Wahllichtbildvorlage, das ist ein für mich neues Wort, das ich vermutlich so bald nicht wieder brauchen werde. Ich war ins LKA geladen zu eben dieser. Mir wurden auf Papier acht Portraits vorgezeigt. "Gar nicht so leicht, eine solche Auswahl herzustellen", sagte die Beamtin auf der anderen Seite der Anti-Corona-Plexiglasscheibe.
Acht finster dreinblickende ältere Herren waren da zu sehen, offenbar alles Köpfe, die zu echten Fällen gehören. Ob sie nicht doch kurz noch einen älteren Kollegen im Flur geknipst habe, wollte ich im Scherz von ihr wissen. Sie hat das verneint.
Zahlen, bitte! |
Aber ich habe ihn gleich wiedererkannt. Es war ein Bild aus dem Knast, vor der Entlassung. Was dem zugrunde liegt, war indes recht telegen gewesen. Vor über einem Jahr hat mich ein "Privatbüro" angerufen, ob ich denn auch Privatkunden annehmen würde. Ich konnte das nur bejahen.
Beim Termin erwartete mich ein älterer Mann, der den Habitus eines reichen Rentiers mehr schlecht als recht imitiert hat. Er sagte, er wolle nach Berlin ziehen, denn er leide an einer seltenen Krankheit und sein behandelnder Arzt lebe in der deutschen Hauptstadt. Er habe weiter keine Angehörigen mehr, wolle hier in Berlin eine Wohnung kaufen und zu diesem Zwecke zunächst ein Bankkonto eröffnen.
Ich mache die Sache kurz: Am Ende hat er einen gestohlenen Scheck von einer knappen Million Euro eingereicht. So weit, dass die Bank ihm dafür Geld gegeben hat, kam es nicht.
Da wir so etwas schon einmal passiert ist, ich bin eben verdammt gut in den Suchmaschinen verlinkt, ging ich mit etwas Misstrauen zum ersten Termin und habe eigentlich nur auf Unstimmigkeiten gelauert. Das ging schon mit seinem Namen los. Er stellte sich als Zodiac AEROTECHNICS vor. So heißt auch eine französische Firma für flugtechnische Komponenten, die gerade umfirmiert worden war.
Auch hier kürze ich ab. Die Details wandern mal in einen Krimi, für den ich schon sammle. Die Berliner Polizei wurde zu dem Zeitpunkt involviert, ab dem ich mir sicher war. Am Ende hätte sie ihn ergreifen können, aber sie haben ihn knapp verpasst.
Für mich war das Ganze mit einigem unbezahlten Aufwand verbunden, ich habe dabei mein kriminalistisches Gespür entdeckt. Vielleicht sollte ich die französische Luftfahrttechnikfirma mal anschreiben und ihnen den Hintergrund ihrer Scheckverluststory erzählen. In einkommenslosen Coronaviruszeiten könnte ich einen Finderlohn, der einem leider gesetzlich bei Schecks nicht zusteht, ziemlich gut gebrauchen. (Wäre es Bargeld gewesen, mir hätten ca. fünf Prozent zugestanden.)
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Foto: C.E.
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