"Wir unterbrechen die Fahrt. Grund: Notarzt im Gleis!" ist keine schöne Zugansage. Vielfahrer wissen, was das bedeutet, haben es wiederholt erlebt.
Polizei, Feuerwehr, Notarzt, Busunternehmen ... |
Die Passagiere sprechen mit leisen Stimmen, passen aufeinander auf, fragen, bieten Hilfe an, einige besorgen Trinkwasser, versorgen alle, die es brauchen. So schrecklich der Anlass ist, so beruhigend ist dieser zwischenmenschliche Umgang.
Für mich als Dolmetscherin führen solche Anlässe dazu, dass mein Fahrverhalten sich immer mehr ändert. Denn uns Dolmetschern geht es wie Dozenten, Profs oder Referenten: Es fällt auf, wenn wir fehlen.
Als Vielfahrerin kann ich sagen: Jede dritte von mir gebuchte Fahrt verläuft nicht problemlos, wobei ein nicht aufgefüllter Wassertank im Speisewagen noch das kleinste Übel ist. (Dann gibt es eben keine Heißgetränke und keine Speisen.)
Bin ich vor fünf Jahren immer einen, zwei Züge früher gefahren, wenn ich zu einem berufsbedingten Einsatz gereist bin, nehme ich jetzt vier bis fünf Züge früher, denn in der Regel gehen die Verspätungen zum Glück nur auf technische Störungen zurück. Mit dem Ergebnis, dass ich manchmal schon am Vorabend unterwegs bin, selbst wenn eine Tagung erst um 11.00 Uhr beginnt. Liebe Kunden, bitte eine Hotelnacht einplanen. Danke.
In der Schweiz kommt es nur in den allerseltensten Fällen zu Verspätungen. Die Schweiz ist eisenbahntechnisch ohnehin ein Vorbild. Deren Bahncard, "das Halbtax", kostet nur 185 Franken, das entspricht 169,90 Euro, und 165 Franken (151,53 Euro) ab dem zweiten Jahr. Aufgrund des höheren Einkommensniveaus der Schweizer müssen wir das noch herunterrechnen, wenn wir es mit deutschen Preisen vergleichen möchten. Die deutsche Bahncard 50 liegt derzeit bei 255 Euro. Ein Drama, wie unattraktiv der Staatsbetrieb sich macht.
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person Selbstmordgedanken hegen, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge: 0800 111 0 111.
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Foto: C.E.
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