Sonntag, 8. Juni 2008

Preise für Drehbuchübersetzung

Eine hier oft gestellte Frage ist, was eine Drehbuchübersetzung kostet. Das hängt ganz vom Drehbuch ab. Wenn es schon einige Entwicklungsstufen hinter sich ge­bracht hat, die Sprache flüssig ist, es die Übersetzerin unterhält und die Arbeit aufgrund einer klaren, ein­­deu­ti­gen Geschichte, die nicht in einem zu exotischen Milieu angesiedelt ist, flott von der Hand geht, können das 2000 Euro sein (bei 90 Seiten).

Mehr Aufwand kostet natürlich mehr. Oft haben Bücher in den Erstfassungen noch 140 Seiten, und wenn dann noch viel Filmförder- und Antragprosa incl. umfangreicher Zahlenwerke dabei ist, klettert der Preis rasch in Richtung 5000 Euro. Preise sind da schwer vergleichbar. Wir rechnen immer inklusive Korrektorat, das Vier-Augen-Prinzip ist für mich wichtig. Viele Einzelkämpfer hingegen veranschlagen nur ihre Einzelleistung.

Übersetzungen brauchen Zeit. Ich übersetze in den ersten vier, fünf Stunden des Tages, da bin ich am besten. Nach der Rohfassung lese erst ich Korrektur, dann die Lektorin. Anschließend feile ich noch tagelang, lese laut, schleife, verbessere, lese wieder ... bis es stimmt. Es muss am Ende so klingen, als wäre das Drehbuch auf Deutsch geschrieben worden.

Fragen Sie uns, wir geben gerne eine Preiseinschätzung ab!

Letztens hatte ich eins in Arbeit, da waren die Seiten luftig beschrieben, die Ant­wor­ten kurz, die Wiederholungen der Rollenbezeichnungen auch kein Problem, der (Druck-)Satz manchmal, weitaus besser als hier unten, aber meist ist auch das ein­fach: wir arbeiten am liebsten direkt in Final Draft.

Der Rest ist Erfahrung und Training. Etwas, das zwischen Literatur (für die Geld­ge­ber und die Stimmung) und gesprochener Sprache (für die Echtheit der Figuren) angesiedelt ist: Mit den Ohren schreiben können, zuvor dem Volk (oder diversen Personengruppen auf der Straße, in der U-Bahn, der Kneipe, dem Wochenmarkt) auf Maul geschaut haben; Dialekt, Soziolekt, Idiomatisches plus Kreativität.

Es ist nach Mitternacht, jetzt rasch in die Federn, damit's mir morgen nicht so geht wie der da:
Der Morgen graut. Das könnte heute wört­lich zu nehmen sein, so jedenfalls fühlt sich MEIKE, Ende 30, als sie in die Bremse tritt und diese harte Geste au­gen­blick­lich sanft abmildert mit einem kurzen Blick auf die Rückbank. Sie betritt den Verkaufsraum der Tanke.

TANKWART HINTER DER KASSE
Ey, Frau, Sie sind müde!

MEIKE
Nein.

TANKWART HINTER DER KASSE
Do-hoch.

Die junge rothaarige Frau legt langsam zwei Schokoriegel und eine ausländische Zeitung auf den Tresen. Zwischendurch schaut sie zu ihrem Auto rüber. Im Kin­der­sitz auf der hinteren Bank schläft ein kleines, etwa vierjähriges Mädchen mit blonden Locken.
Die Frau geht schnellen Schritts zum Kühlregal, nimmt einen Liter Milch, knallt ihn auf den Tresen.

TANKWART HINTER DER KASSE
(beobachtet jede einzelne ihrer Gesten)
Und eine Nacht ohne Schlaf, junge Frau,
das ist ... das ist wie einen übern
Durst ist das. Da hasse ne Reaktion
am Steuer wie 1,0 Promille!

MEIKE
Sicher?

TANKWART HINTER DER KASSE
Sicher! (Winkt sie ran und flüstert:)
Sag's aber nicht weiter, Mä'chen,
sonst haben die Bullen
bald 'ne neue Geldquelle ...

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