Montag, 26. Januar 2015

[ɛsˈt͜sɛt]

Hallo! Sie le­sen in ei­nem di­gi­ta­len No­tiz­buch ei­ner Über­setzerin und Dol­met­scher­in. Hier denke ich auch über die Grundlagen der Arbeit nach, über Wörter und Buchstaben.

"STRAßENBAU" steht auf Schutzwesten von Bauarbeitern
Fleißige Männer ...
Eine bekannte deutsch­spra­chi­ge Au­to­rin schreibt die schar­fe Variante des Doppel-S mit den getrennten Buch­sta­ben "sz". So behalf man sich einst, als es noch keine deut­sche Tastatur auf der Schreib­ma­schi­ne gab. Das Eszett ist ein originärer deutscher Buchstabe. Und zwar exakt so, wie der Fleiß als originäre Grundtugend der in Deutsch­land lebenden Men­schen gilt.

Der Buchstabe sieht für viele so ungewohnt aus, dass er bei mancher Designschrift aus den Linien der als wohlgesetzt anerkannten Proportionen fällt. Das führt dazu, dass die unter Anpassungsdruck stehenden deutschen Grafik- und Bildchefs den Buchstaben nicht mögen.

"STRAßENBAUARBEITER" bei der Kaffeepause
... bei der wohlverdienten Pause.
Jetzt kämpfen in einer deut­schen Redaktion gerade die Bild- gegen die Wort­men­schen. Die Titelstory soll näm­lich dem Fleiß gewidmet sein. Die Grafiker möchten um keinen Preis ein Eszett auf dem Titel sehen. Dabei gibt es den Buchstaben, den die Schwa­ben "Drei­er­les-S" nen­nen, seit dem 14. Jahr­hun­dert. Die Sache nennt sich eine Ligatur, ein Buch­sta­ben­ver­bund.

Heute ist das Eszett sogar als Großbuchstabe erlaubt. Gewöhnungsbedürfig er­scheint mir zumindest diese Va­ri­an­te. Der Wortredakteur, der damit im Clinch liegt, trägt übrigens den schönen Namen 'Maß'. Ob die Redaktion als solche in ihrer Auseinandersetzung dieses wird halten können?,

fragt mit Gruß und Kuss:
Caroline Elias

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Fotos: C.E. (gewidmet einem Mann, dessen Name
auch ein Eszett beinhaltet).

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