Dienstag, 16. Juli 2019

Notarzt ...

Bonjour und hel­lo und gu­ten Tag! Was Dol­­met­­scher und Über­setzer so alles er­le­ben, können Sie hier mitlesen. Wir ar­bei­ten als Team über­wie­gend in Ber­lin, aber auch in Pa­ris, Mün­chen, Cannes und dort, wo man uns braucht. Dabei reise ich meis­tens mit dem Zug. Sogar lan­ge Stre­cken.

"Wir unterbrechen die Fahrt. Grund: Notarzt im Gleis!" ist keine schöne Zugansage. Vielfahrer wissen, was das bedeutet, haben es wiederholt erlebt.

Viel Rot bei den Fahrzeugen vor dem Zugfenster
Polizei, Feuerwehr, Notarzt, Busunternehmen ...
Für alle Beteiligten folgt eine mehrstündige Unterbrechung. Alle sind bestürzt.

Die Passagiere sprechen mit leisen Stimmen, passen auf­ein­an­der auf, fragen, bieten Hil­fe an, einige besorgen Trink­was­ser, ver­sor­gen alle, die es brauchen. So schreck­lich der Anlass ist, so be­ru­hi­gend ist dieser zwi­schen­mensch­liche Umgang.

Für mich als Dolmetscherin führen solche Anlässe dazu, dass mein Fahrverhalten sich immer mehr ändert. Denn uns Dolmetschern geht es wie Dozenten, Profs oder Referenten: Es fällt auf, wenn wir fehlen.

Als Vielfah­rerin kann ich sagen: Jede dritte von mir gebuchte Fahrt verläuft nicht problem­los, wobei ein nicht aufgefüllter Wasser­tank im Speisewagen noch das kleinste Übel ist. (Dann gibt es eben keine Heiß­getränke und keine Speisen.)

Bin ich vor fünf Jahren immer einen, zwei Züge früher gefahren, wenn ich zu ei­nem berufs­bedingten Ein­satz gereist bin, nehme ich jetzt vier bis fünf Züge früher, denn in der Regel gehen die Verspätungen zum Glück nur auf technische Störungen zurück. Mit dem Ergebnis, dass ich manch­mal schon am Vorabend un­ter­wegs bin, selbst wenn eine Tagung erst um 11.00 Uhr beginnt. Liebe Kunden, bitte eine Hotelnacht ein­pla­nen. Danke.

In der Schweiz kommt es nur in den al­ler­sel­tens­ten Fällen zu Verspätungen. Die Schweiz ist ei­sen­bahn­technisch ohnehin ein Vorbild. Deren Bahn­card, "das Halb­tax", kostet nur 185 Franken, das entspricht 169,90 Euro, und 165 Franken (151,53 Euro) ab dem zwei­­ten Jahr. Aufgrund des höheren Einkom­mens­niveaus der Schwei­zer müssen wir das noch herunter­rechnen, wenn wir es mit deut­schen Preisen ver­gleichen möch­ten. Die deutsche Bahncard 50 liegt derzeit bei 255 Euro. Ein Drama, wie unat­traktiv der Staatsbetrieb sich macht.


Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person Selbstmordgedanken hegen, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge: 0800 111 0 111.
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Foto: C.E.

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