Donnerstag, 13. April 2017

Platzprobleme

Herzlich willkommen auf den Sei­ten des ersten deut­schen Web­logs aus dem In­ne­ren der Dol­met­scher­ka­bi­ne. Hier schreibt ei­ne Fran­zö­sisch­dol­metscherin über ihre Einsätze in Ber­lin, Paris, Cannes, Köln, Hamburg und anderswo. Heute: Blick auf den Tisch. 

Es ist eng! Sehr eng! Und dunkel. Als wir in den Kabinen ankommen, schauen wir ins Schwarze. Wir sitzen am hinteren Ende einer Theaterbühne und denken: Das bleibt so.

Monitor, Papier, Dolmetschpult, Info- und Notizzettel: Alles geht nicht auf den Winztisch
Viel Technik für wenig Raum
Zur Eröffnung gibt es Tanz. Wir sehen die Künstler auf dem Monitor vor uns, je Ka­bi­ne gibt es ein Rie­sen­trumm, und spüren die Schrit­te und Sprünge auf den Brettern, die die Welt be­deu­ten, denn sie sind auch unser Boden. Es ist wie in manchen Surround-Kinos: Wir haben das Bild, den Sound und die Er­schüt­te­run­gen werden auch mit übertragen.

Das ist ein äußerst surrealer Eindruck in einer Dolmetscherkabine! Plötzlich zieht jemand den riesengroßen, schwarzen Moltonstoff hoch, der vor unseren Nasen gehangen ist. Und wir schauen direkt ins Publikum hinein. Die Redner sitzen mit dem Rücken zu uns, das Kamerateam am Bühnenrand sorgt für den richtigen Blick auf das Panel. Etwas irritierend ist das Ganze, denn Dolmetscher sind von Natur aus eher scheue Persönlichkeiten.

Das Hauptproblem aber ist der fehlende Platz. Der Veranstalter hat wohl einen Son­­der­­preis für die Anmietung der Technik bekommen, die eher älter ist. Die Pulte sind größer als die neuen Versionen. Die Lampe hat einen Kugelfuß, den ich auf das Kabel zum Dolmetschpult stelle, nachdem ich es ein bisschen aus der Mitte weg hin zur Kol­le­gin ge­scho­ben habe, denn meine Seite ist ja durch den raumreifenden Monitor ver­klei­nert.

Wenn ich meinen Laptop aufklappe, hier sind Redebeiträge mit Anmerkungen und die Vokabelliste, sehe ich den Monitor kaum noch und das Pult, auf dem wir selbst schalten, ist auch verdeckt. Die Lampe an dieser Stelle hilft, von den Reglern und Knöpfen we­nigstens noch etwas zu sehen, wenn ich den Bildschirm etwas run­ter­klap­pe.

Monitore in Serie mit Blick durch die Nachbarkabinen hindurch
Kabinen und Monitore in Serie
Dolmetscht die Kollegin, habe ich den Klapprechner auf dem Schoß. Er heißt ja nicht umsonst Laptop. Das Programm des Kongresses ist auf Doppelseiten gedruckt, zwischen uns liegt noch Schmierpapier für Eigen- und Ortsnamen, Jahreszahlen und Mengenangaben. Auch hier gibt es Über­lap­pun­gen. Rechts vom Monitor liegt mei­ne eigene Liste für Vokabeln und An­mer­kun­gen. Tippe ich in den Rechner, wür­de es möglicherweise klappern. Und ganz rechts, im Dunkeln, der schwarze Was­ser­be­cher.

Wunsch an die Kabinenhersteller: Wäre der Tisch etwas tiefer, wäre schon viel ge­won­nen.

Und die Lampen könnten doch bitte schön auch zum Aufhängen sein, oder? Und Kleiderhaken für die Mäntel wären auch toll. (Ich glaube, dass ohne die Tanz­dar­bie­tung die Monitore vermutlich außerhalb der Kabine gestanden hätten.)

______________________________  
Foto: C.E.

Keine Kommentare: