Mittwoch, 6. April 2016

Prägungen

Klei­ne Be­ob­ach­tun­gen am We­ges­rand von mei­nen Ein­sät­zen als Dolmetscherin und Übersetzerin können Sie hier mitverfolgen, natürlich stets unter Wahrung sämt­li­cher dienstlicher Geheimnisse. Ich arbeite in Ulm und um Ulm herum, in Kottbus (auch ohne Postkutschkästen), in Berlin (aus dem Berliner Slang ins Hoch­fran­zö­si­sche) und Paris (titi parisien → Hochdeutsch). Nebenbei fallen mir immer re­gio­na­le Besonderheiten auf.

Echte Reste einer Restaurantmahlzeit werden nicht nur in den USA immer häufiger eingepackt, die leftovers wandern ins doggy bag. Bei mir im Kiez gibt es Res­tau­rants, die es so gut mit uns Essern meinen, dass es nie zu schaffen ist. Das hat sein Gutes: Nicht der Hund bekommt die Reste, die am Folgetag mit Spiegelei in die Brat­pfan­ne wandern, sondern ich! Deshalb gehe ich dort nur mit der Tupperdose hin, um den Plastik- und Alumüll zu vermeiden.

Nach der Pause
Neuerdings ersetze ich ka­put­te Plastikschüsseln durch Modelle der ECO-Brotbox — aus Edelstahl.
Aber ich will heute auf an­de­re Reste hinaus. Immer wie­der sitze ich mit in­ter­na­tio­na­len Kunden im Restaurant oder im Café. Dabei fällt mir auf, dass bei den anderen im­mer ein Rest bleibt, auch wenn dieser manchmal nur symbolisch ist.

Mir verbietet das meine Prägung. Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit hat meinen Eltern noch lange in den Knochen gesteckt, sie haben ihn als Baby bzw. Kind erfahren, meinen Omas und den Ersatzomas in der Nachbarschaft so­wie­so, als da wären Helene Buchmann und Anna-Elisabeth Döhner aus Marburg, die Erste Ehefrau des Theater­in­ten­dan­ten Heinrich Buchmann, die Zweite ihres Zei­chens Ex-Dozentin für Ro­ma­nis­tik an der dortigen Uni und Frau von Dr. Kurt Döh­ner.

Ich bin sehr dankbar für die vielen Anregungen und die Zeit, die mir alle Be­tei­lig­ten geschenkt haben, auch die Ersatzopas — und ich schaue mit liebevollem Grin­sen auf die Sache mit dem Essen.

Immerhin habe ich inzwischen gelernt, NICHT aufzuessen, was mir nicht schmeckt; die ab und zu bei mir verwelkte Möhre tut weiterhin weh.

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Foto: C.E.

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