Mittwoch, 17. Juli 2019

Dolmetschen bei der Polizei

Seit mehr als zwölf Jahren beschreibe ich hier meinen sprachbetonten Alltag. Ich bin Kon­fe­renz­dol­metscherin und Übersetzerin, arbeite mit der fran­zö­sischen Spra­che ... und mit Eng­li­sch als Ausgangssprache. Manchmal arbeiten wir für die Be­hör­den, für Polizei und Justiz.

Die Berliner Morgenpost hat gestern einen Beitrag über die Berliner Polizei und andere Behörden gebracht, die Dolmetscherinnen und Dolmetscher ein­set­zen.
Journalist Alexander Dinger nennt die Ausgaben dafür an erster Stelle — 36 Mio. Euro für Sprachdienstleistungen seit 2014 allein bei der Polizei. Die­ser Eingangs­focus ist nicht un­kri­tisch, Leser könnten argwöhnen, dass dies zu viel sei. Aber Aus­ga­ben der Behörden sind zugleich Ein­nah­men von Berlinern, die in Konsum und Dienst­leis­tungen, aber auch in Steu­ern flie­ßen.

Au­ßer­dem liegt die Summe des Gezahl­ten unter dem Wert des Erhaltenen. Be­rich­tet wird näm­lich über die hohen Schwan­kun­gen bei den Dolmet­scherhonoraren in den Be­rei­chen Justiz und Polizei und darüber, dass diese Preise un­ter­halb dessen liegen, was am freien Markt üblich ist.

Justiz, Polizei und Wirtschaft werden erwähnt, eng damit verzahnt ist die Verwal­tung. Hier ist die Lage oft noch viel dramatischer. Ich erinnere mich daran, bei einem deutsch-fran­zö­si­schen Paar im Jugend­amt nach Justiz­vergütungs- und Ent­schä­di­gungs­ge­setz (JVEG) ab­rech­nen gedurft zu haben, also 75 Euro pro Stun­de, und weniger als 15 Euro Stunden­satz für die Ver­dol­met­schung einer un­be­glei­teten Ju­gend­li­chen, die geflüchtet war.

Außerdem berichtet der Beitrag über Eng­pässe in seltenen Sprachen.

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Illustration: Berliner Morgenpost

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