Willkommen auf den Seiten einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin. Hier berichte ich aus Berlin, Paris und Cannes oder Marseille, München und Marburg unter Wahrung dienstlicher Geheimnisse.
Eigenlob stinkt, das weiß jedes Kind. Was aber machen wir Dolmetscher, wenn uns die Redner als Teil ihres Vortrags loben?
"Der Redner bedankt sich für die Arbeit des Dolmetschers" ist die neutralste Version, auf die ich gerne zurückgreife. Kritiker befinden indes, dass ich hier etwas vom Inhalt der Aussage zensieren würde.
"Der Redner spricht ein Kompliment gegenüber dem Dolmetscher aus", das wäre auch noch eine relativ neutrale Zusammenfassung.
Das Wort "Kompliment" missfällt allerdings manchen Zeitgenossen. François Mitterrand und Nathalie Sarraute befanden in solchen Situationen einst nahezu gleichlautend, dass es sich nicht um ein Kompliment handele, sondern um eine Feststellung.
(Ich bedanke mich in solchen Fällen jetzt für die Spiegelung).
In Marseille hat sich neulich Jean-Pierre Rehm (als wüsste er um meine Nöte) höchst geschickt aus der Affaire gezogen: Er ließ drei sehr freundliche Worte auf Englisch fallen, die Chose endete auf ... as usual.
Merci beaucoup, Monsieur !
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Fotos: Lenka Ritschny
2 Kommentare:
"Feed back" gefällt mir besser als "Spiegelung", da muss ich immer an Mathe denken ...
Ja, aber feed back ist die Fortsetzung der Anglifizierung der deutschen Sprache. Das Englische passt natürlich zum Kontext der heutigen Berufswelt, in der oft englische Begriffe verwendet werden.
Wer aber in den letzten Jahren mit neuen Tendenzen der Pädagogik, Didaktik und Psychologie zu tun hatte, kennt den Begriff der Spiegelung auch gut. Für mich geht beides in Ordnung.
Gruß, das hohe C.
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