolumen wird billiger, und bei Technik ergibt sich nach der Amortisierung der Entwicklungskosten eine immer größer werdende Ge­winn­spanne, von der die betreffenden Unternehmen später im Wettbewerb etwas ab­ge­ben. Soviel zur Praxis industrieller Fertigung.

Freche Kreme muss nicht sein
Auch in Kneipen habe ich Flatrates er­lebt, nein, auf irgendwelchen Fort­bil­dun­gen der Jugendarbeit erlitten, da wird auf den gro­ßen Durchsatz billiger Zutaten, vie­ler (al­ko­ho­li­scher) Getränke und die kur­ze Ver­weil­dau­er in der Beiz gesetzt. Was die Flat­rate in so manchen Bars an­ge­rich­tet hat, darauf möchte ich hier lieber nicht ein­ge­hen.

Was soll eine Flatrate im Bereich Über­set­z­ung, der Maßschneiderei für Wörter? Habe ich in einem Sweatshop auf halber Etage eine Gruppe flinker Finger sitzen, die die bewährten Textmodule mal eben zu einer passenden Drehbuchversion zu­sam­men­nä­hen? Und auch beim Kor­rek­tur­le­sen wäre Akkord fehl am Platze.

Ich kehre zum Thema Essen zurück. "Hier kocht die Chefin noch selbst", lautet bei mir stattdessen die Parole, und zwar mit erlesenen Zutaten, einer schönen Bat­te­rie passenden Kochgeschirrs, mit Zeit, Mu­ße und Liebe. Sie gehen doch auch lieber in ein Restaurant, in dem es einige ausgewählte Spezialitäten gibt, aus­ge­such­te Weine und fachkundige Beratung durchs Per­so­nal? Schnellimbisskost mit vor­pro­du­zier­ten Formfleischstücken, Analogkäse oder Separatorenhühnchenpampe ist zwar billig, liegt aber schwer im Magen, von den Nährstoffen ganz zu schwei­gen.

So, ich eile jetzt in die Küche, genug interpretiert! Das ist übrigens eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, denn "Dolmetscherin" heißt auf Französisch ja l'in­ter­prète, die Interpretin.

P.S.: Das Argument war überzeugend. Wir sprechen jetzt über ein Buch, das ins Deutsche übertragen werden darf, ich freue mich auf die Zubereitung, und ein anderes, das ins Spanische geht, dafür ist der Gemüsespezialist zuständig, das Dritte wird am Ende in russischer Sprache vorliegen, das macht der Bratenkoch, und natürlich gibt es auch immer die entsprechenden (muttersprachlichen) Beiköche (Korrektoren).

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Foto: C.E. (Archiv)

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