Montag, 21. August 2023

Montagsschreibtisch (16)

Bon­jour & hel­lo! Sie sind auf den Sei­ten eines di­gi­talen Ta­ge­buchs aus der Welt der Spra­chen ge­lan­det, das es seit über 16 Jah­ren gibt. Der Som­mer hat seinen Zenit über­schrit­ten. Noch herrscht die berühmte Ruhe ...

So stellt sich DALL:E meinen Schreibtisch vor
Der Schreib­tisch ist über­schaubar dieser Tage in einer Stadt, in der es manch­mal so heftig schüt­tet, dass 30 Liter in der Stunde (wie hier neu­lich nachts vom Him­mel ge­kommen) kaum auf­ge­nom­men wer­den kön­nen, wir an­sons­ten wo­chen- und mo­na­te­lang um den trockenen Garten be­sorgt sind.
Dazu pas­send auf dem Schreib­tisch:
⊗ Schwamm­stadt: Wie können wir das Wasser­ma­na­gement verbes­sern?
⊗ Angebote, Abr­ech­nungen
⊗ Lernen: Verwal­tung, Di­gi­ta­li­sie­rung

Vor Jahren wurde bei uns vor dem Haus der Kanal mo­der­ni­siert bzw. ein un­ter­ir­di­sches Was­ser­stau­becken ein­ge­baut, das sich bei Stark­regen schon bewährt hat. Wenn es gar zu viel schüttet, fließen al­ler­dings die Schmutz­was­ser­kanäle und auch das Becken über, "ent­lastet" wird über den Land­wehr­kanal. Auf Deutsch: Ab­was­ser aus den Haus­halten landet im Kanal. Damals ha­ben wir Nach­bar:innen ge­trenn­te Kanäle für Regen und Schmut­zwasser an­ge­mahnt. Das unter­blieb, es wur­de, grob ge­sagt, aus­ge­hend vom tech­ni­schen Standard der Pla­nung zu Zeiten von James Hob­recht (1825-1902) gebaut, Argument: zu teuer, wört­lich: "Das müs­sen dann unsere Kin­der über­nehmen."

Klar, weil sie auch sonst gar­nichts zu stem­men ha­ben wer­den an gif­ti­gem Er­be.

Eine Schwamm­stadt soll durch intel­li­gen­tes Re­gen­was­ser­ma­nage­ment die Folgen von Hoch­was­ser­er­eig­nis­sen und von Tro­pen­tagen aus­zu­glei­chen hel­fen. Die Ver­sicke­rungs­ge­schwin­dig­keit nach sintf­lut­ar­ti­gen Regen­fällen lässt sich in­di­rekt ver­än­dern. Durch unter­schied­li­che to­po­gra­fi­sche Ein­grif­fe wird Regen­wasser ge­spei­chert bzw. seine na­tür­liche Ver­sicke­rung ge­för­dert. Ein Teil davon wird Reser­voirs ge­spei­chert und dann suk­zes­si­ve wieder so an die Um­ge­bung abge­ge­ben, dass eine natür­li­che Ver­duns­tung ent­ste­hen kann. 

Gesunde Flora, insbe­son­dere Bäume, schaffen wert­vol­len Schat­ten und tra­gen durch Trans­pi­ration (Pflan­zen­at­mung) zur Abküh­lung des Um­felds bei. Wichtig ist die Er­hal­tung und Nutzung von kost­barem Regen­was­ser an Ort und Stelle. Damit wird auch die künst­li­che Bewäs­serung mit Leitungs­was­ser zurückge­fahren, was Kosten und Ma­te­rial­ein­satz re­du­ziert. Dieses Konzept baut auf den na­tür­li­chen Mecha­nis­men des Was­ser­kreis­laufs auf.

Am Ende sind die Städte durch mehr Ver­duns­tungs­küh­le nicht nur le­bens­wer­ter, auch die Bio­di­versität vor Ort ver­bes­sert sich. Das Kon­zept setzt indes voraus, dass das all­ge­mei­ne Um­welt­be­wusst­sein der Bevöl­kerung zu­nimmt, was ein aktiver und kein pas­si­ver Vorgang ist.

Kurz­de­fi­nition: Eine Schwamm­stadt nimmt das Wasser auf, wenn zu viel Regen da ist, und gießt die Pflanzen, wenn es nicht reg­net.

Vokabeln

bassin de rétention souterrain — unterirdisches Rückhaltebecken, canaux d'eaux usées — Schmutzwasserkanäle, écoulement naturel, percolation naturelle — natürliches Abfließen, eaux pluviales et usées — Regen- und Schmutzwasser, flore saine — gesunde Flora, infiltration — Versickerung, inondation — Hochwasserereignis irrigation artificielle — künstliche Bewässerung pluies diluviennes — sintflutartiger Regen vitesse d'infiltration — Versickerungsgeschwindkeit, ville éponge — Schwammstadt

 

 

 

______________________________
Illustrationen:
OpenAI und C.E.

Montag, 14. August 2023

Montagsschreibtisch (15)

Bon­jour, guten Tag & hel­lo! Wie Über­setzer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten, erfahren Sie hier. Wir spre­chen und schrei­ben auf Deutsch, Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin ist Über­setze­rin und arbei­tet in die engli­sche Spra­che. Im Som­mer errei­chen Sie uns über info@adazylla.de.

Der Sommerschreibtisch steht manchmal auswärts, oder aber er steht ein­fach nur auf dem Balkon. Gerade beschäftigen mich:

Frau mit Kopfhörern, Mikrofon und Monitor auf einem Balkon mit Topfpflanzen; Grün vor dem Haus
So könnte Matisse meinen Beruf gesehen haben
⊗ Di­gi­ta­li­sie­rung der Ver­wal­tung
⊗ Land­wirt­schaft und Gesund­heit
⊗ Kostenvoranschläge
⊗ Ter­min­pla­nung
⊗ Gemein­wohl­öko­no­mie

Auf dem Bal­kon besteht im­mer­hin die Il­lu­sion von Ur­laubs­leich­tig­keit. Wäre ich Archi­tek­tin oder Stadt­pla­ne­rin, würde jede Woh­nung ihren Winter­garten mit Fenstern be­kom­men, die im Som­mer zur Seite oder nach unten/oben ge­scho­ben wer­den können und leicht sau­ber­zuhalten wären.

Und pass­end zur Klima­krise würde es integrierte Bal­kon­kraft­werke geben. (Viel­leicht werden die Glas­schei­ben selbst die Solar­mo­du­le sein.) Au­ßer­dem sinn­voll: vorge­fertigte, ein­ge­baute Pflanz­kästen mit au­to­no­mem Wur­zel­be­wäs­se­rungs­sys­tem und Re­gen­was­ser­speicher sowie mo­bi­le Ver­schat­­tungs­ele­men­te für den Sitz­p­latz, die die Luft durch­las­sen, nach nord­af­ri­ka­ni­schem Vor­bild: le mou­cha­ra­bieh / Masch­ra­bi­yya.
 
Au­ßer­dem einen Winz­balkon mit etwas größerem french window an der Küche mit Wäsche­lei­nen, Kräu­ter­beet und direktem Zu­griff zum "Natur­kühl­schrank" für die kühlen Monate: Seriell her­ge­stellt, wäre das keine neue Kos­ten­ex­plo­sion, son­dern brächte eine enor­me Er­hö­hung der Wohn­qua­li­tät mit sich. Noch ein Plus­punkt: Der eigene Bal­kon/Winter­garten ist ein wun­der­ba­res Reise­ziel für Kurz­urlaube, die Men­schen würden weniger um­welt­schäd­lich reisen. Auf Deutsch gibt es ein Wort dafür, "Bal­ko­nien". (2011 ha­be ich da­rüber das hier ge­schrie­ben: Link.)

______________________________
Illustration: DALL:E (modif.)

Donnerstag, 10. August 2023

Neues vom Brotstand / Museum der Wörter (32)

Hallo, hier bloggt ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin. Ich über­set­ze und dol­met­sche. Ar­beits­spra­chen: Fran­zö­sisch (aktiv und passiv) und Eng­lisch (nur Aus­gangs­spra­che), die Büro­kol­legin übersetzt ins Eng­lische. Heute rei­sen wir dop­pelt in die Ver­gan­gen­heit.
            
                                K
aisersemmel
  

Über lustige Brötchen- und Brotnamen schrieb ich bereits Juni 2014. Damals waren mir neben den berlin­üb­li­chen "Schrip­pen" auch die "Welt­meis­ter­brötchen", die "Schus­ter­jungen" und der "Haus­freund" auf­ge­fal­len, letzteres eine Brot­sorte. 

Heute kauf­te eine Frau neben mir eine "Seele". Die berühm­te Online-Enzyklo­pädie klärt mich auf: lang­ge­strecktes Weizen­gebäck, schwäbische Küche, in der Regel mit Salz und Kümmel bestreut. Gut, dann kam mit dem "Weckle" offen­bar auch die Seele nach Berlin, häufig anzu­treffen im Be­zirk Prenz­lauer Berg. Ein wei­terer Im­port ist der "Spitz­bube", ein un­ter­tel­ler­großes Mürbe­teig­plätzchen mit Ge­sicht, den ich bei einem beson­ders feinen Bäcker in Charlot­ten­burg in der Aus­lage sah, bei Wiki­pedia gibt's auch ein Foto dazu. "Ochsenauge" oder "Linzer Auge" gelten als Variationen dazu.

Kaisersemmel und Ha­senbrot von "Matisse"
Beim Bäcker im profanen Neu­kölln sind heute zudem "Ha­sen­brötchen" im An­ge­bot. Die habe ich nicht probiert, kenne aber das "Hasenbrot": Ein mit­ge­brachtes Brot, das auf große Reise geht, aber in­fol­ge anderer An­ge­bote oder in Er­man­ge­lung von Hunger bzw. Ap­pe­tit in der Tasche bleibt. Hier noch­mal das be­rüh­mte di­gi­ta­le Le­xi­kon: "wie­der heim­ge­brach­tes Pau­sen­brot" oder "Weg­zeh­rung, die von den Erwach­senen nicht auf­ge­ges­sen wur­de, sondern für die Kinder mit nach Hause ge­bracht wurde; daraus über­tragen: für die Kin­der be­stim­mter Lecker­bis­sen".

Es könnte auch Brot sein, das am Ende — vielleicht nur vermeint­lich — für die Ha­sen bestimmt ist. Die moderne Analo­gie dazu wäre der "Doggy bag", die von der Mahl­zeit ein­ge­packten Reste aus dem Restaurant, die auch eher für den Menschen ge­dacht sind als fürs Tier.

Zurück in die Bäckerei, Sprung in die Ver­gan­gen­heit, in die DDR. Meine Urgroß­mut­ter ging damals noch "Kaiser­sem­meln" einkaufen. Um sie al­ters­mäßig ein­zu­ord­nen: Sie trug im hohen Alter nur schwar­ze Kleider, die nach dem 19. Jahrhundert aus­sahen und im Zweifel sogar aus der Zeit stamm­ten, aber von ihrer Mut­ter ge­erbt waren. Ich kannte sie als sehr liebe, hochbetagte Dame, die natür­lich selbst im 19. Jahr­hun­dert geboren worden war. Es umgab sie stets eine Par­fum­wolke, "Veil­chen mit Mot­ten­kugeln". Und natürlich wurde ihr das gewünschte Im­pe­rialis­ten­gebäck auch mit exakt diesem Namen zu­rück­gereicht, gut verpackt in einen al­ten Brot­beutel aus Leinen.

______________________________
Idee: H.F. / Grafik: Dall:E, Hintergrund ergänzt


Montag, 7. August 2023

Montagsschreibtisch (14)

Wie Über­setzer:in­nen und Dol­met­scher:in­nen ar­bei­ten, erfahren Sie hier. Meine Arbeits­spra­chen sind Fran­zö­sisch und Deutsch (Mutter­sprache) sowie Eng­lisch, in kur­zen Noti­zen aus dem Ar­beits­all­tag.

Zwei Computer, Pulswärmer, Tee, Schreibtisch, Bücherschrank, Ahnenbilder
Vokabellisten vergleichen

Sommer bedeutet für viele Ferien, See, Fluss oder Meer. Und für uns alle Sonne, Mauersegler und Seele baumeln lassen. 

Zwischendurch sitzt un­ser­ei­ner re­gel­mä­ßig am Schreibtisch. Der steht zwi­schen­durch auch mal auswärts. Die Arbeit findet auch dort un­ter Auf­sicht von Vor­fah­ren statt. Das rech­te Por­trait im Foto links zeigt einen Ah­nen, der Kauf­mann war.

Derzeit in Arbeit:
Kostenvoranschläge eins bis vier
Lektorat der Übersetzung einer Kollegin
Einlesen in ein Landwirtschaftsthema für den Herbst (u.a. Bodengesundheit)
Ener­gie (Vor­be­rei­tung Euro-Betriebsrat)
[Erreichbar unter info info@adazylla.de.]

Die Mauer­segler verlassen üb­li­cher­weise um den 6. August Berlin, das ist der Be­ginn vom Ende des Som­mers. Kein Wun­der, dass ich heute nur mit Puls­wärmern lernen wollte.

Es waren feuchte 15, 16  Grad Cel­sius mit gefühlt 20 Son­nen­strah­len, Tem­pe­ra­tu­ren, in denen im Herbst schon mal kurz ge­heizt wird (... jetzt nicht). Das nass­kal­te Wetter ist seit Wo­chen im Himmel von Hei­del­berg und Berlin wie fest­ge­tackert. Das sind lang­an­hal­ten­de Wet­ter­lagen mit sich auf­bau­enden sint­flut­ar­tigen Regen­fällen, im Ahr­tal haben sie sich vor zwei Jah­ren de­sas­trös ausge­wirkt, heute leiden an­de­re Men­schen Europas un­ter den Folgen solchen Sze­na­rien. Und ja, auch das eine Folge der Kli­ma­ka­tas­tro­phe.

______________________________
Foto:
C. E.