Mittwoch, 4. Dezember 2024

Bonjour

... und herz­lich will­kom­men auf mei­ner Blog­sei­te! Was Dol­met­scher und Dol­met­scherin­nen be­schäf­tigt, kön­nen Sie hier seit 2007 mit­le­sen. Das Jahr biegt lang­sam in die Ziel­ge­ra­de ein!

Herbstsaison
Dolmets­chen bei Kon­gres­sen, für den Po­li­tik­be­trieb, auf De­le­ga­tions­rei­sen, bei Werks­be­sich­ti­gun­gen, Hin­ter­grund­ge­sprä­chen oder Ver­wal­tungs­vor­gän­gen, in Kanz­lei oder Kran­ken­haus, un­se­re Ein­sät­ze sind über­aus viel­fäl­tig.

In den letz­ten Jah­ren sind wir im­mer öft­er auch online gefragt. Da diese Über­tra­gungs­art für alle an­stren­gen­der ist, klei­ne Mo­ni­tor­bil­der, ge­stauch­te und damit un­na­tür­liche Stim­men, Rau­schen oder Echos, sind die­se Ein­heiten meis­tens kür­zer als nor­ma­le Ein­sätze.
Zur Pla­nung Ihres Dol­metsch­be­darfs er­rei­chen Sie mich be­quem per Mail an ca­ro­line@adazylla.de. Da ich in Teil­zeit ei­ne An­ge­hö­ri­ge pfle­ge, bit­te ich um schrift­li­che Kon­takt­auf­nah­me.

Es gibt ke­ine Bü­ro­sprech­stun­den
Wir freu­en uns auf Ihre An­fra­ge!

Bit­te be­ach­ten Sie: Krea­ti­ve Tex­te über­tra­ge ich selbst nur ins Deut­sche; an­de­re Spra­chen deckt un­ser Netz­werk ab. Do­ku­men­te be­ar­bei­ten Kol­le­gin und Kol­le­ge au­ßer­halb Ber­lins (im Post­ver­kehr).

Da wir nicht nur Spra­char­bei­terin­nen und Sprach­ar­beiter sind, son­dern auch Men­schen, die be­ob­ach­ten und Ihre Epo­che do­ku­men­tieren, fin­den Sie auf den fol­gen­den Sei­ten mein mit­un­ter sub­jek­tiv ge­präg­tes Ar­beits­ta­ge­buch.

P.S.: Die­se Sei­te ist für die An­sicht im Web­lay­out op­ti­miert, weil sonst Text­pas­sa­gen hin­ter den Fo­tos ver­schwin­den.

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Fo­to: C.E.

Dienstag, 3. Dezember 2024

Zeitreise (1)

Aus dem Ar­beits­all­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen be­rich­te ich hier, ge­nau­er: Hier schreibt ei­ne Dol­met­sche­rin mit Mut­ter­spra­che Deutsch. Ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Heute noch ein­ige Sonn­tags­bil­der.

Ges­tern vor ei­ner Woche hat­te ich in der Vor­aus­schau ein Fo­to aus den 1920-er Jah­ren ge­bracht. Der Hin­ter­grund, ge­nau­er: Ein Ka­len­der an der Wand, hat mich neu­gie­rig ge­macht. Im haus­ei­ge­nen Zei­tungs­ar­chiv und im Netz wur­de ich fün­dig.

Es han­delt sich um den Wer­be­ka­len­der der Fir­ma Rahn, die heu­te lei­der ver­schwun­den ist. Bei "Fr. Rahn" (Fried­rich?) han­delt es sich um ei­nen Her­stel­ler von "Con­tor- und Bu­reau-Mö­bel", auch von Sa­fes, da­mals "ei­ser­ner Geld­schrank" ge­nannt, und von kom­plet­ten Ge­schäfts­aus­stat­tun­gen von Lä­den und Bank­häu­sern. Laut Ber­li­ner Ak­ten be­stand das Un­ter­neh­men ab dem Jahr 1812, und es wird am Ende, 2007 im Be­sitz ei­ner ge­wis­sen Ida Bruns geb. Gau im Han­dels­re­gis­ter Char­lot­ten­burg als "Rahn & Co." ge­führt; an­de­ren Quellen zu­fol­ge gab es mit glei­cher Fir­mie­rung im Ber­li­ner Um­land von 1906 bis 1927 ei­ne Mö­bel­fab­rik, ge­nau­er in Ber­nau.

Nach 1900 und min­des­tens bis 1940 war der Haupt­sitz in der Nä­he des heu­ti­gen Ro­sen­tha­ler Plat­zes. Das Ge­bäu­de steht noch, er­kenn­bar an sei­nem hö­he­ren Dach, aber „Fr. Rahn“ ist längst ver­schwun­den. Die An­schrift Brun­nen­straße 196 ist un­ver­än­dert. Das Ge­bäu­de zeich­net sich durch eine "Beletage" mit Bü­ro- und Aus­stel­lungs­räu­men aus, was das be­son­ders gro­ße, schau­fens­ter­ar­ti­ge Fens­ter­band im ers­ten Stock zeigt, ver­mut­lich die Aus­stel­lungs­räu­me. (Der Blick un­ten geht vom Ro­sen­tha­ler Platz aus.)

Die be­wor­be­nen "schall­si­che­ren Te­le­phon­zel­len" wer­den heu­te üb­ri­gens in mo­der­nen Groß­raum­bü­ros wie­der auf­ge­stellt. Mit wel­cher Tech­nik die "Co­pi­er­pres­sen" be­trie­ben wur­den, wä­re si­cher in­te­res­sant zu er­fah­ren. [EDIT: Die Jah­res­zah­len auf dem Fo­to sind leider ver­rutscht.]

Fotos vom Platz aus: Wikimedia Commons, Collage: CE









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Fo­tos: Bild 2024 von Trak­tor­min­ze, um Jah­res­zahl
+ Pfeil ergänzt; Aus­schnit­te nach 1900, Pri­vat­ar­chiv.
Bild in ei­nen 2. Tab la­den, so lässt es sich ver­grö­ßern!

Montag, 2. Dezember 2024

Montagsschreibtisch (70)

Bon­jour & hel­lo! Sie sind auf den Sei­ten eines di­gi­talen Ta­ge­buchs aus der Welt der Spra­chen ge­lan­det, das es seit 2007 gibt. Wir sind ein Team. Die­sen Herbst wa­ren et­li­che von uns im Auf­trag von Kund:in­nen un­ter­wegs, das Ar­beits­le­ben war hek­tisch. Heu­te ist ein ru­hi­ger Mon­tag­mor­gen in Ber­lin.

Stehpult für die Rückengesundheit
Die letz­ten Ter­mine ste­hen an. Drau­ßen riecht es be­reits nach Schnee.

Auf dem Schreib­tisch:
⊗ Buch­hal­tung
⊗ Mikro­plas­tik
⊗ Kurz­ter­min Woh­nungs­re­no­vie­rung in der Nach­bar­schaft
⊗ Nach­be­rei­tung di­ver­ser Land­bau­the­men
⊗ Kos­ten­vor­an­schlä­ge und Ter­min­pla­nung 2. Quar­tal 25

Das Prob­lem Mi­kro­plas­tik ist schlicht un­fass­bar für ei­ne Dol­metsche­rin wie mich, die am Puls der Zeit zu ak­tu­el­len The­men ar­bei­tet. Wir dol­met­schen dazu, ken­nen den For­schungs­stand und ha­ben nach ge­ta­ner, an­stren­gen­der Ar­beit das Ge­fühl, das The­ma müss­te da­mit fast schon er­le­digt sein. Die Er­nüch­te­rung tut je­des Mal weh. Für ei­ne frü­he Ver­an­stal­tung zum Thema Bio­plas­tik wa­ren wir schon 2008 tätig.

Ak­tu­ell warnt die OECD
, dass sich bis zum Jahr 2060 (und auf der Ba­sis des Ver­brauchs von 2019) der welt­wei­te Kunst­stoff­ver­brauch ver­drei­fa­chen könn­te, soll­ten keine weit­rei­chen­den Maß­nah­men da­ge­gen er­grif­fen wer­den.

Plas­tik wird zu Plas­tik­müll. Makro- und Mikro­plas­tik sind ge­fähr­lich für Ozea­ne, Ar­ten­viel­falt, Bö­den und die mensch­li­che Ge­sund­heit, denn ge­ra­de die klei­nen und kleins­ten Plas­tik­tei­le, die in­zwi­schen schon durch die Luft wir­beln und in der Na­bel­schnur von Neu­ge­bo­re­nen nach­ge­wie­sen wur­den, füh­ren zu Krebs, Herz-/Kreis­lauf­er­kran­kun­gen, Dia­be­tes, auch durch Fein­staub vom Rei­fen­ab­rieb.

Da­zu ein Hör­funk­tipp (2. Teil, 3. Teil, 4. Teil ...), denn wäh­rend ich pa­uke, mer­ke ich in der Kü­che in der Tee­pau­se, dass im Ra­dio eine Sen­dung zum glei­chen The­ma läuft.

Ich dol­met­sche mich al­so mal wie­der mit Rund­funk­stim­men warm.

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Fo­to: C.E. (Archiv)

Sonntag, 1. Dezember 2024

Veranstaltungshinweis

Bien­ve­nue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Mei­ne Spra­chen sind Fran­zö­sisch und Eng­lisch (das Idi­om Shakes­peares nur als Aus­gangs­spra­che), und das Ar­beits­ma­te­ri­al be­schäf­tigt mich so­gar sonn­tags.

Be­grif­fe­auf­drö­seln und bei der ers­ten Be­geg­nung gleich ler­nen ist ein Hob­by von uns Lin­guist:­in­nen. Das ha­be ich von mei­nem Pa­pa ge­lernt, ei­nem His­to­ri­ker, dem die­ser Be­griff ge­fal­len hät­te: "Habs­burg­syndrom". Dieses Ge­schlecht zeich­ne­te sich der­mal­einst durch sei­ne be­rühm­te, mar­kan­te "Habs­bur­ger Un­ter­lip­pe" aus. Hier im Text zwei Links zu Bil­dern, die zei­gen, wie das her­vor­ra­gen­de Kör­per­teil aus­sah. Auf Fran­zö­sisch heißt das pro­man­di­bu­lie habs­bour­geoise, pro wie "vor", und zwar räum­lich, nicht zeit­lich, be­kannt von der "Pro­tu­ber­anz", mandibule heißt schlicht "Un­ter­kie­fer", die Nach­sil­be -ie wie (krank­haf­ter) "Zu­stand".

Die­se Lip­pe war ein Zucht­merk­mal, ähem, na­tür­lich un­be­ab­sich­tigt, die Fol­ge von In­zucht, der aus dy­nas­ti­schem Den­ken und Macht­an­spruch künst­lich ver­knapp­ten DNA-Aus­wahl. (So­fort stellt sich mein Kopf die Fra­ge, wo­ran heut­zu­ta­ge ein Macht­an­spruch auf den ers­ten Blick er­kannt wer­den kann und ob das auch auf die Ge­ne durch­schlägt.)

Ähn­lich wie einst die Fa­mi­lie Habs­burg de­ge­ne­riert die KI der­zeit vor sich hin. Das Habs­burg­syndrom sind dem­nach häss­li­che Ver­zeich­nun­gen und Ver­for­mun­gen, die so­gar, huch!, vom Durch­schnitts­krem­pel ab­wei­chen, den uns die KI mit ih­rem Aus­wurf sonst um die Oh­ren knallt. In der Klang­welt heißt so et­was in der Art üb­ri­gens "Rück­kopp­lung" und kann ver­dammt weh tun.

Ziem­lich kör­per­lich bin ich heu­te und laun­isch. Es ist Sonn­tag, ich darf das, wir sind un­ter uns.

Wenn die Large Language Models (LLMs) gröb­lich ir­gend­wel­chen Ko­lo­lo­res er­fin­den, weil sie nichts mehr fin­den, und die­se "Hal­lu­zi­na­tio­nen" dann spä­ter wie­der als "ech­tes" Aus­gangs­ma­te­ri­al nut­zen, kommt "Wis­sens­in­zucht" zu­stan­de, Feh­ler ver­stär­ken ein­an­der, ver­zer­ren den Aus­wurf, lie­fern manch­mal kom­plett ab­ar­tige "Er­geb­nis­se". Das Phä­no­men wird mit der Zeit im­mer schlim­mer.

Das wa­ren jetzt ein­deu­tig zu vie­le Zei­len für ei­ne Ver­an­stal­tungs­an­kün­di­gung! Die Habs­bur­ger­sa­che kann auch hier zum The­ma wer­den:

Mor­gen, am 2. De­zem­ber 2024, fin­det in Düs­sel­dorf (Link) ei­ne span­nen­de Dis­kus­sion über den Ein­fluss der Künst­li­chen In­tel­li­genz (KI) auf die Spra­che statt, denn das ist die nächs­te gro­ße Sor­ge: Dass die Ein­flüs­se, de­nen je­de le­ben­de Spra­che un­ter­liegt, künf­tig nicht mehr die von Nach­bar­län­dern oder do­mi­nan­ten Kul­tu­ren von Staa­ten sein könn­ten, son­dern je­ne von tref­fen­den und un­zu­treff­en­den Be­grif­fen, die wir im Kon­takt mit der KI auf­schnap­pen. Und dass die Leu­te plötz­lich an­fan­gen, im All­tag ver­schlich­tet zu schrei­ben, zu spre­chen, zu den­ken, da­mit die KI "mit­kommt". Was ge­nau ist die KI und was be­deu­tet sie für die Zu­kunft?

02. Dezember 2024, 19:00 - 20:30, Eintritt frei, Institut français, Düsseldorf im zakk (Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation) Fichtenstraße 40, 40233 Düsseldorf 
Ei­ne Ver­an­stal­tung mit: Ka­tha­ri­na West­phal von #Di­gi­tal­chan­ge­ma­ker, Cy­ril Ca­tel von iAd­vi­ze, im Be­reich "Con­ver­sa­tio­nal Com­mer­ce" tä­tig, Lau­ra Hu­rot, ei­ner Über­set­zer­kol­le­gin und Fran­zö­sisch­leh­re­rin, die für das Kon­zept der slow trans­la­ti­on be­kannt ist, gu­te al­te Hand­ar­beit, und die als Teil der Grup­pe En Chair et En Os zum Nach­den­ken über die lang­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen von ma­schi­nel­ler Über­set­zung an­regt, last but not least In­go Klei­ber, Lin­gu­ist und Ex­per­te für Bil­dungs­tech­no­lo­gie.

Ein­tritt: gra­tis, An­mel­dung: info.düsseldorf@institutfrancais.de; spon­ta­nes Er­schei­nen ist zu­lässig; Ge­spräch auf Deutsch.

Was die Ma­schi­ne nicht kann, da­für wir Men­schen umso besser, ist Kör­per­spra­che zu le­sen. Me­di­en­kon­sum ist der­zeit für Dol­met­scher­in­nen mit kör­per­li­chem Un­wohl­sein ver­bun­den. War­um? Weil wir so oft sehr mie­se Ge­füh­le da­bei be­kom­men. 

Es ist ein­fach so, dass Kör­per­spra­che sehr viel über die Hal­tung der Spre­chen­den aus­sagt, wie glaub­wür­dig sie sind, wie au­then­tisch. Auch die Stim­me lügt nicht, und Mi­mik ... na­ja, ein star­rer Blick in die TV-Ka­me­ra oder als zwei­te Blick­rich­tung un­ter sich, star­rer Ober­kör­per, der erst bei ei­ner Nach­fra­ge sicht­lich in Be­we­gung ge­rät, ei­ne kno­ti­ge Stim­me — was ich die­se Wo­che ge­se­hen ha­be, ist Ma­te­ri­al, das in Lehr­fil­me ein­ge­hen wird. Ich wer­de mir dem­nächst die Stich­punk­te da­raus trans­kri­bie­ren und ei­ne Über­set­zung da­zu über­le­gen.

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Grafik: IF Düsseldorf