Wir sind in Strasbourg. Hier sind an die zweihundert Lehrer, Kinobetreiber, Dozenten und Fortbilder zusammengekommen, um drei Tage gemeinsam zu arbeiten. Titel der Tagung, der zugleich der Name des veranstaltenden Vereins ist, lautet "les enfants du cinéma" - die Kinder des Kinos.
Als Dolmetscher tragen wir mit unseren Fähigkeiten zu den Arbeiten bei - ein halber Tag ist der Entwicklung von Filmpädagogik an deutschen Schulen gewidmet. Darauf bereiten wir uns gründlich vor. Da ich von Haus aus Filmwissenschaftlerin bin, nehme ich sogar an der ganzen Konferenz teil. Standesgemäß tagen wir in einem Kino: Filme, Vorträge, Diskussionen, Arbeitsgruppen - das Programm lässt uns kaum Pausen zum Durchatmen. Nur morgen geht es an einen anderen Ort. Wir tagen in einem Sitzungssaal des Europäischen Parlaments, vermittelt durch die Schirmherrin der Tagung, die Abgeordnete Catherine Trautmann, einige Jahre Bürgermeisterin der Stadt und französische Kulturministerin. Es ist das erste Mal, dass ich das Parlament betrete, und hier arbeiten zu dürfen freut mich schon jetzt.
Trotz der vielen Programmpunkte schaffen wir es kurz, uns dort am Vorabend die technischen Einrichtungen anzusehen. José, ein spanischsprachiger Techniker, weist mich ein. Die Dolmetscherkabine, eine von vielen, ist groß wie ein Zimmer, hat vier Plätze und ist mit der neuesten Technik ausgestattet. "Ein Rolls unter den Kabinen" wird Olivier von "enfants du cinéma" später kommentieren. José, der Haustechniker, sieht das lakonischer: "Die Parlamentsdolmetscher haben viel Macht. Hier ist alles immer auf dem neusten Stand."
Zurück ins Hotel, Vokabeln pauken, auch nach Jahren im Filmbereich gibt's immer noch welche, die nicht im Schlaf gleichermaßen in beide Richtungen sitzen: Einsaal-Kino - salle à mono-écran, Legetrickanimation - silhouettes animées usw.
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