Berlin, Pressekonferenz der Berlinale im Grand Hyatt. Vorgestellt wird das Team von "Welcome", Regisseur: Philippe Lioret. (Der Film läuft im Panorama). "Welcome" erzählt eine Liebesgeschichte und schildert das Schicksal illegaler Migranten in Europa dies- und jenseits des Ärmelkanals. Bei der Pressekonferenz diskutieren die Gäste auf Englisch und Französisch, gedolmetscht wird ins Deutsche, Englische und Französische.
Einer spricht und erklärt das Casting. Nach solchen Events wissen Dolmetscher, die sich auf die Sprache konzentrieren, oft nicht mehr genau, wer es war. Der Regisseur? Der Koproduzent? Einer der Schauspieler?
Jedenfalls wird es kompliziert. Dem Hauptdarsteller, ein junger Kurde, der in Frankreich lebt, versagt vor lauter Gefühlen die Stimme. Ein anderer springt ihm bei, erläutert, beschreibt die Arbeit mit dem bei den Dreharbeiten Siebzehnjährigen, dessen Ausstrahlung sich selbst übers Internet mitteilt (ich folge der Übertragung). Die Dreharbeiten zwischen verschiedenen Kulturen haben offenbar die "intercultural awareness" der Beteiligten geschärft, denn nun teilt der Sprechende seine Hintergedanken mit, und die gelten der Dolmetscherin: " La pauvre traductrice, elle est déjà très fatiguée, elle est au bout du rouleau, elle se demande, quand est-ce qu'ils vont repartir ?" Und nicht ohne ein leichtes Glucksen der Ironie dolmetscht die Kollegin etwas wie: "Die arme Dolmetscherin, sie ist sicher sehr müde, am Ende ihrer Kräfte und fragt sich nun, wann das Team endlich fertig ist ..."
In diesem Moment friert das Bild ein und liefert mir ein hübsches Standbild: viele Blicke gehen Richtung Dolmetscherkabinen. Schön, wenn die Dolmetscher nicht vergessen werden, denn sie sind Teil des Ganzen.
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