Gefangen zwischen Brotberuf und Ehrenamt bleibt mir derzeit wenig Zeit zum Bloggen. Zwischendurch arbeite ich Kostenvoranschläge ab.
Die Welt paarweise |
Wir Zweisprachigen haben nämlich immer wieder eine andere Sicht auf die Dinge je nachdem, in welchem Idiom wir gerade denken. Der Philosoph Ludwig Wittgenstein wusste das im Grunde schon vor langer Zeit.
"Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt", lautet eine seiner bekanntesten Essenzen. Mit der zweiten Sprache vergrößerte sich mein persönlicher Horizont. Und so erlebe ich täglich diesen doppelten bis dreifachen Blick im [nach dem Journalismus ;-)] zweitspannendsten Berufsfeld der Welt, dem der Spracharbeit.
Als Übersetzerin und Dolmetscherin komme ich beispielsweise bei ein- und demselben Thema und längerem Nachdenken auf unterschiedliche Ergebnisse. Es hängt eben ganz davon ab, ob ich mich dem Thema auf Deutsch oder Französisch gewidmet habe. Diese Beschreibung klingt fast so, als könnte dieser Zustand auch hinderlich sein. Die Situation löst für mich aber durch die explosionsartige Zunahme von Kriterien keine Entscheidungsprobleme aus, sondern ist ein klares Plus. Ich sehe mehr, bin aber auch darin trainiert, in Sprachdingen schneller Entscheidungen zu treffen als Einsprachige.
So begibt sich der eine mit der Axt in den Wald in der Absicht, einen Baum zu fällen, der andere geht in den Wald, um Bäume umzuhauen (to knock over), der nächste sieht den Wald vor Bäumen nicht, während für den vierten der Baum den Wald versteckt (l'arbre qui cache la forêt).
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Foto: C.E.
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