Dienstag, 31. Juli 2012

Notizen

Hallo beim Weblog einer Spracharbeiterin. Sie interessieren sich für Dolmetschen und Übersetzen in Berlin, Paris und anderswo? Dann sind Sie hier richtig. Wie Sie uns erreichen, steht in der Spalte rechts. Hier unten denke ich in möglichst kurzweiliger Form und unter Wahrung der Berufsgeheimnisse über unseren Alltag nach. Heute widme ich mich mal wieder den Grundlagen.

Konsekutivdolmetscher machen sich Notizen in einer bestimmten Notizentechnik, die in der Ausbildung gelehrt wird. Denn während der zu Verdolmetschende spricht, ist es wichtig, sich das Wesentliche zu notieren, um anschließend das Gesagte wiedergeben zu können. Über die Jahre vergessen allerdings viele Kolleginnen und Kollegen das Gelernte bzw. sie formen es so um, dass es für sie am besten passt. Denn die Notizen fertigen wir ja nicht für Kunden, Nachwelt oder die Schönheit der Symbole an, sondern zum eigenen und einmaligen Gebrauch.

Dolmetschen bei Dreharbeiten
Sehr wichtig ist es für mich, das richtige Papier zu haben. Es muss sehr weich, ja sogar streichelzart wie'n Babypopo sein. Dazu bin ich vielleicht etwas zu sehr auf besondere Füller und Tinte fixiert; die Feder muss mittelfein und weich sein, außerdem bevorzuge ich Füller einer bestimmten Marke, weil sie im Flugzeug nicht zum Auslaufen neigen.

Oft notiere ich viel und ausführlich, um am Ende gar nicht mehr drauf zu schauen. Der Schreibvorgang hat den Behaltensprozess gefördert. Ich notiere viel in der sprachungebundenen Technik und auch direkt in der Zielsprache. Regelmäßig frische ich die Symbole auf, dann sind meine Notizen für eine Zeitlang "klassischer".

Komplizierte Zitate sind immer die große Ausnahme: Hier schreibe ich mir die Worte in der Originalsprache auf. Wenn ich dann an die entsprechende Stelle komme, stelle ich oft überrascht fest, dass der Hinterkopf längst eine gute Übersetzung gefunden hat.

Wichtig ist, sich am Ende beim Aufschreiben nicht hetzen zu lassen. Der Redner macht eine Pause, still notiert der Dolmetscher, das erzeugt Stress. Hier haben uns die Ausbilder in Sachen konsekutives Dolmetschen, ich nenne hier stellvertretend Ursula Böss und Prof. Jean Klein, eingeschärft, das Publikum einen Augenblick warten zu lassen. Und zu relativieren: Was einem vorne wie eine kleine Ewigkeit vorkommt, dauert fürs Publikum nicht so lange.

Selten passiert es, dass ich eine Notiz nicht mehr entziffern kann. Zwei- oder dreimal habe ich eben die bewusste letzte Zeile "verhunzt". Das Fehlende fällt mir wieder ein, wenn der Redner weiterspricht (Kontext). Ich habe den Gedanken dann am Beginn des nächsten "Blocks" mit einer Minierklärung eingeleitet und rasch nachgetragen.

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Foto: Friederike Elias

Montag, 30. Juli 2012

Falsches Image

Willkommen beim Blog aus der Dolmetscherkabine für die französische Sprache. Heute sitze ich nicht in dieser der knapp zwei Quadratmeter kleinen, schallisolierten Box, sondern auf dem Balkon .. und genieße das süße Leben.

Sommerzeit, Ferienzeit — wir sind schon wieder in Berlin, und zufällig treffe ich Kollegen von früher auf der Straße, die sich in der deutschen Hauptstadt erholen. Heute Anne, eine Cutterin aus Paris mit ihren zwei Töchtern, sie und ihr Freund haben bis vor zehn Jahren in Berlin gewohnt, Sonntag Nathalie, eine französische Produktionsleiterin, mit der ich vor ähnlich langer Zeit mal in Paris zusammengearbeitet habe.

Nathalie und ich kommen bei einem Eis und mit Blick auf die Sonntagsflaneure ins Gespräch. Überfliegen im Geiste die Szene: Welche Filme, Köpfe, Ideen beschäftigten uns in letzter Zeit, was war bemerkenswert. Irgendwann kommen wir auf die eigene Arbeit zu sprechen. Ach so, ich würde auch Drehbücher übersetzen, das wäre ja gut zu wissen, sagt die frühere Kollegin. Ob ich denn auch jemanden kennte, der ins Deutsche übersetzen würde, das hätten sie erst neulich gehabt, das Ergebnis sei aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ich mache eine Pause, setze nochmal an, wiederhole den eben gesagten Satz: "Ich dolmetsche ins Französische und aus dem Französischen, aber ich übersetze nur in meine Muttersprache, ins Deutsche." Ich muss den zweiten Teil des Satzes noch ein drittes Mal sagen, bevor mein Gegenüber den Inhalt begreift.

Kreidetafeltext neben Eisbild:" Eisdiele mit ohne Streusel"
Hm, klingt verdammt nach falschem Image ... Jetzt bin ich doch tatsächlich Opfer der mir mühsam antrainierten Aussprache geworden! Und auch Cutterin Anne stellt mich ihren kleinen Töchtern heute prompt als in Berlin lebende Französin vor. Auch wenn ich sonst da nicht so drauf rumreite, ab jetzt stelle ich das lieber schnell klar.

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Foto: C. Elias

Sonntag, 29. Juli 2012

Papagei!

Willkommen et bienvenue beim Arbeitsjournal einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin (ich dolmetsche in manchen Bereichen auch aus dem Englischen). Meine Interessensschwerpunkte sind Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Kunst und Kultur. Hier denke ich über unseren Berufsalltag nach ... und darüber, wie wir wahrgenommen werden.

Am Wochenende haben Freunde geheiratet. Die Trauzeugin ist eine alte Freundin der Braut, eine deutsche Psychiaterin, die in England lebt und arbeitet. Sie arbeitet regelmäßig mit Migranten.

Sie sagte in etwa das: "Ich arbeite oft mit Dolmetschern. Am liebsten habe ich diejenigen, die wie Papageien sind: Sie sprechen nicht nur inhaltlich alles nach, sondern geben genau die Art wieder, wie die Gedanken aufgebaut und formuliert werden. Oft sprechen sie sogar exakt im gleichen Tonfall. Dann sehe ich meinen Klienten an, höre von der Seite kommend die Übersetzung und vergesse mit der Zeit, dass hier überhaupt gedolmetscht wird. Denn für mich ist die Art und Weise, wie etwas formuliert wird, oft genauso wichtig wie der Inhalt."

Alles wunderbar beschrieben ... nur mit einer Ausnahme: Das Bild vom Papagei stimmt nicht. So ein Papagei weiß ja nicht, was er sagt. Auslöser des Zitats war übrigens, dass die Ärztin spät in der Nacht ihren Aufbruch ankündigte, dabei herzhaft gähnte mit der Zusatzinfo, dass sie um halb fünf in der Frühe aufgestanden sei, um zum Flughafen zu fahren. Da habe ich prompt mitgegähnt. Alle haben gelacht. Meine Antwort: "Empathie macht bei uns Dolmetschern mindestens ein Viertel des Jobs aus".

Und wenn wir gut sind, überträgt sich das auf die Zuhörer. Unten eine kleine Diashow, aus der ersichtlich ist, wie Andrea, eine Cutterin, beim Seminar in Marseille offenbar mit dem Gesagten ähnlich mitgeht wie ich. Die Aufnahmen wurden in wenigen Sekunden Abstand in der Reihenfolge, in der sie gepostet sind, aufgenommen. Achtung, es funktioniert wie eine kurze "Schleife" (die Endlosschleife habe ich leider nicht 'programmiert' bekommen).

 

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Fotos: privat

Donnerstag, 26. Juli 2012

Nicht nur zu kurzfristig

Willkommen auf den Seiten des digitalen Logbuchs einer Sprachmittlerin. Meine Arbeitssprachen sind Französisch, Deutsch ... und Film. An dieser Stelle schreibe ich regelmäßig und so, dass man nicht die Betreffenden, dafür aber durchaus die Situationen erkennen kann, über meinen vielfältigen Berufsalltag, heute: Arbeitsvermittlung und negative Folgen.

Über manches Agenturgebaren habe ich hier bereits geschrieben. Gestern hatte ich ein neues Erlebnis mit dem, was diese Situation an Schlamassel den Kunden und uns bescheren kann.

Gestern klingelt viertel nach vier das Telefon, an der Strippe eine recht verzweifelt klingende Disponentin einer solchen selbstberufenen Vermittlungsstelle für Sprachdienstleistungen. Sie bot mir einen Job an — für heute, zehn Uhr. Gegenstand: Eine Verkaufsverhandlung im Endstadium, zwei, drei Stündchen, keine große Sache.

Ja, vielleicht sei noch das Mittagessen im Anschluss zu dolmetschen, wo der Abschluss zu feiern sein werde und ob denn 250 Euro Honorar OK seien?

Eigentlich ganz und gar nicht, ich sage erstmal nichts und denke kurz ans Sommerloch und dass ich heute Abend bei Freunden zum Essen eingeladen bin, das müsste ich dann wohl absagen. Dann frage ich nach Branche und Dokumenten oder Vokabelliste von früheren Terminen. (Implizit will ich wissen, warum der/die die Verhandlungen bislang betreuende Kollege/Kollegin nicht verfügbar ist.) Prompt bekomme ich die (reichlich naive) Antwort: "Die Dolmetscherin, die den Job davor gemacht hat, war überfordert, aber Sie mit Ihrer Erfahrung ..."

Nein, ich wollte keinen Honig um den Mund geschmiert bekommen, ich hatte nach (offenbar nicht für alle) selbstverständlichen Arbeitsgsgrundlagen gefragt. Also versuche ich es nochmal: "Um was für eine Firma handelt es sich denn?" Ich erfahre (reichlich zögerlich), dass es ein französisches Architekturbüro sei und dass der deutsche Bauherr ... naja, da gebe es vor allem baurechtliche und einige technische Probleme. (Die Dame am anderen Ende der Strippe druckst rum, hat offensichtlich Bauchschmerzen.)

"Da müssen Sie doch aber Unterlagen bekommen haben?", wende ich ein. Ja, schon, es hätte da wohl ein oder zwei Dokumente gegeben, die habe aber die andere Dolmetscherin direkt erhalten und sie melde sich nicht mehr. — Wie die Kommunikation zwischen Architekten und Bauherr seit dem letzten Termin verlaufen ist, darüber hat die Anruferin leider auch keine Informationen.

Das Szenarium lässt sich mit wenig Phantasie ausmalen. Ich belasse es bei meinen Rückfragen, verweise auf eine als Dolmetscherin bei Berliner Gerichten anerkannte Anwältin ... aber ob die sich ausgerechnet mit Baurecht auskennt? Und die technischen Aspekte? Und ob sie überhaupt in Berlin ist? "Und by the way, das Honorar ist nicht nur für sie indiskutabel."

Ich fürchte, der Kunde von der Superagentur wird sich zur Stunde mit Englisch behelfen müssen. Egal, soll meine Sorge nicht sein.

Normal wäre hier gewesen:
— voller Tagessatz (ab 750 Euro, je nach Schwierigkeitsgrad und Umfang des Projekts mehr)
— Buchung fünf bis zehn Tage im Voraus (Zeit fürs Einarbeiten)
— Korrespondenz, Dokumente, Vorbereitungsmaterial jeder Art
— direkter Ansprechpartner für ein Vorgespräch

Wie ist so ein Schlamassel möglich? Viele Betreiber von Übersetzer- und Dolmetscherportalen sind nicht vom Fach, stellen also nicht rechtzeitig die richtigen Fragen ... und warnen nicht vor zu kurzen Buchungsfristen. Außerdem schneiden sie sich nicht selten derart hohe "Vermittlungsprovisionen" ab, dass die unterbezahlten Sprachmittler kein treues Stammteam werden. Und last but not least kennen sie die angefragten Übersetzer und Dolmetscher zumeist nicht persönlich, wissen also nichts über die jeweiligen Stärken und Grenzen.

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Foto: C.E. (aus einer Berliner Akademie
für Berufsvorbereitung)

Joyeux anniversaire, Anne-Laure !

Herzlichen Glückwunsch, Hannelore Elsner!
Alles Gute zum Geburtstag! Gesundheit, Glück und Gelassenheit ... und, sofern Sie es sich wünschen, spannende Rollenangebote!

Vielleicht erinnern Sie sich, [Anne-Laure], vor über zehn Jahren habe ich Ihnen beim Pariser Festival des deutschen Films
meine Stimme geliehen.

Liebe Grüße ...
Ihre
[Carolin']

Mittwoch, 25. Juli 2012

Strategiesuche

« Bienvenue !» Sie haben die Arbeitstagebuchseiten einer Übersetzerin angeklickt, die daneben in Berlin und anderswo für Politik und Wirtschaft, Kino und Kultur als Französischdolmetscherin tätig ist. Hier denke ich regelmäßig über meine Arbeit nach und heute werde ich grundsätzlich.

Malefiz-Spiel: die blauen Figuren stehen fast in Reihe vor wenigen Hindernissen, die roten sind teilweise systematisch von Hindernissen umgeben. Eine Kinderhand bewegt sich in Richtung Spielfiguren ...
In den nächsten zwei Monaten wird es hier ruhiger zugehen: Die Beiträge werden kürzer, vorerst stelle ich von "täglich außer freitags" auf die Drei- oder Viertagewoche um. Hintergrund ist akuter erhöhter Nachdenkbedarf darüber, wohin ich mich beruflich weiterentwickeln will. In einigen Bereichen bleiben mir wie auf dem Spielbrett rechts nicht viele Züge übrig (die Konkurrenz (blau) hat sich in einer Reihe gut erkennbar aufgestellt und verfügt jetzt über gewisse strategische Vorteile).
Außerdem muss ich Bücher sortieren, bilanzieren, umräumen, die Mitbewohnerin zieht aus  und der endlich schöne Sommer fordert auch seinen Tribut.

Hauptgrund meines Nachdenkens sind natürlich Marktverluste. Von den Folgen der DEGETO-Krise schrieb ich hier bereits, außerdem erlitt ich Kundenpleiten, die erste große Phase fand schon Ende 2008 statt, was unsereinen, wenn wir im Team arbeiten, ernsthaft in Bedrängnis bringen kann. Andere Marktanteile gingen an einen Interviews übertragenden Journalisten verloren (in diesem Zusammenhang weigere ich mich, von Dolmetschen zu sprechen, denn genau das ist es nicht), die Jobs sind perdu, verloren.

Dazu kommt, dass einige mittelgroße Konferenzdolmetscherjobs oder das Dolmetschen von Euro-Betriebsräten der letzten Jahre an manche im Internet überaus präsente Groß- oder Billigagenturen gingen, die nicht immer von Sprachmittlern geleitet werden und die sich von den Honoraren der Dolmetscher Anteile "in Größenordnungen" abschneiden, wie es auf Ostdeutsch heißt (der Westler fragt dann immer nach der genauen Höhe dieser Größenordnung). Krisenbedingt versuchen zudem (fast) alle, ihre Ausgaben zu kürzen, da kommen diese Anbieter, die zudem nicht selten die Endverkaufspreise zu drücken versuchen, gerade recht.

Das, was ich gerade erlebe, widerfuhr vielen anderen und mir bereits um die Jahrtausendwende mit den Untertiteljobs: Honorarverfall. Damit wenigstens im Bereich Konferenzdolmetschen die Glücksritter nicht auf Dauer die Landschaft verändern, verweigere ich mich Dumpingsituationen. Stattdessen engagiere ich mich lieber weiterhin als dolmetschende Dozentin in der Jugendarbeit sowie der Erwachsenenbildung und an den Unis.

Dann sind da noch die elektronischen Medien. Unsereiner wird nicht selten als "Gastarbeiter" von manchen Kunden an andere Orte geschickt, was ich immer dann gerne mache, wenn wenig Reisetage auf viele Arbeitstage entfallen (z.B. bei Recherche- oder Dreharbeiten). Denn so ganz nebenbei wuppe ich ja auch als Teilzeit(zieh)mutter etliche Monate im Jahr die Mitverantwortung für ein Kind, muss also meine Berlinpräsenzen gut planen.

Weil ich weiterhin regelmäßig für Politik und Wirtschaft tätig bin, für Ausschüsse, Botschaften und Gremien dolmetsche und der Finanzkrimi an den Weltmärkten weitergeht, lese und lerne ich regelmäßig zu diesen Bereichen. Auch wenn stets ein schaler Nachgeschmack bleibt, nicht nur der Sache wegen. Auf einer Krise lässt sich eben keine gesunde Karriere aufbauen.

Erneuere dich selbst: Recyclingsymbol mit "YOURSELF" als Untertitel
Noch zwei Punkte gilt es zu erwähnen, sehr schöne diesmal: Regelmäßig das Haus voller Besuch zu haben, regt zu den touristischen Touren an, für die sonst kaum Zeit bleibt. Und auch der weltbeste Patensohn will betreut sein. Gestern haben wir zum Beispiel stundenlang das Pergamonmuseum erkundet, einfach wunderbar!

Also, Rhythmus und Form meines Blogs verändern sich in den verbleibenden Sommerwochen, danach weiß ich mehr. Jetzt weiß ich immerhin schon: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu (W. Biermann).

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Fotos: C.E.

Montag, 23. Juli 2012

Unveränderlich

Hallo! Sie haben die Blogseite einer Französischdolmetscherin angesteuert. Neben dem Dolmetschen übersetze ich auch, manchmal aus dem Englischen.

Sommerpause, wir sind unter uns. Da darf ich schon mal politisch unkorrekt werden. Hier ein Zitat, über das ich gestern geschmunzelt habe:
L'anglais est comme son article  il est invariable, même quand il voyage.
Übersetzt gibt das in etwa: Englisch ist wie sein Artikel — unveränderlich, sogar auf Reisen. (Und der Satz spielt mit der Doppeldeutigkeit von l'anglais, was gleichermaßen "Englisch" und "der Engländer" heißt.)

Das also sagen die Franzosen. Haben die gerade nötig! Obwohl ... so gaaanz langsam hat sich auch nach Frankreich rumgesprochen, dass nicht mehr an allen europäischen Höfen Französisch gesprochen wird ;-)
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Sonntag, 22. Juli 2012

Marseille in Bild und Text

Bonjour ! Hier ist nicht alles Französisch, auch wenn Sie eine Seite des virtuellen Arbeitstagebuchs einer Französischübersetzerin und -dolmetscherin aufgeschlagen haben. Als Sprachmittlerin reise ich viel, manchmal nur in Text und Bild ...

In der Künstlerwohnung, in der ich bis vor einer Woche in Marseille gewohnt habe  ich habe unter anderem dieses Seminar hier verdolmetscht und werde per Wohnungstausch dort bald wieder einige Zeit leben , lag die deutsche Übersetzung eines dicken Buches auf dem Kühlschrank: "Die Marseille-Trilogie" von Jean-Claude Izzo, ein Krimi-Sammelband. Ich habe reingeschmökert und werde mir die Bücher bald in der Sprache besorgen, in der sie geschrieben worden sind, auf Französisch. Das Lokalkolorit war jedenfalls so stark, dass meine sonstige Abneigung gegen Krimis rasch überwunden war.

Krimis in Buchform mag ich nicht sehr, weil sie mir meistens zu lang und von zu viel Personal bevölkert sind. Da ich normalerweise vor dem Einschlafen immer eine Viertelstunde aus reinem Vergnügen schmökere, lese ich privat sehr langsam, das passt nicht zu Krimis, bei denen oft kleinste Details zählen. Bei Filmen ist das einfacher, da ist (spätestens) nach anderthalb Stunden alles klar (sofern ich nicht die Figuren verwechsele). Fernsehkrimis sehe ich manchmal bei Freunden, wobei mich dabei eigentlich nur die Schilderung der Gesellschaftsschichten interessiert. Oder ich sehe im Film- und Fernsehmuseum oder bei einer Retrospektive im Kino einen DDR-Krimi und freue mich daran, wie ganz vorsichtig darin Gesellschaftskritik versteckt wurde.

Als Dolmetscherin, die auch schon mal an einem Tatort und in der Anatomie dolmetschen musste, finde ich allein schon den Gedanken pervers, dass auf der Frage, Wie-und-warum-ist-ein-Mitmensch-zu-Tode-gekommen, im Grunde die ganze mediale Unterhaltung basiert. In was für einer Welt leben wir, wenn der Sonntagabendkrimi zur zentralen Grunderfahrung unserer Gesellschaft wird? Ich stimme mit Günter Lamprecht überein, wenn er sagt: "Zum Abendbrot eine Leiche oder manchmal gleich drei oder vier, da werde ich sauer. Man spielt heute mit dem Tod nur so herum. Wir nehmen das nicht mehr ernst, wenn da einer stirbt."

Keine Regel ohne Ausnahme. Gerade lese ich (etwas mehr tagsüber, der Sommer ist ruhig und der weltbeste Patensohn verschwindet stundenlang hinter seinen Harry Potter-Büchern) die französische Fassung der "Berlin-Trilogie" von Philip Kerr, in der leider lauter komische Schreibungen bis hin zu fiesen Deutschfehlern stecken. (Manche Ortsangabe ist falsch, eine deutsche Dagmarr mit zwei "R" habe ich noch nicht kennengelernt, und wenn Kerr versucht, einen Satzteil zu deklinieren, der international verständlich sein sollte, geht es meist daneben.) Aber es ist interessant zu sehen, wie hier Zeitgeschichte verpackt wurde. Ich bin erst auf Seite 75, mehr kann ich noch nicht sagen.

Im Anschluss daran möchte ich den neuesten Berlinkrimi von Kerr auf Englisch lesen: If the dead rise not ("Die Adlonverschwörung") liegt schon im Regal, ein Dolmetscherkollege, der in meiner Berliner Wohnung zu Gast war, hat das Buch zurückgelassen.
Der Kerr-Tipp kam ursprünglich von einem kanadischen Journalisten. Ein anderer Tipp bezieht sich auf Marseille, denn "Der Freitag" hat gerade dieser Stadt einen Artikel gewidmet. Prompt findet der Krimi Erwähnung, den ich in Marseille zu lesen begonnen hatte ...

Achim Engelberg, der Autor des Artikels, beschreibt außerdem Marseille als "eine Stadt für Fotografen". So beende ich meinen langen Ausflug in die Welt der Krimis mit meinem heutigen Sonntagsbild.


Die Männer rechts spielen im Park pétanque, wie Boule auf Südfranzösisch heißt. Soundscape zum Bild: Die spitzen Schreie der Mauersegler beim Mückenfang.

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Foto: C.E. (Wenn Sie das Foto in einem neuen
Fenster öffnen, können Sie ein wenig "reinzoomen".)
Danke, Heiner, für den Lesetipp!

Samstag, 21. Juli 2012

Komplexität

Willkommen auf den Weblogseiten einer Sprachmittlerin für die französische Sprache. Ich lebe und arbeite dort, wo ich gebraucht werde, in Marseille, Berlin, Paris, Köln und sonstwo. Ich bin Teil eines Netzwerks von Dolmetschern und Übersetzern und denke hier öffentlich über unsere Arbeit nach. Samstags bringe ich immer meinen Link der Woche.

Deutsche Sprache, schwere Sprache", darin sind sich alle Deutschlernenden einig. Dass aber Yagua viel schwieriger zu erlernen ist und worin die Komplexität von Sprachen besteht, damit befasst sich diese Woche der Artikel "Kurze Sätze gut", den Wolfgang Krischke in der "Zeit" veröffentlicht hat.



Mein Link der Woche.

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Illustration: Die Zeit

Donnerstag, 19. Juli 2012

Merci beaucoup VIII

Willkommen auf den Seiten einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin. Hier berichte ich aus Berlin, Paris und Cannes oder Marseille, München und Marburg unter Wahrung dienstlicher Geheimnisse.

Diskussionssituation in einem Kulturhaus mit Diskutanten, Dolmetscherin, Festivalleiter
Eigenlob stinkt, das weiß jedes Kind. Was aber ma­chen wir Dol­met­scher, wenn uns die Red­ner als Teil ihres Vor­trags loben?
"Der Red­ner be­dankt sich für die Arbeit des Dol­met­schers" ist die neu­trals­te Ver­sion, auf die ich ger­ne zu­rück­grei­fe. Kritiker be­fin­den indes, dass ich hier et­was vom In­­halt der Aus­sage zen­sie­ren wür­de.

"Der Redner spricht ein Kompliment gegenüber dem Dolmetscher aus", das wäre auch noch eine relativ neutrale Zusammenfassung.

Diskussionssituation in einem Kulturhaus mit Dolmetscherin, Festivalleiter, Seminarleiter
Das Wort "Kompliment" miss­fällt al­ler­dings manchen Zeit­ge­nos­sen. François Mitterrand und Nathalie Sar­raute be­fan­den in solchen Si­tua­tio­nen einst na­he­zu gleich­lau­tend, dass es sich nicht um ein Kom­pli­ment handele, son­dern um eine Feststellung.
(Ich be­dan­ke mich in sol­chen Fäl­len jetzt für die Spie­ge­lung).

In Marseille hat sich neulich Jean-Pierre Rehm (als wüsste er um meine Nöte) höchst geschickt aus der Affaire gezogen: Er ließ drei sehr freundliche Worte auf Englisch fallen, die Chose endete auf ... as usual

Merci beaucoup, Monsieur !

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Fotos: Lenka Ritschny

Mittwoch, 18. Juli 2012

Nach der Arbeit

Bienvenue auf der Blogseite einer Dolmetscherin und Übersetzerin. Französisch ist meine zweite Arbeitssprache, Englisch meine "passive" Sprache. Hier erhalten Sie Einblicke in unseren Alltag.

Nach anstrengender Arbeit auszuruhen ist einer der schönsten Momente, die es gibt. Um währenddessen nicht zu viel Energie zu verlieren, wende ich aktiv meine Kenntnisse in den Bereichen Autogenes Training und Meditation an.

Hier habe ich vor längerer Zeit einen ganz einfachen Ratschlag beherzigt. Entspannungsmethoden sollten nämlich in Phasen eingeübt werden, in denen der Stress noch nicht alles dominiert. Sie zu lernen hat mit Faulheit nichts zu tun, im Gegenteil, es ist viel Disziplin nötig, um für spätere Momente des Alltags, in denen es dann Schlag auf Schlag geht, gewappnet zu sein.

Wandinschrift: Faulheit ist die Gewohnheit, vor der Anstrengung auszuruhen.

Hier rasch noch zwei Links: Grundinfo Autogenes Training und einige Links zu geleiteten Meditationen auf (zumeist kanadischem) Französisch.

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Foto: C.E. (entdeckt in einer Einrichtung
zur Berufsförderung)

Dienstag, 17. Juli 2012

Schriftsprache

Willkommen beim einzigen Blog Deutschlands, das (seit 2007) in der Dolmetscherkabine geschrieben wird. Hier lasse ich — an manchen Tagen auch vom Übersetzerschreibtisch aus — unseren Alltag als Sprachmittler Revue passieren. Über die Jahre habe ich mich auf Politik, Wirtschaft, Film und Medien spezialisiert.

"Der bringt ja keinen einzigen Satz zu Ende!", entrüstet sich die Redakteurin. Wir sitzen im Hotel, transkribieren Interviewsequenzen, übersetzen parallel. Denn ergänzend zum TV-Beitrag braucht der Sender Infos für seine Webseite. Die Journalistin, die letzte Woche das Interview auf Französisch geführt hat, spricht einigermaßen Deutsch, aber für die zweisprachige schriftliche Fassung des Gesprächs reicht es nicht.

Sie transkribiert und ist auch entsetzt darüber, wie langsam das geht. In der letzten Stunde hat sie gerade mal acht Minuten 'verschriftet'. Ich arbeite parallel und übersetze gleich ins Deutsche. Daneben surfe ich im Netz. Nicht, dass ich mich hier von der Arbeit ablenken ließe, ich lese und höre mich in die Person des Interviewten ein.

Zum Glück findet sich viel Hintergrundmaterial im Netz an: ein BBC-Interview, Radioausschnitte, Zeitungsartikel. Dann vervollständige ich die Sätze nach bestem Wissen und Gewissen, "schneide" logisch aufeinanderfolgende Halbsätze aneinander, baue einen Text, der Hand und Fuß hat.

Das lebendige Moment des Interviews bleibt erhalten, ohne dass der Sprecher wie ein zerstreuter Professor wirkt. Manchmal lasse ich einen Satz mit drei Pünktchen enden, vor allem dann, wenn die Journalistin wirklich mit einer (Rück-)Frage reingegrätscht ist. Und auch das, was "zwischen den Worten" zu hören war, also das, was hier und da nur angeklungen ist, findet sich am Ende zwischen den Zeilen wieder.

So werde ich vor ihr fertig, was aber nur an der Erfahrung liegt, die ich über die Jahre gesammelt habe. Ich hole uns was zu essen ... anschließend wenden wir uns zu zweit der französischen Fassung zu. Der deutsche Text wird zum "Master", wir vollziehen alle Freiheiten nach, die ich mir beim 'Verschriften' nahm. Die Kollegin, die noch unerfahren in der Verschriftung von Interviews war, hatte zu sehr am "Original" geklebt.

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Foto: C.E.

Montag, 16. Juli 2012

Kontext!

Guten Tag! Bewusst oder zufällig haben Sie eine Blogseite aus der Sprachenwelt angesteuert. Ich bin Französischdolmetscherin und -übersetzerin, lebe und arbeite in Marseille, Paris, Berlin und dort, wo man mich braucht ... und denke hier über meinen Berufsalltag nach, der oft genug auch die private Wahrnehmung der Welt verändert.

"Sag mal kurz!", ist so ein Schlachtruf, der mich immer zusammenzucken lässt, "sag mal kurz, was heißt den machintrucchose auf Deutsch?" Wer mich kennt, kennt auch meine Standardantwort: "Bitte Konteeext!"

Ohne Sinnzusammenhang keine passende Interpretation, so einfach sind die Dinge. Nur in Ausnahmefällen tauge ich als wandelndes Lexikon nach dem Muster Input Wort eins — Output Wort zwei. Schon mit "bitte" gehen die Probleme los. Ist es eine Bitte (demande), eine dringende Bitte (sollicitation), ein Wunsch (souhait), eine höfliche Bitte oder Fürbitte (prière) oder "bitte-bitte" (s'il vous plaît/s'il te plaît), vielleicht "bitte, gern geschehen" (je vous en prie/je t'en prie oder einfach de rien), eine nachfragende Bitte (comment ? pardon ? vous dites ?), ein nettes "bitte schön" (il n'y a pas de quoi !) ... Selbst für das kleine Wörtchen "bitte" brauche ich schon Kontext ...

Ein Bäumchen einer mir nicht bekannten Spezies (Heiner?) am Sraßenrand. Es hat eine Form, als würde es von südfranzösischen Palmen träumen.Ach ja, die Zusammenhänge! Gestern im Bus vom Flughafen nach Hause, mein Kopf schweift ab, ich bin entspannt, lausche einem Podcast von France Culture, träume vor mich hin. An einer Ampel biegt der Bus ab, und meine Augen sehen eine Palme am Straßenrand zwischen parkenden Autos. So eine Palme ... schon schön, alles klar, aber in Berlin?

OK, die letzten Wochen habe ich immer und überall Palmen gesehen, mein eigener Wahrnehmungskontext ist noch auf Südfrankreich eingestellt, und diese Erfahrung lässt mich hier eine Palme erblicken.

Auch wenn das machintrucchose auf den zweiten Blick keine Palme ist, grinsen über mich selbst kann ich doch und sogar noch rasch ein Foto knipsen. Machintrucchose heißt übrigens sowas wie "Dingsbums" in drei Ausdrücken (le machin, le truc, la chose), also eine Art Riesendingsbums, selbst wenn das Bäumchen hier, naja, eher ein Mickerchen ist.

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Foto: C.E.

Sonntag, 15. Juli 2012

Wasser

Willkommen beim Arbeitsjournal einer Dolmetscherin und Übersetzerin mit Frankreichschwerpunkt. Zum Beruf gehören mehrere Wohnsitze und viele Reisen ...

Zurück vom Strand! Gestern noch in Marseille, wo es letzte Woche bei leichtem Mistral um die 30 Grad warm war. Heute in Berlin bei der Hälfte dieser Wärmegrade, wo zur Feier meiner Rückkehr seit heute Mittag die Sonne ein wenig scheint. Nach Wasser sieht es auch aus, allerdings eher von oben.

Wie 2011 ist der Juli in Berlin kühl und feucht, was vor allem für die vielen in Berlin gebliebenen Kinder schade ist, denn der Juli ist hier der Hauptferienmonat. Und es sind viele, denn in Berlin lebt jedes dritte Kind von Hartz IV.



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Fotos: C.E.

Samstag, 14. Juli 2012

Link der Woche: Zeit!

Bienvenue im digitalen Arbeitstagebuch einer Dolmetscherin und Übersetzerin. Französisch ist meine zweite, Film meine "dritte" und Englisch meine "passive" Sprache. Samstags veröffentliche ich hier regelmäßig einen besonderen Netzfund.

Einfach nur super!



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Film: Jeremiah Mcdonald

Donnerstag, 12. Juli 2012

Film mitsprechen

Hello, guten Tag, bonjour ... beim Dolmetscherweblog, dem ersten virtuellen Arbeitstagebuch Deutschlands über Dolmetschen und Übersetzen aus dem Inneren der Kabine bzw. vom Übersetzerschreibtisch. Hier denke ich über unseren Arbeitsalltag nach ...

Südfranzösischer Zeitungskiosk mit Plakat von "Je me suis fait tout petit"
Was macht die Dolmetscherin nach der Arbeit? Das Marseiller Seminar ist zu Ende, Adressen sind ausgetauscht, spätere Treffen vereinbart, Abschiedskaffees getrunken. Was ich mache? Erstmal schlafen. Ich wohne nicht am Seminarort, sondern mit Sängern und Schauspielern in einer Künstlerwohnung ... und alle sind auf Ruhe eingeschworen, damit "die Sprachakrobatin" schlafen kann. Das klappt auch. Nach dem Mittagsschlaf eile ich ins Kino, frühe Abendaufführung eines Films, den ich vor einiger Zeit ins Deutsche übersetzt hatte, da der Produzent (leider erfolglos) in Deutschland Fördergelder und/oder Sender gesucht hatte.

Filme zu sehen, mit denen ich drei Wochen "gelebt" habe, ist immer sehr merkwürdig. Ich könnte mitsprechen, freue mich über alle Bilder die so aussehen, wie ich sie mir vorgestellt hatte, bin irritiert, wenn (nach meinem Empfinden) wichtige Repliken fehlen, hadere manchmal mit dem Casting.

Subjektive Einstellung einer Kinozuschauerin: Ende der Titelsequenz von "Je me suis fait tout petit"
Dieses Mal gar nicht. Ich bin zufrieden und kann mich sogar zwischendurch auf den Film einlassen. Dennoch poppen mitunter Erinnerungen an die Zeit des Übersetzens hoch, vermischen sich mit der Erschöpfung einer gut zuende gebrachten Veranstaltung, dem Knistern des Popcorns einige Reihen vor mir, dem Duft der Sonnenmilch ...

Am nächsten Vormittag sitze ich am späten Vormittag im begrünten Innenhof mit blauem Himmel, in der Nachbarschaft übt jemand sehr begabt Geige und erfreut uns alle. Die Melodien vermischen sich mit dem Ruf der Möwen, ab und zu ist ein verspäteter Mauersegler zu hören. Ich sitze am Rechner und arbeite, Kostenvoranschläge, Neues von der Berliner Mitbewohnerin, den Balkonpflanzen gehe es gut. So, auf in den Buchladen, dann noch einen früheren Studienkollegen treffen, anschließend ans Meer ...


P.S.: Hier noch der Trailer zum Film Je me suis fait tout petit von Cecilia Rouaud ("Ich habe mich ganz klein gemacht") sowie der Link zu den Kritiken des Films in "Le Monde" und im "Nouvel Obs".

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Fotos: C.E.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Extraterrestrisch!

Hallo, Sie haben ein digitales Arbeitsjournal angesteuert. Hier denke ich über Dolmetschen und Übersetzen nach. Ich lebe und arbeite in Marseille, Berlin, Paris, Cannes und anderswo ... mein Schwerpunkt liegt bei Politik, Wirtschaft und Medien. Ab dem 16.7.2012 bin ich wieder eine Zeitlang in Berlin. (Anfragen derzeit am besten per Mail.) Heute gewähre ich mal wieder einen Blick auf den Schreibtisch.

bunte Atomwurzelaugenkrake
Manche Anfrage irritiert. Neulich hatten wir wieder so eine. Ende August solle an einem der Berliner Kulturorte eine Konferenz verdolmetscht werden, daher wurden Preise für Technik und Personal angefragt. Absender und Mailadresse des Anfragenden erwiesen sich bei einer kurzen Internetrecherche als wenig informativ. Wir wollen im Vorfeld immer wissen, wer uns anfragt, welche Art von Veranstaltung vorgesehen ist, ob die Themen zu uns passen. Keine(r) von uns würde Verfechter extremistischer oder menschenfeindlicher Positionen dolmetschen oder übersetzen; auch Rüstungsfirmen stehen nicht auf der Kundenliste.

Die Erstrecherche ergab also nichts, ich bat um mehr Details zu den üblichen Eckdaten: Thema, Redner, Zielpublikum, Anzahl der erwarteten Gäste, Veranstaltungsort. Von diesen Parametern hängt ab, was wir anbieten (müssen): Kabine, Technik, Anzahl und Sprachkombinationen der Kollegen.

Es gingen einige Mails hin und her. Der Anfragende schien nicht gut informiert zu sein, lieferte den erbetenen Hintergrund nur zögerlich. Vielmehr wollte er von uns die Namen und Adressen der technischen Dienstleister erfahren, die wir empfehlen können, oder gleich über uns dort reservieren. Er kündigte als Anzahlung die Zusendung eines Schecks an.

Dieses in Deutschland komplett aus der Mode geratene Zahlungsmittel war das Stichwort. Es gibt fiese Tricks, unsereinen "abzuzocken". Anstelle der erwarteten Kontakte bekam der betreffende "Herr" von uns die Bitte, uns die volle Adresse der Auftraggeber, Telefonnummer(n) der Ansprechpartner, internationale Mehrwertsteuernummer und die Kopie der Anmeldung beim Gewerbeamt (sofern im jeweiligen Land verpflichtend) zuzusenden.

Am Ende nahm ich mir die Zeit und las nicht nur die Mail nochmal gründlicher durch, sondern auch den Anhang, den ich in der Eile übersehen hatte. Hier stand das Thema des Abends: "UFOs und alternative Dimensionen". Komplett außerirdisch!

Hier mehr zur Gefahr, die von dubiosen Kunden ausgehen kann: "Check Overpayment Scam".

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Foto: C.E. (Marseille)

Dienstag, 10. Juli 2012

Zitat

"Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt."
Ludwig Wittgenstein

Montag, 9. Juli 2012

BSE

Will­­kom­­men auf den Sei­­ten ei­­nes di­­gi­­ta­­len Ar­­beits­­ta­­ge­­buchs ei­ner Fran­­zö­­sisch­­dol­­met­­scher­in, die in Paris, Berlin, München und Marseille tätig ist. Neben dem Dol­­metschen biete ich Übersetzungen an, und hier ist der Ort, an dem ich auch über unseren alltäglichen Umgang mit Sprache nachdenken kann.

Ja! Es gibt einen neuen bösen Schnack für simplified face­book english, und zwar BSE: basic simple english! Für uns als Sprachmittler ist dieses Idiom derzeit durchaus eine Bedrohung. Die Zahlen der All-english-Conferences neh­men zu. Der Prof eines Bekannten sagte schon vor zwanzig Jahren: Bad english is a language of science.

Mir fällt dabei immer nur ein: End ewriwann will feind it iesie tuh underständ iech azza. Ze driem of a juhneited jurop will finalli kamm truh.

Nee, im Ernst, es ist eine besondere Herausforderung, fehlerhaftes Englisch richtig zu verstehen und zu interpretieren. Im Fall von Transkriptionen für Kongressbände, soweit habe ich mich in dieses neue Arbeitsfeld schon vorgearbeitet, hat uns das das Fünffache der normalen Zeit gekostet (weil wir uns erst gründlich einlesen und dann interpretieren mussten); wir waren zu dritt daran beteiligt, entsprechend teu­rer wurde es für den Auftraggeber. Und nicht selten wird aus diesem BSE dann eben doch gedolmetscht. Schrecklich, sich das in der Kabine vorzustellen, noch schrecklicher, wenn aus der dann die Tonspur für weitere Verdolmetschungen kom­men soll (Pivot).

Unangenehm an der Sache ist ja eindeutig, dass immer mehr Menschen davon über­­zeugt sind, recht ordentlich Englisch sprechen zu können. Vielleicht liegt es auch daran, dass die deutsche Sprache immer mehr von echtem oder Pseudo-Eng­lisch durchsetzt ist à la "Chillout mit hippem Outfit für den Cooldown am Beach in der Handy-freien Zone!" Alles ebenso verrückt wie der Rinderwahnsinn ...

In unserer Szene kursiert eine Anekdote über einen einstigen Au­ßen­mi­nister un­se­rer Republik, es ist der mit den Turnschuhen, ein Mann von Format, der auf sein Englisch stolz war. Das war aber stellenweise wohl ein wenig ungefähr, so dass nach einigen Versuchen der Kollegin aus der Englisch-Kabine, den Output des wer­ten Herren zu verdolmetschen, der Kragen platzte. Sie öffnete dem Vernehmen nach die Kabinentür und rief in den Raum hinein: "Bitte sprechen Sie Deutsch, es gibt Dolmetscher!"

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Foto: C.E. (Archiv)

Sonntag, 8. Juli 2012

Seminar dolmetschen

Hallo, Sie interessieren sich für Dolmetschen und Übersetzen in Berlin, Paris, Marseille und anderswo? Dann sind Sie hier, beim Weblog einer Spracharbeiterin, richtig. Heute mein Sonntagsbild. (Sie erreichen mich seminarbedingt derzeit am besten per Mail. Ab dem 16.7. arbeite ich in Berlin, währenddessen gießt die Mitbewohnerin dort die Blumen ...)

Marseille, Sonntagmorgen, kurz vor zwölf. Ich muss nicht dolmetschen, sondern darf fotografieren. Wir sind hier: Klick.


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Foto: C.E.

Samstag, 7. Juli 2012

Dolmetschen in Nürnberg

Bienvenue beim Weblog aus der Dolmetscherkabine für die französische Sprache! Oft schreibe ich meine Einträge aber auch am Übersetzerschreibtisch. Hier denke ich über den Arbeitsalltag nach ... und die Geschichte des Berufs.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde in Nürnberg die Technik des Simultandolmetschens zum ersten Mal in großem Umfang weiterentwickelt und genutzt: Bei den Kriegsverbrecherprozessen.

Der 86-jährige Siegfried Ramler berichtet, wie er damals als 22-jähriger mitgearbeitet hat. Ramler stammte aus Wien und ging dann nach England. Juli 2010 hielt er seinen Vortrag vor Gerichtsdolmetschern des Federal Court in Washington. Hier geht's zum Video.

Bild von Siegfried Ramler am Sprecherpult

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Foto: Court Channel

Freitag, 6. Juli 2012

la bise die Zwote

Willkommen beim einzigen Blog Deutschlands, das (seit 2007) in der Dolmetscherkabine geschrieben wird. Hier lasse ich — an manchen Tagen auch vom Übersetzerschreibtisch aus — unseren Alltag als Sprachmittler Revue passieren. Über die Jahre habe ich mich auf Politik, Wirtschaft, Film und Medien spezialisiert. Heute werde ich grundsätzlich.


Grafisch verfremdet: die Autorin dieses Blogs mit rotem KussmundZum Weltkusstag 2012 kommt hier ein schnelles Küsschen für meine treue Leserschaft. Monatlich klicken zwischen drei- und viertausend Leser dieses Blog an und lesen knapp zwei Seiten, die Zahl der Abonnenten kenne ich nicht.

Ein hoher Anteil der Besucher sind "Wiederholungstäter".

Über "la bise", das französische Küsschen, schrieb ich schon vor einem Jahr. Mich erreichte in der Zwischenzeit die Frage, auf welcher Seite dieses Küsschen-auf-die-eine-Wange-Küsschen-auf-die-andere-Wange-und-mancherorts-nocheins-auf-die-erste losgehen würde. "Das ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich geregelt", würde ich jetzt über die Schweiz sagen.

In Frankreich gibt es regionale, soziale und gruppenspezifische Unterschiede. Ich weiß darauf also keine abschließende Antwort, sondern warte immer auf den Impuls, der vom anderen ausgeht. (Ich selbst neige dazu, mit der rechten Seite anzufangen.)

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Illustration: privat

Donnerstag, 5. Juli 2012

P.S.

Bonjour ! Sie haben das Arbeitstagebuch einer Französischdolmetscherin und Übersetzerin aus Berlin mit Arbeitsorten Paris, Hamburg und derzeit Marseille aufgeschlagen (ab dem 16.7. in Berlin, Terminanfragen bitte per Mail). Hier beobachte ich unseren Arbeitsalltag, aber auch phantasievollen Einsatz von Sprache. 

Ein kurzes P.S. zum mobilen Gerstensaft, mein Eintrag von gestern, ist diese "Kaffeetafel" mit Wortspiel. ("Zu Kaffee aus Togo", ein anderer Eintrag zum beliebten "Türkentrank" (Bach) hier entlang.)

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Foto: C.E.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Gehbier

Hello, guten Tag, bonjour ... beim Dolmetscherblog aus Berlin, dem ersten virtuellen Arbeitstagebuch Deutschlands über Dolmetschen und Übersetzen aus dem Inneren der Kabine bzw. vom Übersetzerschreibtisch. Hier denke ich über die Sprache nach. (Anfragen zu Übersetzungen und Dolmetscheinsätzen in Berlin für die Zeit nach dem 16.7.2012 erreichen mich derzeit am besten per Mail.)

Aus Pappe ausgeschnitten und bemalt: Mann in Unterhemd, Trainingshose und Badelatschen steht vor der "Trinkhalle" und kippt ein Bier
Zum Genuss eines Gehbiers genügt es, ein Bier in der Hand zu haben und seine Beine zu benutzen. Schon wird aus jedem beliebigen Gerstensaft ein Gehbier. Anders erklärt: von Stehtisch im Stehcafé über Stehbier war der Weg zum Gehbier kurz. Das Gehbier liegt auch nicht am vermeintlich anderen Ende dessen, was einst der Gehrock als soziale Gruppe auszeichnete: Nahezu alle Schichten wurden zumindest in Berlin schon mit Bier in der Hand gesichtet. Das macht die Sache ja so irritierend. Anders als in den USA muss der Flaschenbauch von Alkoholika hierzulande auch nicht in einem braunen Recycling-Tütchen verschwinden.

Wer das ostentative Herumtragen von Hoch- oder Mittelprozentigem zum ersten Mal beobachtet, zum Beispiel jemand aus der Provinz, meint auf den ersten Blick, lauter Alkoholiker zu sehen.
Das Gehbier scheint als Sitte direkt von Spanien abzustammen, wo schon in den Nuller Jahren die Mieten hoch, die Einkommen besonders der Berufsanfänger niedrig (und feste Stellen schon damals nicht ausreichend vorhanden) waren. Die spanische Jugend behalf sich (vor allem am Wochenende) mit Parties auf der Straße, dem botellón ("große Flasche").

Meinen Beobachtungen nach wird das Gehbier auch in Deutschland gerne vor dem Besuch von Parties oder Lokalitäten konsumiert. Es gibt sogar ein Verb dafür: vorglühen.

Aus Pappe ausgeschnitten und bemalt: Mann auf dem Rad, das viele Flaschen transportiert, darauf ein Schild: "King of the bottles"
Mit botellón und Gehbier ist der Flaschensammler eng verknüpft, der wiederum nicht von Hartz IV getrennt werden kann, mitunter auch böse HIV abgekürzt, was nicht zufällig wie das Kürzel der Autoimmunkrankheit gleichen Namens aussieht. Etliche, die mit dem Existenzminimum überleben müssen, "stocken" mit Flaschenpfand auf.

Und so scheppert es seit zwei, drei Jahren in der wärmeren Jahreszeit am späten Abend und vor allem nachts, wenn draußen Sammler mit Hackenporsche oder Fahrrad unterwegs sind, in Straßen wie der unseren laut und gläsern. Früher gehörte das Geräusch zum Tag, das früher die-emsige-Hausfrau-geht-in-die-Kaufhalle hieß, jetzt ist es ein von beiden Geschlechtern produziertes Rund-um-die-Uhr-Geräusch.

Das alles sind Klänge, Begriffe und Begleiterscheinungen der Krise.

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Fotos: C.E. / Staatsgalerie Neukoelln
(Eine Ausstellung in der U-Bahnstation
Hermannplatz, die einen Umweg lohnt!)

Dienstag, 3. Juli 2012

Gräber bauen ein Regal

Hallo! Sie haben ein Bordbuch aus der Dolmetscherkabine angesteuert (in dem auch Übersetzerisches notiert wird). Mein besonderes Augenmerk liegt derzeit auf der Veränderung der Sprachmittlerarbeit. Augenblicklich arbeite ich in Marseille, ab dem 16.7. wieder in Berlin (und bin in der Zwischenzeit gut per Mail erreichbar.)

Letzten Samstag brachte ich hier den Link zu einer Meinung zu Machine Trans­la­tion (MT), zur automatischen Übersetzung also, die angeblich auch den Dol­met­scher­be­ruf bedrohen soll. Und ich habe mal wieder mit dem einsti­gen Ba­bel­fish, diese Übersetzungsmaschine ist seit kurzer Zeit mit dem Mi­cro­sof­trans­la­tor ver­eint, meine kleine Probe aus dem Jahr 2010 wiederholt.

Der Trick: Ich nehme einen Satz und übersetze ihn maschinell so lange hin und her, bis er sich nicht mehr ver­änd­ert. Dann mache ich das Gleiche mit dem von mir in die andere Sprache übersetzten Satz.

In beiden Ausgangssätzen steckt eine idiomatische Redewendung, daran scheitern die Maschinen zuverlässig.

Was sie auch nie richtig übersetzen werden: Ironie, unvollständige Sätze, Ge­dan­ken­sprün­ge, Versprecher, die sich aber möglicherweise logisch anhören und nicht immer, aber doch manchmal Dolmetschern als solche auffallen und still­schwei­gend kor­ri­giert wer­den.

  1° Tu tombes à pic, je dois monter une étagère.
  2° Sie Kerl Gräber, baue ich ein Regal.
  3° Tombes de Guy, construire une étagère.
  4° Die Gräber von Guy, bauen ein Regal.
  5° Les tombes de Guy, construire une étagère.
  6° Die Gräber der Kerl bauen ein Regal.
  7° Les tombes de la guy construisent une étagère.
  8° Die Gräber der Mann bauen ein Regal.
  9° Les tombes des hommes construisent une étagère.
10° Die Gräber der Männer bauen ein Regal.

Der Beispielsatz lautet, erst von einem Menschen übersetzt, dann wieder von der Maschine:

  1° Du kommst wie gerufen, ich muss ein Regal aufbauen.
  2° Vous venez comme appelé, je dois construire une étagère.
  3° Sie kommen wie genannt, ich baue ein Regal. 
  4° Ils viennent comme mentionné, je construis une étagère.
  5° Sie kommen, wie bereits erwähnt, baue ich ein Regal.
  6° Vous venez, comme déjà mentionné, je construis une étagère.
  7° Sie kommen, wie bereits erwähnt, baue ich ein Regal.

Verglichen mit dem Murks von 2010 hat sich das Ergebnis ins Deutsche verlängert. Bevor ich meinen Satz wieder richtig im Kopf hatte, habe ich übrigens erst den Satz in einer leichten Abweichung zu übersetzen versucht, nämlich die fran­zö­si­sche Fassung von "Sie kommen wie gerufen ..." Mit einem überraschenden Er­geb­nis:

1° Vous tombez à pic, je dois monter une étagère.
2° Sie fallen Guy, habe ich ein Regal montieren.
3° Sie fallen Guy, habe ich ein Regal montieren.
4° Fall guy, j'ai un montage de plateau.
5° Colt, habe ich eine Montage des Plateaus.
6° J'ai colt, un montage du plateau.
7° Ich habe Colt, eine Montage des Plateaus.

Zwei Blicke vom Balkon, jeweils der gleiche Ausschnitt: Die Bäume sind so gewachsen, dass von den Nachbarhäusern fast nichts mehr zu sehen ist
Baumwipfel 2008 bis 2012
Im Plural hat sich die Sache in unerwarteter Weise verschlechtert, denn es geht nicht mal mehr um ein Regal oder eine Bibliothek. Schick auch das à pic, das zu Guy und Colt mutiert.

Ach ja, und da sind ja noch die Goetheverse, mit denen ich in meinem Beitrag von 2010 auch schon rumgespielt habe. Sie bleiben jetzt schon ab dem vierten Durchgang sta­tisch, und zwar so:

Ruh ist friedlich, | in der Spitze der Bäume, die Sie Spurest. | Nicht wirklich ein Trick, | der einzige Vogel im Wald. | Warten Sie, Balde. | Ruhest du auch!


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Fotos: C.E. (Archiv), die nächste
Regalerweiterung wäre fällig und
ja, das ist mein Balkonblick :-)

Montag, 2. Juli 2012

Leicht und mobil

Hallo! Sie haben das Web-Arbeitsjournal einer Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache angesteuert, Drittsprache ist Englisch. Ich arbeite in Paris, Marseille, München und ab dem 16.07. wieder in Berlin. Hier schreibe ich über unseren Berufsalltag ... auch über den technischen Anteil. (Für Einsätze ab der zweiten Julihälfte erreichen Sie mich derzeit am besten per Mail.)

Eine Frauenhand hält ein geklebtes Mikrophon, angeschnitten sieht man die Sprecherin
Funkmikro mit geklebtem Batteriefach
Erstmal eine kleine Entschuldigung, an die regelmäßigen Leser gerichtet: Heute werde ich erneut redundant. Aber ich muss nochmal einen Stoßseufzer loslassen über die Immobilität neuer "mobiler" Konferenztechnik.
Für alle anderen hole ich kurz aus: Uns Dolmetscher gibt es grob gesagt in zwei Darreichungsformen, in der Kabine, die extra aufgebaut wird, wobei ein Techniker parallel zur (meist mehrsprachigen) Konferenz ein Mischpult betreut, oder mit Funktechnik und kleinen Kopfhörern bewaffnet und ohne das ganze Drumherum.

Diese mobile Technik ist vor allem bei Einsätzen als Begleitdolmetscher für Delegationen, bei Fabrikbesichtigungen oder kleinen zweisprachigen Veranstaltungen sehr praktisch.

Und wie der Name schon sagt, die Technik ist mobil. Schwierig wird es mit den neuen von der Industrie angebotenen Gerätschaften. OK, man kriegt sie vom Platz, braucht dazu aber (mindestens) einen starken Arm und ein Auto. Was hat eigentlich die Hersteller von "Personenführungsanlagen" (PFA) genannten Flüsterkoffern geritten, die neuen Ausfertigungen ihrer Technik in ... naja, etwa kindersarggroßen Schachteln zu liefern? (Hier ein Bild, im Vordergrund. Die hier abgenommenen Deckel überragen die Sockel mindestens um das Dreifache.) Diese Transportkisten sind von unsereinem nicht mehr so spielend zu bewältigen, wie wir das gewohnt sind. Obwohl der Inhalt gleich groß ist ...

Der Empfangsteil eines PFA-Kopfhörers in den Händen einer anderen Frau, daneben Programm und Computer
Headset in der Pause
Also wird an den Koffern rumgefrickelt und -gepuzzelt, bis in einigen Jahren nichts mehr geht. Ich hoffe, dass die Hersteller der valises de chuchotage (in unserem Jargon un bidule, ein "Dings") ein Einsehen haben werden und dann, wenn an den armen Dingern wirklich nichts mehr auszurichten sein wird, wieder echte mobile PFAs anbieten.

Wir nutzen ab Mittwoch bei einem Seminar die Technik des dfjw. Merci beaucoup, deutsch-französisches Jugendwerk!

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Fotos: C.E. (Archiv)

Sonntag, 1. Juli 2012

Leser

Willkommen auf der Weblogseite einer Französischdolmetscherin aus Berlin. Hier können Sie Einblicke nehmen in unseren Alltag, der in Paris, Berlin, München oder Marseille stattfindet. Für Termine ab dem 16.07.2012 in Berlin erreichen Sie mich derzeit am besten per Mail.

Als Vielleserin und Buchliebhaberin liebe ich den Anblick von Lesern. Und weil ich manchmal auch im Gehen (auf dem Rückweg vom Buchladen zum Beispiel) oder im Stadtraum lese, fotografiere ich gerne manche dieser "Artgenossen". Heute als Sonntagsbilder Schnappschüsse aus Paris und Berlin.


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Fotos: C.E.