Larousse von 1910 |
Unterschiede im Gebrauch der Artikel kommen im Deutschen oft durch Dialekte. Der Butter ist auf Schwäbisch richtig, sonst nicht. Und dann kommt noch von Regeln abweichender Gebrauch hinzu und erschwert Menschen, die sich der Sprache Goethes zugewandt haben, ihre Aufgabe in nicht unerheblicher Weise.
Bleiben wir in der Küche. Beim Joghurt scheiden sich die Geister, manche mögen ihn als "den Joghurt", andere als "das Joghurt", wieder andere verschmähen das vergorene Drüsensekret von Wiederkäuern. Klingt auch nicht appetitlich.
Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat sich unlängst über derlei Irritationen gebeugt. Laut einer repräsentativen Umfrage ist das Nomen Virus für 62 % männlich, 34 % ziehen sächlich vor, der Rest ohne Angabe oder weiblich. (Laut Duden wird der Artikel "das" vor allem von Fachleuten verwendet.) Pfand wird von 68 % der Befragten als "das" bezeichnet, "der Pfand", laut Duden ein Fehler, sagen 28 %. Auch das Wort Toast sei für viele nicht eindeutig.
Bei der Sprache Molières ist das einfacher mit der Trefferquote, Zuschreibungsprobleme gibt es trotzdem. Die Orgel ist un orgue, männlich, wenn sie in einer kleinen Kirche steht. Weiblich aber sind les grandes orgues de Notre Dame, große Orgel, große Kirche, weiblich. Frauen tönen lauter, ließe sich die Chose politisch unkorrekt zusammenfassen.
Aber wenn die Geschlechter sich treffen, wird es nicht einfacher: Verheiratete Leute sind les gens mariés, männlich, die kleinen Leute aber les petites gens, weiblich. Un enfant/une enfant ist einfach zu unterscheiden, je nachdem, ob das Kind weiblich oder männlich ist. Das lässt sich leicht "gender mainstreamen".
Entscheidend komplizierter wird es mit dem Nachmittag: un après-midi, une après-midi, beides ist möglich. Ein schlauer Mensch hat mal gesagt, dass diese Bezeichnung ganz davon abhänge, mit wem man den Nachmittag verbracht habe. Einleuchtend!
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Foto: C.E. (Je sème à tout vent — "Ich sähe in alle Him-
melsrichtungen" steht hier leider noch nicht drauf.)
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