Gestern hatte ich einen Kater. Keinen, der auf Alkohol zurückzuführen gewesen wäre, sondern einen infolge Überkonsums von Medien, einen nach zu viel Arbeit und dem Kontakt mit zu viel verstörender Wirklichkeit. Natürlich denke und lese ich weiter viel über die politischen Folgen nach. Die nächste Konferenz zum Thema kommt bestimmt, da will ich gewappnet sein. Die ersten Kakophonien (Missklänge) und politischen Vereinnahmungen sind bereits zu hören.
Moritz Ludwig von Schwind (1804 bis 1871) |
Vorab aber einige linguistische Gedanken. Denn das Wort ist einzigartig und wandert heute in die Sprachschatzschatulle.
Meine beiden anderen Arbeitssprachen kennen es leider so nicht. Englischen Freunden habe ich den Begriff "cat music" wiederholt wörtlich übersetzt, und ich durfte dann charivari und shivaree lernen.
Heute verstehen wir hierzulande unter einem Charivari eine kleine silberne Kette, die mit einzelnen Fundstücken verziert wird, kleinen Glücksbringern aus kostbarem Stein, Horn, Metall wie alte Münzen, es können aber auch andere Gaben der Natur wie kostbare Perlen sein.
Der Begriff Charivari leitet sich vom lateinischen caribaria ab, "Durcheinander", "Verrücktheit". Auf Französisch wurde charabia daraus, was das Kuddelmuddel auf eine sprachliche Ebene reduziert, also "Kauderwelsch" und "Geschwätz" meint. Napoleons Truppen brachten den Begriff nach Deutschland, wo er von manchen auch noch in der Bedeutung als "Katzenmusik" verstanden wird, im 19. Jahrhundert war diese Interpretation weit verbreitet.
Springen wir direkt nach Frankreich. Wie gesagt, die Vokabel charabia führt heute nur noch in den Bereich verbaler Äußerungen. "Musique de chat" ist lediglich die wörtliche Übersetzung für misstönende Musik, ich muss es dann auflösen und musique discordante sagen. Oder ich verwende das oben schon verwendete Wort cacophonie. Der Katzengedanke fällt dabei leider völlig weg, was einen beim Dolmetschen durchaus schon mal so melancholisch machen kann, wie es die Katzenmusik ist, die Sie gleich hören dürfen.
Aber dafür gibt's in Frankreich noch etwas anderes, und zwar le pipi de chat. Katzenpisse, wie sie hier verstanden wird, hat die Eigenschaft, gleichermaßen nicht sehr ergiebig und sehr unangenehm zu sein. Ein schlechter Fusel kann z.B. pipi de chat genannt werden. Womit der Kreis zum "Kater" geschlossen wäre.
Misstönend finde ich nicht, was mir eine Kollegin gestern zur Erbauung geschickt hat. Im Gegenteil, ich finde, die Musik passt zur Zeit, die zwischen Moll und Tango angesiedelt ist. Voilà !
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Film: Mindaugas Piečaitis dirigiert das Kammerorchester
Klaipeda, starring Nora, die Klavierkatze, CATcerto
Illustration: Moritz von Schwindt
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