Mittwoch, 1. April 2009

April, April!

... war mein Eintrag gestern natürlich, bei dem in Grundzügen sicherlich einiges stimmt, was aber so in der Kombination nur Humbuk war. Daher liest sich das Akronym des Luxemburgischen Berufsverbandes wie der schwäbische Dummkopf: Dubbl.

Ein real existierender Verband, der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ), schätzt die Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die bei Konferenzen aus dem Deutschen oder ins Deutsche übertragen, auf rund 1.000. Und es stimmt auch, dass mehr Frauen als Männer dolmetschen. Der Verband der Konferenzdolmetscher (VKD), schätzt das Verhältnis auf 3:1 bis 4:1. Die im gestrigen Beitrag erwähnte "Kollegin" Lola Montez (im Namen steckt ein Filmtipp) aus Luxemburg schien beim größten Arbeitgeber für unsereinen beschäftigt, dem Dolmetscher- und Konferenzdienst der Europäischen Kommission (SCIC). Hier arbeiten 550 Kollegen fest angestellt und 2.000 auf freiberuflicher Basis.

Richtig ist ferner, dass genau dort, in Brüssel und Straßburg, man um Nachwuchs bangt. Im Zuge der EU-Vergrößerungen der Siebziger wurden viele Dolmetscher und Übersetzer angestellt, die bald im Rentenalter sind. Für den Dolmetschberuf mit Englisch als Muttersprache wirbt die EU inzwischen per YouTube.

Auch wahr ist, dass Dolmetscher ja über Jahre trainiert haben, auf einer "zweiten Spur" mitzuhören, und dass sie diese Fähigkeit ins Privatleben hinein begleitet. Außerhalb der schalldichten Kabine leiden viele von uns an Reizüberflutung, können nur schlecht weghören, wenn am Nebentisch im Café gesprochen wird, kriegen mit, was das Thema der Mitwartenden in der Schlange ist. Das Gehirn ist nun einmal darauf trainiert, alles mitbekommen zu wollen, auch vermeintlich unwichtige Dinge - sie können ja von einem Moment zum nächsten Bedeutung erlangen. So kommt es oft vor, dass ich bei Freunden nicht nur darum bitte, dass (für mich) grelles Licht ausgeschaltet wird (als Kurzsichtige bin ich lichtempfindlich), sondern auch die Wort- und Musikberieselung durch das Radio.

Dem Zuhörzwang entziehe ich mich, indem ich lieber ruhige Natur aufsuche als überfüllte ... und Lärm entgehe. Hier kommen die Ohrenstöpsel ins Spiel - Sylvester, WM-Eröffnung mit dem kanadischen Fernsehen, der Nachhauseweg in Kreuzberg am 1. Mai: Ohne Gehörschutz nicht denkbar, denn ich höre sehr gut - und das soll auch so bleiben!
__________________________________
le poisson d'avril - der Aprilscherz
Zahlen sowie das Wort "Zuhörzwang" stammen
aus einem Artikel des Goethe-Instituts über
unseren Beruf: Hier entlang.

2 Kommentare:

JRS hat gesagt…

Menno, ich dachte Silvester wäre das Fest zum Jahreswechsel.

caro_berlin hat gesagt…

Hallo JRS, Dein Kommentar liest sich wie zum Beitrag "Aprilfisch" gehörend, dabei war der noch gar nicht online .... - seherische Qualitäten?
Cous-cous, C.