Haus auf dem Fabrikdach |
Der Auf- und Ausbau der Liegenschaft dauert schon knapp zwei Jahre. Immer wieder wurden architektonische Entscheidungen im Licht des grauen Berliner Himmels revidiert, dann wurde eingerissen bzw. rückgebaut.
Der Pariser graue Himmel, unter dem die Pläne gemacht und die 3-D-Simulationen animiert worden sind, strahlt offenbar heller; die bauliche Lage der künftigen Wohnung im rückwärtigen Teil eines Geländes in Mitte trägt sicher nicht positiv zur Lichtsituation bei.
In der Mittagspause komme ich mit dem Unternehmer aus Frankreich, der hier alles mit Wasser verantwortet, ins Gespräch. Seine Firma ist in der fünften Generation in der Familie. Seine Söhne möchten das Unternehmen nicht übernehmen. Sie haben studiert. Aber er findet auch in seinem sonstigen Umfeld keinen Nachfolger. Sein Hauptsorge ist diese: "Wir haben ja praktisch nur noch Luxusbauten. Die ganz normalen Dinge finden bei uns nicht mehr statt, so dass wir nicht mehr ausbilden können. Ein Lehrling würde bei uns nicht das lernen können, was zu den Grundlagen des Berufs gehört."
Und er sagt mir, dass aufgrund der enorm gesunkenen Kaufkraft die meisten Franzosen inzwischen so viel wie möglich im Haus selbst reparieren und dass seine Mitarbeiter und er eigentlich nur noch von den kapitalkräftigen Bauherren leben würden. Wir sprächen hier über Wohnungen ab 200, 300 m², er hätte im Herzen von Paris auch schon Kunden gehabt, die 2000 m² ihr eigen nennen würden. Besonders bitter sei es, in Wohnungen, die nahezu keine Spuren gelebten Lebens zeigen würden, alles herausreißen und nach dem Geschmack des neuen Eigentümers neu machen zu müssen. Zitat: "Ohne diese grandes fortunes hätte ich meinen Laden längst schließen müssen."
Die Wohnung, um die es in Berlin geht, wird ein Viert- oder Fünftwohnsitz sein. Solche Worte lassen sich schlecht tippen, der Kopf kann nur bis zum Zweitwohnsitz denken. Zum Glück blockiert hier niemand bestehenden Wohnraum, denn hier wird ein Einfamilienhaus auf einen Altbau draufgesetzt und es verschafft auch etlichen Berlinern Arbeit. Aber dann?
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Foto: C.E. (vergleichbare Stelle)
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