Dienstag, 28. Juli 2020

COVIDiary (113)

Hello, bon­jour und gu­ten Tag! Hier be­rich­te ich aus mei­nem Berufsleben als frei­be­ruf­liche Konferenzdolmetscherin für die französische Sprache. Vor Monaten wurde aus dem Arbeitstagebuch das eher private COVIDiary. Seit März gab es keine echte Konferenz mehr. Die nächste wird wohl erst 2021 stattfinden.

Biedermeierstuhl
"Was du ererbst von deinen Vätern ...
Die Kellnerin auf der Café­ter­ras­se: "Du kannst zum nächs­ten Ersten meinen Job haben, ich gehe nach Kanada zurück." Die Textarbeiterin, die für bör­sen­no­tier­te Firmen arbeitet: "Schau mal, im Verkauf werden Leute gesucht!" Der Lehrer: "Kannst bei uns anfangen, Quer­ein­stei­ge­rin­nen in den Schuldienst sind gefragt!" Das ist alles lieb gemeint. Ich suche einen gutdotierten Job, gerne Teilzeit, denn ich habe einen Beruf. Ich bin Dol­met­scherin. Ich arbeite regelmäßig, habe nur derzeit kaum be­zahl­te Ein­sätze. Mein Be­rufs­all­tag besteht zu 80 Pro­zent aus Vor­be­rei­tung, aus Leben in der Sprache, Lesen, Nach­be­rei­tung, Gram­matik durch­den­ken, neuen Begrif­fen auf der Spur sein.

In der Küche dolmetsche ich beim Kochen vor mich hin, Sendungen meiner Leib- und Magensender, das ist wie |Schwimmübungen| Nudelkochen ohne Wasser. Das Gehirn ist eine Art ein Muskel. Nur wenn ich diesen Muskel regelmäßig trainiere, kann ich später, wenn's wieder losgeht, die üblichen Spitzenleistungen abliefern.

Derzeit stecke ich in einem Auswahlverfahren, da wird tatsächlich eine Stelle mit einer Dolmetscherin besetzt, Sie dürfen/Du darfst mir die Daumen halten. Au­ßer­dem habe ich nächste Woche ein Vorstellungsgespräch in Sa­chen Film­her­stel­lungs­lei­tung, und einen Vierteltag in der Woche Woche beschäftigt mich schon der Stammkunde mit seinem längerfristigem Bauprojekt. Mal sehen, wie sich das am Ende fügen wird.

Von Herzen wünsche ich mir die Dolmetschfestanstellung, weil das Projekt in­halt­lich genau meinen Arbeitsschwerpunkt und meine Arbeitsweise trifft, und weil ich schon vor Corona davon geträumt habe, längerfristig in ein Team ein­ge­bun­den zu sein und nicht nur punktuell. 

Caroline Louise Emilie Souchay de la Duboissière
Zudem habe ich von meinem Vater unter anderem drei Bieder­mei­er­stühle mit Restau­rie­rungs­be­darf geerbt. Außerdem warten hier zwei Ahnenportraits aus der gleichen Zeit auf Restaurierung, dann das Fotowerk meines Vaters, das ich digitali­sie­ren und im Netz veröf­fent­li­chen möchte, sowie ein von ihm vorberei­tetes Buch, das Einlei­tung und Schluss­wort bekommen, um eine topo­gra­phi­sche Spu­ren­suche er­gänzt wer­den soll. Es geht um ein bis­lang kaum be­leuch­te­tes Ka­pi­tel der deutsch-franzö­sischen Ge­schichte: Um den deutsch-fran­zö­si­schen Krieg von 1870/71.


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Foto: C.E. (mit Fotoshop)
... erwirb es, um es zu besitzen." (JWvG)

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