Der eine Teil des Problems lässt sich phonologisch erklären: Der Mensch kann nur das aussprechen, was er/sie wahrnimmt. Das kommt daher, dass sich das Gehör im Moment des Erlernens der Muttersprache auf die Frequenzen, Laute und Sprachmelodie der betreffenden Sprache “einschießt”. Und da gibt es zwischen Französisch und Deutsch nun mal klare Unterschiede. Der zweite Punkt ist auch verständlich; es geht also für den Schauspieler auch darum, Spaß beim Lernen (wieder)zugewinnen.
Es gibt Hoffnung. Für Opernsängerinnen entwickelte der Pariser HNO-Arzt Alfred Tomatis schon in den späten 50er Jahren das “elektronische Ohr”, mit dem der Hörende über das sogenannte “Knochenhören” bzw. Lauschen verfremdeter Akustiken (Musik, z.B. Mozart,

Diese Methode, sie wird “Audio-Psycho-Phonologie” genannt, ist im Filmsektor in Frankreich durch das Beispiel Gérard Depardieu bekannt. Frankreichs berühmtester lebender Schauspieler stotterte als junger Mann, hatte sonst auch noch Artikulationsprobleme und wurde erfolgreich von Tomatis behandelt. Eine andere berühmte Patientin ist Maria Callas.
Heute werden auch Kinder mit Lernstörungen damit therapiert, denn auch da ist die Verbindung zum Gehör augenfällig. Dennoch ist die Methode vor allem aus Kostengründen umstritten, in Deutschland und Frankreich zahlt die Kasse in der Regel nicht, auch nicht die Therapie von Kindern und Jugendlichen. Ganz anders verhält es sich in der Schweiz, wo die Hörschulung inzwischen zum Grundkanon zählt.
Für den Schauspieler heißt es: Grundlagen legen in Paris (Hören und Deutsch-Grundkurs, allein oder in der Mini-Gruppe), dann ab nach Berlin. Die Stadt und ihr Fluidum werden das ihrige beitragen.
P.S.: Nein, ich habe keine solche Schulung absolviert, aber mein Gehör durch frühkindlichen Fremdsprachenkontakt trainiert. Den Rest machte die Musik. Viele "Sprachmenschen" haben eine hohe Affinität zur Musik. Aber das ist ein anderes Thema.
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