In Paris startet heute der Weltklimagipfel COP21. Etliche Rahmenveranstaltungen wurden aus Sicherheitsgründen abgesagt, darunter auch eine Konferenz, auf der die hier berichtende Dolmetscherin normalerweise tätig gewesen wäre. Stattdessen sitze ich in Berlin und wasche von Nachbarn gespendete Kinderkleidung aus dem Keller und Flohmarktstofftiere, die ich morgen in einer Notunterkunft für Flüchtlinge abgeben darf. Und trotzdem bin ich mitten im Thema.
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Im Falle der Verwandten einer meiner "Quellen" hat die Dürre sieben Jahre gedauert, dann war nichts mehr vom einst florierenden Hof übrig. Sie zogen zu ihren Angehörigen in die Stadt und die Versorgung dort wurde für alle täglich komplizierter.
Westliche Asyl"fachleute" würden solche Menschen übrigens als "Wirtschaftsflüchtlinge" einstufen (und ihnen ohne den Kriegshintergrund das Recht auf Asyl verwehren). Diesen Begriff müssen wir hinterfragen. Das Wort "Klimawandelflüchtlinge" ist zu sperrig, also "Klimaflüchtlinge".
Nicht nur unter Dürre hatten die syrischen Bauern an der jordanischen Grenze zu leiden, sondern auch unter Pestizidresistenzen und extrem zähem "Beiwuchs", der die Erträge schon vor der Dürre extrem reduziert hatte. Ähnliches hören wir aus den USA. Es sind Spätfolgen der Verwendung von "Roundup" der Firma Monsanto mit dem Wirkstoff Glyphosat.
Dieses Pestizid wird auch in Deutschland gespritzt, 15.000 Tonnen waren es 2013. Dabei steht der Stoff im Verdacht, Menschen krank zu machen. ZDFzoom hat schon vor zwei Jahren die Gefahren des Wirkstoffs hinterfragt, siehe unten. Der Film geht von armen Tabakbauern in ländlichen Gegenden Argentiniens aus, in denen sich Missbildungen bei Neugeborenen in den letzten zehn Jahren vervierfacht haben. Dabei ist der argentinische Embryologe Andrés Carrasco eindeutig: Ab einer sehr niedrigen Glyphosatdosis beobachtet er bei Hühnerembryonen Fehlbildungen und Krebs. Die massive Verwendung in der ganzen Welt widerspreche allerdings auch ohne wissenschaftliche Gewissheiten dem im Grunde überall gütigen Vorsorgeprinzip.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ignoriert das Vorsorgeprinzip und hält den Wirkstoff für unbedenklich. Diese Bundesbehörde legt bei ihrer Einschätzung nur geheime und zum Teil offenbar anonymisierte Studien der Hersteller zugrunde. Verflechtungen des BfR mit der Industrie und dubiose Verschleierungstaktiken führen für uns alle zu einem handfesten Problem, denn die Behörde erarbeitet die Grundlage für die Verlängerung der Glyphosatzulassung durch die EU für die kommenden zehn Jahre.
Mit ihrer Einschätzung steht das BfR inzwischen isoliert da. Die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation haben Glyphosat letztes Frühjahr als "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" eingestuft. Jetzt musste auch das BfR einräumen, dass es Hinweise auf erhöhte Krebsraten bei Tierstudien übersehen hat, so Recherchen von MDR und Süddeutsche Zeitung. Andere Wissenschaftler schalten sich ein. Mehr dazu in der SZ und auch in der Zeit.
Morgen Vormittag wird das Thema im EU-Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit diskutiert, die Debatte kann im EuroparlTV live verfolgt werden, übrigens mit Simultanverdolmetschung.
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Illustrationen: ZDFneo, phoenix, Comic "Years of Living
Dangerously", Symbolia Magazine, by Audrey Quinn
and Jackie Roche
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