Donnerstag, 5. Mai 2016

Randnotiz

Hello, bonjour, guten Tag! Hier schreibt eine Dolmetscherin über Randbemerkungen aus ihrem Arbeitsalltag.

Das Thema ist "randig", sagte ein Redakteur einst­mals zu mir bei ei­nem schwie­ri­gen The­ma, und es hat wie "ranzig" ge­klun­gen. So oder so ähnlich werden manche Themen von deutschen Medien behandelt: Im Grunde gar nicht. (Daher wundert es uns nicht, dass die Damen und Herren bis heute in der Regel die Be­rufs­be­zeich­nun­gen Übersetzer und Dolmetscher fälschlicherweise wie Synonyme verwenden.)

Die Arbeits- und Lebenswelten ganzer Berufsgruppen finden so in der deutschen Öffentlichkeit nicht statt. Das Feld Dolmetschen und Übersetzen gehört dazu. Mit dieser Arbeit geht es uns so wie Putzfrauen, Aufnahmeleitern und 99 % der Köche: Sie fällt nur auf, wenn sie nicht gut gemacht ist.

Do not jump from the margin / Nicht vom Rand springen
Nasser Seitenrand
Die Nichtwahrnehmung hat in den letzten Jahren zu einer totalen Unterschätzung ge­führt. Mit gravierenden Fol­gen, denn wer Un­ter­schät­zung sagt, muss auch Über­schätz­ung sagen: Die Kollegin der Freun­din wird über­schätzt, der be­rufs­frem­de, smarte und durch­aus sprachkundige Mensch, die Software.
In New Delhi durfte der­mal­einst ein junger Stu­dent die Ge­schäfts­an­bah­nung zweier Handelspartnern aus zwei Ländern dolmetschen.

Auf eine Frage hin antwortete der Deutsche: "Das ist mir Wurst!" Der "Übersetzer" darauf: "Sir, he is offering you sausages ..." Diese Würstchen sind hier als "Bröck­chen" zu lesen ... aus dem Geschäft wurde nichts ... so berichtet von einem Kol­le­gen.

Die Berliner Bäderbetriebe haben neulich in Spandau auch Dr. Gargoyle oder einer anderen selbstberufenen Kapazität mehr vertraut als den zweisprachigen Mittlern. Das Ergebnis hier: randig, total randig!

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Foto: Angelika Abel

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