Die Verbengeizigkeit der Unter-35-Fraktion ist frappierend. Irgendein unfertiger Satz wird rausgeschleudert, und die anwesende Ü-35-Person darf dann allein zuende denken.
Vanille-Stracciatella am Markt |
Reklame greift auch gerne heftige Grammatikfehler auf, seitdem sie bei so einer Blubb-Spinatdame zu Slogans wurden.
Derlei wird übrigens von Mittelstandsdamen aus Kreisen der Geflüchteten und Zugewanderten heftig gerügt: "Das sowas überhaupt erlaubt ist? Wie sollen wir denn richtiges Deutsch lernen?" Ja, und die hier geborenen Unterschichtkids, die aus Gründen politischer Korrektheit lange nicht Unterschichtkids genannt werden durften, kommen so auch nicht aus dem stigmatisierend falschen Sprachgebrauch heraus. Es sei denn, sie werden zu Leseratten.
Nicht auf dem Mobiltelefon, das schon die Kleinsten mit sich führen, nein, ich spreche von echten Büchern. Wenn es nach mir ginge, hätten wir durchaus eine Geschmackspolizei, einen Sprachenrat und überhaupt eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Ausdrucksformen, Kultur und Macht. Und ein Mindestalter für Digitales. Und einen Technikführerschein, Medienkunde und Filmunterricht sowie Abi mit Lehre für alle in der Schule. Jawoll! Zum Erlernen komplexeren, praktischen Denkens.
Die abgebrochenen Sätze verkörpern nämlich, wenn es um mehr geht als den raschen Konsumwunsch, nämlich oft genug nicht zu Ende gedachte Gedanken. Das ist Sprachzapping, das nur noch andeutet, Kommunikation antäuscht.
"Darf ich ein Eis?" Als der weltbeste Ziehpatensohn klein war, habe ich ihn dann immer gefragt: "Was denn? Zeichnen, tanzen, essen oder ... " Er wusste, dass hier auch ein Verb wie "kacken" dabei sein konnte (allerdings nie in der Öffentlichkeit). Weil er wusste, dass theoretisch auch ein peinliches Wort zur Auswahl kommen konnte, hat er schnell gelernt, seine Sätze fertigzusprechen.
Jetzt ein Eis. Ganz ohne Verb. Stehnwa drüber, gell?
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Foto: C.E. (Bild aus Marburg)
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