In der Fragerunde wurde behauptet, dass die derzeitige Situation hohe
Kosten für Anwälte und Dolmetscher auf EU-Niveau auslösen würde.
Un dimanche à la campagne |
Für diese Arbeit wurden wir in den letzten Wochen und Monaten nicht entlohnt, denn ein solches Angebot wird durch die Verwaltung nicht regelmäßig angeboten.
In der Erstaufnahme helfen fast nur ehrenamtlich tätige Laien beim Übertragen der Gespräche. Hier geht es um Fragen zur Reise, zum Herkunftsland, zu Essenszeiten, Telekommunikation und Unterkunft.
Auch große offizielle Institutionen verpflichten immer häufiger Laien. Das führt nicht selten zu gravierenden Problemen. Es sind nach Aussagen von Ärzten, die das bislang nur unter der Hand berichten, bereits Menschen gestorben durch unzureichende Verdolmetschung. Ich selbst habe erlebt, wie es beinahe zu Abschiebungen gekommen ist, weil in früheren Phasen des Asylverfahrens "übersetzende" Nichtprofis beteiligt waren oder man sich mit "Englisch" beholfen hatte bzw. mit dem, was beide Seiten dafür gehalten haben.
Viele von uns Profis waren im auftragsarmen Sommer und in der großen „plötzlich“ auftretenden Notsituation gerne unentgeltlich aktiv. Ich selbst habe meinen Urlaub mehr als halbiert dafür. Aber unsere Zeit ist begrenzt. In den Herbstmonaten und im Frühjahr/Frühsommer finden die meisten Kongresse statt, dann muss unsereiner in wenigen Monaten seinen Jahresumsatz generieren. Regelmäßige Betreuung von Traumapatienten in einem geschützten, verlässlichen Verhältnis ist so nicht möglich, aber ein humanitäres Gebot. Und vermutlich können nur wir als eine der führenden Wirtschaftsnationen derlei leisten. In den Anrainerstaaten Syriens gibt es allenfalls Überlebenshilfe, aber keine Begleitung der oft mehrfach traumatisierten Patienten. Eine Finanzierung der Arbeit wäre also wichtig. Übrigens waren bislang auch viele Therapeuten ohne Entgelt tätig.
In Deutschland leben noch viele Menschen, die der letzte Weltkrieg traumatisiert hat und die wissen, wie wichtig Hilfe und Menschlichkeit sind. Es gibt keinen Grund, den Kriegsflüchtlingen von heute die professionelle Hilfe, die unsere Vorfahren im zerbombten Deutschland nicht erhalten konnten, zu verweigern.
Die Hälfte bis zum Mittelstein |
Ein Blick in die einschlägige Berichterstattung über diesen boomenden Markt genügt (z.B. bei Frontal21 oder der Welt). Es wäre schön, wenn die Politik hier endlich aktiv würde. Zur Not müssen wir Spracharbeiter nachhelfen und gegen den Missbrauch von Steuergeldern klagen.
Bislang sind wir von den Behörden mit unserer Arbeit kaum wahrgenommen worden. Der blinde Fleck hat System. Das Wort „Ehrenamt“ beinhaltet eine gewisse Anerkennung. Für uns Freiwillige schwingt leider inzwischen eine bittere Note der Verachtung mit, wenn es im Zusammenhang mit der Betreuung von Kriegsflüchtlingen ausgesprochen wird. Und das geht vielen Helfern so, auch jenen, die sich um andere Dinge als die Sprache kümmern.
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Fotos: C.E.
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