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Als Dolmetscherin, die sich regelmäßig in drei Sprachen informiert und in viele Länder vernetzt ist, sind mir leider viele der im Film untersuchten Aspekte bekannt. Als Bürgerin habe ich immer wieder die demokratische Legitimation der Krisenmanager hinterfragt, die im Auftrag der großen Finanzinstitutionen den betroffenen Ländern Vorgaben machen.
Der Film kulminiert im Satz "Griechenland wurde für die Stabilität des internationalen Finanzmarktes geopfert." Ich muss da immer an Eleni denken, eine Studienkollegin von mir, die in Paris mit Auszeichnung abgeschlossen hat, dann wieder nach Griechenland zurückging. Sie hat an einer Privatschule unterrichtet und wurde vor über einem Jahr entlassen. Begründung: Sie habe mit ihren französischen Diplomen viele berufliche Chancen, auch im Ausland, verglichen mit den nicht so guten Absolventen, die zudem nicht die Mühe des Auslandsstudiums auf sich genommen hatten.
Ergebnis: Die Schüler haben eine motivierte Lehrerin verloren, die sich neben dem Unterricht um die Vernetzung der Schule mit Bildungseinrichtungen anderer Länder gekümmert hat, und bekommen jetzt ihren Sprachunterricht von Menschen, die mit starkem Akzent sprechen und die ihre Schüler nicht über den eigenen Horizont hinaus beraten können. Die pädagogischen Eignungen lasse ich als Kriterium außen vor, sie kann ich weder in dem einen, noch in dem anderen Fall einschätzen. Etliche Stunden, die Eleni gegeben hat, sind aber ersatzlos gestrichen worden. Es wird massiv an Bildung gespart in Griechenland.
Dass so keine brillante Zukunft vorbereitet werden kann, leuchtet ein.
Und so wird schon die Gegenwart immer düsterer: Elenis Mann ist Arzt, sein Krankenhaus wurde geschlossen, weil es zu klein war und weil die Troika massive Einsparungen im Gesundheitswesen verlangt hat. Lange wollte das Paar das Land nicht verlassen, denn der Mann nimmt den hippokratischen Eid ernst, er arbeitet ohne Bezüge in einer Gesundheitsstation. Sie haben ihre geerbte Wohnung mit Verlust verkauft, leben jetzt von den Rücklagen und wissen, dass sie ihr Land verlassen müssen, wenn sich in den nächsten 12 Monaten nichts ändert.
Hier noch ein Link zu einem Interview mit H. Schumann bei "Krautreporter".
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Foto: C.E.
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