Guten Tag Frau Elias,
ich verfolge nun schon seit einiger Zeit begeistert Ihren Blog. Für mich als Studentin am FTSK Germersheim ist es schön, auch außerhalb des regulären Unterrichtsstoffs in den Dolmetschalltag "reinschnuppern" zu können.
Ich hätte allerdings eine kleine Bitte an Sie: Seit einiger Zeit fällt mir immer mehr auf, dass das Antizipieren in der Kabine offenbar dazu beiträgt, dass Dolmetschstudenten im Laufe ihres Studiums immer größere Schwierigkeiten haben, Fragen nicht schon mitten im Satz zu unterbrechen und zu antworten, weil sie das Ende bereits zu kennen scheinen. Eine Angewohnheit, die für Nicht-Dolmetscher wie mich unter Umständen sehr irritierend sein kann ...
Kennen Sie dieses Phänomen? Ist es Ihnen auch bereits an sich aufgefallen? Und wäre es möglich, dass Sie einen kurzen Artikel über Ihre diesbezüglichen Beobachtungen schreiben?
Vielen Dank schon im Voraus!
Mit freundlichen Grüßen,
Yasmin
Der Leser liest "Über die Kunst seinen Chef anzusprechen und ihn um eine Gehaltserhöhung zu bitten" von Georges Perec |
Und ich muss leider zugeben: Das wird mit den Jahren nicht besser.
Sie beschreiben etwas, das sehr unhöflich ist, einen Gesprächskiller, durch den der/die Dolmetscher/in zudem wie ein arroganter Klugsch... wirkt (die weibliche Form spare ich zugunsten der Satzstruktur jetzt mal).
Es gibt ein Parallelmoment, z.B. bei einem Sektempfang sich die Beine in den Bauch zu stehen und das ungute Moment zu verspüren, im Grunde schon alles zu wissen. Da versagen manchmal die Fragen in Gegenwart der Zeitgenossen. Der Mensch trocknet aus wie eine Quelle.
Natürlich handelt es sich hier um einen Irrtum. Ich übe regelmäßig Zuhören. Das habe ich einst als Journalistin gelernt. Dabei erkenne ich beim Gegenüber oft deutlich ein Muster — und versuche ganz bewusst, es durch gezielte Fragen gemeinsam zu verlassen. Ich liebe dieses Moment, denn es kommen immer wieder völlig ungewohnte Einsichten und Anekdoten zutage, die mich dann tagelang beschwingen können.
Also: Als "Medizin" für den beschriebenen Weiterdenkimpuls hilft durchaus, als Querdenker Fragen zu stellen und Überraschungen zu suchen. Dabei ganz bewusst wieder neugierig zu werden auf die Mitmenschen. Dann hört das mit dem Ins-Wort-Fallen auch rasch wieder auf.
P.S.: Und Danke für die schöne Leserrückmeldung! ______________________________
Foto: C.E. Aufruf! Zur Plakatgestaltung in
Mosaiktechnik suche ich Leserfotos!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen