Freitag, 24. Juli 2020

COVIDiary (110)

Hallo und gu­ten Tag auf mei­nen Blog­seiten. Ich ar­bei­te seit 2005 in Pa­ris und Ber­lin als Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin, früher auch oft als Über­set­ze­rin. (Was das un­ter­schei­det: siehe die Unter­zeile oben.) Derzeit schreibe ich vom Büro aus. Das Co­ro­na­virus macht aus meinem Blog aus dem Be­rufsall­tag das eher private COVIDiary.

Historisches Stadtpanorama in einem Hauseingang
Mein diesjähriges Urlaubsziel
Der sechs­te Mo­nat ohne re­gel­mä­ßige Aufträge bricht bald an.
Wie eine Balletttänzerin oder ein Opernsänger muss ich täg­lich meine Hirn­mus­keln trai­nie­ren, bin also jeden Tag drei Stunden und länger da­mit be­schäftigt, mich à jour zu halten und in „Trocken­schwimmen“ zu üben, um meine Fertigkeiten aufrecht zu erhalten.

Arbeit haben wir Konferenzdolmetscherinnen und -dolmetscher, aber leider kein Einkommen. Und außer Hartz IV will uns die Regierung nichts anbieten. Wer von uns ein wenig fürs Alter vorgesorgt hat, muss diese Rückla­gen erst verfrühstücken, bis unsereinem eine Hilfe zuteil werden soll, die nicht ausreicht. Ich habe Angst, bald über diese Zu­mu­tung, eine schreiende Un­gleich­behandlung mit anderen Bür­ge­rin­nen und Bürgern des Landes, nicht mehr sprechen zu können, vor Bitterkeit zu verstummen. Und ich muss glücklich sein über die fünf bis zehn Prozent ver­blei­ben­der Aufträge, die fürs Ganze nicht ausreichen.

Heute geht durch die Gazetten: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat jegliche Hoffnung auf ein absehbares Verschwinden des Coronavirus gedämpft. „Wir müs­sen lernen, mit dem Virus zu leben“, hat Nothilfe­koordinator Mike Ryan gestern Abend in Genf ver­laut­bart. Die Menschheit müsse lernen, ihren Alltag trotz Virus neu zu gestalten. Er appellierte dabei an die Regierungen aller Länder, alles er­denk­lich Mögliche dafür einzusetzen, Krankheits­übertragungen zu reduzieren. Dazu gehöre auch die Schlie­ßung von Lokalen oder drastische Zu­tritts­be­schrän­kun­gen. Ge­­schlos­­se­ne Räume bleiben problematisch. So lange neue Infektionsketten dro­hen, werden wir Kon­fe­renz­dolmetscherinnen und Konferenz­­dol­metscher den nor­ma­len Arbeitsmodus nicht wiederfinden.

Weitere News: Mein altes Samsung-Handy, das viel zu alt war, um die Corona-Warn-App zu installieren, habe ich letzten Monat zurecht abgeschafft. Das erfahre ich aus den Medien, denn über Wochen soll auf einem Großteil der Smartphones die Warn­funktion nicht richtig funktioniert haben. Vor allem waren davon der Her­stel­ler meines Mobilgerätes sowie die aus dem Hause Huawei betroffen. Als hätte ich es geahnt, habe ich mit dem Mobil­telefon auch die Pro­duk­tions­fir­ma ge­wech­selt.

Kannen, Tassen etc.
Kaffeesachen im alten Buffet
Für mich waren Taschentelefone bislang unwichtig. Wie beim Privathandy geht's bei mir nur um kurze Telefonate zu Ab­spra­chen und die Erreichbarkeit für Fa­mi­lie, Freunde und Kunden. Mal schauen, ob die veränderten tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten mein Nut­zer­ver­hal­ten ändern werden.

Möglich gemacht hat diesen Wechsel üb­rigens die Soforthilfe für Selbständige von Bund und Land, für die ich sehr dank­bar bin. Durch den ersten Teil der Krise bin ich einigermaßen gut gekommen. Das liegt auch daran, dass wir frühen An­trag­stel­le­rin­nen und An­trag­stel­ler aus Berlin 5000 Euro für die privaten Ausgaben nutzen konnten.

Plastikarmer Haushalt
Was mich heute beschäftigt: Wegen des Umbaus der Sprecherbox zur Dol­met­scher­kabine, die im Arbeitszimmer Platz ge­funden hat, gerieten unsere Möbel do­mi­no­artig in Bewegung. (Für mich als Lin­gu­is­tin hat der Satz mehrere Ebenen. Klar, dass ein Möbel beweglich ist … auf Fran­zö­sisch bedeutet meuble als Adjektiv leicht, lose, weich, locker.) Der Be­spre­chungs­tisch aus dem Ar­beits­zim­mer wur­de ab­ge­schafft, ein anderer Schrank musste um­ziehen. Noch ist nicht alles wieder so ver­staut, dass es den Abläufen entspricht.
Bis zum Herbst, wenn wir hoffentlich eine kleine Saison mit Einsätzen via Fern­dol­metschen bekommen werden, daher die Kabine, dürfte das erledigt sein.

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Foto: C.E.

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