Der Redner, einer der Firmenleiter, spricht volksnah - und verwendet viele idiomatische Redewendungen, also metaphorische Begriffe, die für Fremdsprachige auf den ersten Blick nicht leicht zu entschlüsseln sind. Das geht noch. Dann wird das Thema komplizierter und Monsieur greift auf Begriffe zurück, die mit Schifffahrt, Wasser, Transport zu tun haben, um die Gemeinsamkeit der Interessen zu unterstreichen.
Hier in den verschiedenen Sprachen Deckungsgleichheit herzustellen, ist ungeheuer schwierig. Der französische Chef sagt "mener quelqu'un en bateau" - was jemanden irreführen, um sein Ziel einfacher zu erreichen bedeutet. Ich bin dran und dolmetsche als "Pivot", also als zentrale Kabine, von der aus die Verdolmetschungen in die anderen Sprachen erfolgen. Der kurze Schock ist schnell überwunden, es hier mit einer Metapher aus der Arbeitswelt des Kunden zu tun zu haben, und ich übertrage mit jemandem Kutsche fahren, was im Bilde bleibt, irgendwie auch in der Branche (wenn man davon absieht, dass heute kaum noch Kutschen ... geschenkt!) Die Engländer machen daraus "to lead someone astray", was jemanden vom Weg abbringen bedeutet ...
Bei der nächsten Redewendung hält der Konzernchef kurz inne und sagt: "Jetzt hoffe ich mal sehr, dass ich die Künste der Dolmetscher nicht überstrapaziere mit den ganzen maritimen Begriffen, aber wir befinden uns nun mal in Küstennähe ..."
Dann geht die Sache munter weiter. Manches ist einfacher, da entsprechen sich die Begriffe oder sind weniger metaphorisch, wie zum Beispiel
wir sitzen alle im selben Boot - on est embarqué sur le même bateauUnd dass ich mal einen Beitrag über Schifffahrt mit drei "f" würde schreiben müssen, war mir längst klar, daher das Foto (von einem anderen Kunden). Selbst, wenn die Umsetzung ein wenig "bateau" ist ...
in See stechen - le bateau prend la mer
unter falscher Flagge segeln - ne pas hisser le bon pavillon
être un peu bateau - nichtssagend, banal, Gemeinplatz
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