Sonntag, 2. Januar 2022

COVIDiary (455)

Hal­lo! Sie sind auf den Sei­ten eines di­gi­talen Ar­beits­ta­ge­buchs gelan­det. Hier fin­den Sie Bilder und Mo­mente aus dem All­tag einer Dol­metscherin in Pan­de­mie­zei­ten. Meine Spra­chen sind Fran­zö­sisch, Eng­lisch und natür­lich auch Deutsch, meine Mut­ter­spra­che. Heute folgen die Sonntagsbilder!

Bleigießen wurde von der EU ver­boten, denn Schwerme­talle sind bekanntlich gif­tig. Umso mehr über­rascht, dass dieses Verbot erst 2018 in Kraft trat, zumal es über­zeu­gen­des Material gibt, das als Er­satz perfekt taugt.

Draufsicht: Bleigießen, Kerze, Löffel, Wasser, Hände
Rock und Tisch perfekt "gematcht"
Wieso dauern wichtige Dinge auf po­li­ti­scher Ebe­ne immer so lange?

Den Jah­res­an­fang haben wir im klei­nen, mehr­fach ge­tes­te­ten Kreise bei Cathe­rine in ihrem Künst­ler­ate­lier am Ufer des Land­wehr­­ka­nals gefeiert. Das Gros der Gäs­te war fran­ko­phon, von Geburt an, außerdem waren zwei Le­bens­ge­fährten von Fran­zö­sin­nen zu­ge­gen so­wie ich, die ich sprach­lich nicht verortet wurde.
Und jetzt kommt et­was, das mir seit Jahr­zehn­ten auf­fällt: Bei einer kleinen Ge­sell­schaft muss nur ein ein­zi­ger eng­lisch­spra­chi­ger Mensch dabei sein, damit alle ins Eng­lische wech­seln, und dass bei Fran­zö­sisch als Haupt­spra­che im Raum alle bei die­sem Idiom bleiben. 

Der eine deutsche Le­bens­­ge­­fähr­­te spricht hervorragend Fran­zö­sisch, der andere noch nicht, bekommt in der Regel eher gröblich mit, worum es geht (aufgrund Frank­reich­ur­lau­ben und Schullatein.) Bei den anderen im Raum ist die Kennt­nis der deutschen Spra­che sehr weit verbreitet, also alle sprechen Deutsch, nicht ohne Akzente und Feh­lern, aber was soll's, das macht doch nichts.

Drei Ladies an einem Kachelofen, einmal als Kinder, einmal als Frauen
Wiedersehen nach 40 Jahren

Diskret schubse ich immer mal wieder ei­nen Sprach­wechsel an. Fasse ge­le­gent­lich das Ge­spräch für den sprach­lich isolier­ten Gast zu­sam­men, was für Heiter­keit sorgt. (Und für Stirn­run­zeln: "Wie kannst du dir das alles mer­ken?") Beim ers­ten Mal wird kurz er­klärt, was und wie ich ar­bei­te, ich ver­dol­met­sche das Ge­sag­te zum Trotz und Be­weis si­mul­tan, noch mehr Ge­läc­hter. Ei­ni­ge Mi­nu­ten lang ver­su­chen sich alle auf Deutsch, dann macht es schwupps! — und es geht auf Französisch weiter.
Zum The­ma­ würden auf Nach­frage wohl al­le sa­gen, dass der gu­te Mann hier eine Chance be­kommt, die Spra­che seiner Liebs­ten zu ler­nen. Er wirk­te sehr ge­las­sen. Meine Em­pathie hat mich den ganzen Abend hin­durch ein wenig un­ru­hig sein lassen.

Nun, ich weiß auch keinen Rat, wo hier anzusetzen wäre. Oder doch, zu allererst bei mir selbst: Ich könnte ge­las­­se­ner sein: Das war Frei­zeit, kein Job. (Dé)formation pro­fes­sion­nel­le über­setze ich mit Be­rufs­(ver)­bil­dung.

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Fotos: C.E. und privat

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