Konsekutivdolmetscher machen sich Notizen in einer bestimmten Notizentechnik, die in der Ausbildung gelehrt wird. Denn während der zu Verdolmetschende spricht, ist es wichtig, sich das Wesentliche zu notieren, um anschließend das Gesagte wiedergeben zu können. Über die Jahre vergessen allerdings viele Kolleginnen und Kollegen das Gelernte bzw. sie formen es so um, dass es für sie am besten passt. Denn die Notizen fertigen wir ja nicht für Kunden, Nachwelt oder die Schönheit der Symbole an, sondern zum eigenen und einmaligen Gebrauch.
Dolmetschen bei Dreharbeiten |
Oft notiere ich viel und ausführlich, um am Ende gar nicht mehr drauf zu schauen. Der Schreibvorgang hat den Behaltensprozess gefördert. Ich notiere viel in der sprachungebundenen Technik und auch direkt in der Zielsprache. Regelmäßig frische ich die Symbole auf, dann sind meine Notizen für eine Zeitlang "klassischer".
Komplizierte Zitate sind immer die große Ausnahme: Hier schreibe ich mir die Worte in der Originalsprache auf. Wenn ich dann an die entsprechende Stelle komme, stelle ich oft überrascht fest, dass der Hinterkopf längst eine gute Übersetzung gefunden hat.
Wichtig ist, sich am Ende beim Aufschreiben nicht hetzen zu lassen. Der Redner macht eine Pause, still notiert der Dolmetscher, das erzeugt Stress. Hier haben uns die Ausbilder in Sachen konsekutives Dolmetschen, ich nenne hier stellvertretend Ursula Böss und Prof. Jean Klein, eingeschärft, das Publikum einen Augenblick warten zu lassen. Und zu relativieren: Was einem vorne wie eine kleine Ewigkeit vorkommt, dauert fürs Publikum nicht so lange.
Selten passiert es, dass ich eine Notiz nicht mehr entziffern kann. Zwei- oder dreimal habe ich eben die bewusste letzte Zeile "verhunzt". Das Fehlende fällt mir wieder ein, wenn der Redner weiterspricht (Kontext). Ich habe den Gedanken dann am Beginn des nächsten "Blocks" mit einer Minierklärung eingeleitet und rasch nachgetragen.
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Foto: Friederike Elias