Donnerstag, 20. August 2015

Das rosa Kaninchen

Hal­lo und gu­ten Tag. Ob ge­plant oder zu­fäl­lig, Sie le­sen in mei­nem Blog, der nor­ma­ler­wei­se direkt aus dem Inneren einer Dolmetscherkabine oder vom Über­set­zer­schreib­tisch kommt. Noch ist Urlaubszeit, trotzdem bin ich aktiv. Auch mit Französisch kann ich mich einige Tage die Woche nützlich machen, ehrenamtlich.

Deutschland und viele andere Länder Europas erleben gerade einen großen Strom von Flüchtlingen aus den Krisengebieten. Humanitäre Hilfe ist da eine Selbst­ver­ständ­lich­keit.

Diverse Stofftiere sitzen im Bullauge einer Waschmaschine
Gespannt auf Neues
Derzeit trennen sich viele Kinder und Ju­gend­li­che von einigen ihrer liebsten Be­glei­ter. Ob auch der weltbeste Patensohn da­bei ist? Noch sind in Berlin Schulferien, so dass die Entscheidung aussteht. Aber Zweittiere bei der Ziehtante dürfen schon mal weiterwandern in andere Kin­der­hän­de, der allerliebste Schlafhase bleibt al­ler­dings übrig. Minderjährige Nach­barn, denen ich von der Sache erzählt habe, konnten sich spontan auch von einigen Wesen trennen.

Diese Cabin-Crew darf in den kommenden Tagen nochmal in Desinfektionsspülung baden. Neue Mitreisende willkommen! Es ist noch Platz im Space Shuttle!

Wer in Kreuzberg oder im nördlichen Neukölln wohnt: Ich hole ab und begleite die Tiere dann zu Flüchtlingskindern, wenn ich als ehrenamtliche Dolmetscherin un­ter­wegs bin.

Liebe Verlage, liebe Schulen: Startet doch eine große Leseaktion vor allem in Regionen, in denen Menschen aufgrund mangelnder Erfahrungen massive Be­rüh­rungs­ängs­te mit Flüchtlingen haben. Legt das Buch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Judith Kerr in einer "Volksauflage" auf (also sehr günstig, Verbreitung auch außerhalb des Buchhandels) und sensibilisiert schon mal die Kinder. Begleitet das Ganze durch eine Internetseite, Handy-Apps mit Spielelementen, Aktionen.

Ein zweites Buch wäre für die Jugendlichen und die Erwachsenen: Liebe Bun­des­zent­ra­le für Politische Bildung, bittet die normalerweise unterbezahlten Jour­na­lis­ten, Autoren und Fotografen, Portraits zu echten Honoraren über die Flüchtlinge zu schreiben. Holt den "Bund der Ver­trie­ben­en" ins Boot. Nehmt Geschichten wie die über Annaberg-Buchholz und das italienische Fischerdorf Riace auf, das Flücht­linge vor dem Untergang gerettet haben. Die Zeit hat darüber geschrieben, das ist einige Jahre her. Wie hat sich die Sache entwickelt? Außerdem Flücht­lings­ge­schich­ten, die die deutsch-deutsche Grenze zum Auslöser hatten. Und Berichte über Hilfs­ak­tio­nen, die sich derzeit glücklicherweise mehren. Spart dabei die Ängste der Menschen nicht aus, nehmt sie vielmehr auf, geht von ihnen aus. Betreibt keine Indoktrination, sondern echte Information. (Digitale Aspekte wie oben.)

Liebe ARD, stelle bitte regelmäßig ausreichend dotierte Produktionsbudgets für eine wohlbekannte Reihe ein: "Die (neuen) Kinder von Golzow" für eine Lang­zeit­be­ob­ach­tung ausgehend von den Kindern von Golzow, einer Dokumentarfilmreihe, mit der das Ehepaar Junge zwischen 1961 und 2005 die Geschicke einer Land­schul­klas­se aus einem Dorf im Oderbruch und die damit verbundenen Blicke auf Le­bens­wirk­lich­kei­ten festgehalten hat. Dank der Flüchtlingskinder kommt in Golzow wie­der eine Klasse zustande, war den Medien dieser Tage zu entnehmen, wird die Schule aus dem Dornröschenschlaf geholt. Hurry up! In acht Tagen beginnt das neue Schuljahr.

Städte und Gemeinden: Nachbarn, bildet Patenschaften, besonders auch für die Bildung der Menschen. Holt sie aus den Zelten und Containern, sorgt für men­schen­wür­dige Wohnungen, greift un­ge­wöhn­li­che Konzepte auf, z.B. Re­no­vier­ung städtischer Wohnungen und von den Gemeinden verwaltete Gebäude, deren Eigentümersituation seit Jahrzehnten ungeklärt ist, unter Mitwirkung der Flücht­linge und örtlicher Handwerker. Vereinfacht die Bauvorschriften (weg von oft un­sin­ni­gen Wär­me­dämm­maß­nah­men), schreibt Wettbewerbe für gutes und zu­gleich günstiges Bauen aus, setzt den so­zia­len Wohnungsbau wieder in Gang, stärkt die Ob­jekt­för­der­ung. Setzt die Gelder nach­hal­tig ein, verstärkt die psychologische Be­treu­ung der Betroffenen, stoppt die Entstehung einer Flücht­lings­ver­sor­gungs­in­dus­trie

So, das war jetzt mein Wort zum Donnerstag! Wegen der Viecher: Mail an caroline[kringel]adazylla[punkt]de ... vorab vielen Dank!
Weiter im Thema geht's mit Urlaubsjob.
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Foto: C.E.

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