Vor dem Dolmetschen: Studieren! |
Als die öffentlich-rechtlichen Sender in den 1980er Jahren von der Politik den Auftrag erhielten, mehr Aufträge an außenstehende Produzenten und Autoren zu vergeben, wurde das rasch unterlaufen: Die Sender erkannten einige Ausgabeposten nicht an (wie war das noch einmal, beim NDR durfte man Kosten für Licht nicht kalkulieren?), bis heute soll es bei manchen Sendern tabu sein, die sogenannten HUs zur Erstattung vorzulegen.
HUs sind die Handlungsunkosten, also alles, was einen Produzenten eigentlich erst dazu befähigt, den eigenen Laden aufrechtzuerhalten. Dass diese nicht in den Kalkulationen für die Sender vorkommen dürfen, ist eine Projektion der eigenen Verhältnisse (von Festangestellten mit firmeneigenem Büro) auf andere Unternehmungen. (Hatte der NDR damals eigentlich gerade seine Lichtabteilung runderneuert? Konnte Technik dort unentgeltlich entliehen werden?)
Aus: "7 Tage oder ewig?", AG DOK, 2015 |
Ergebnis: Die Filmmitarbeiter bekommen für ihre Arbeit heute in der Regel noch weniger, als es vor 20 Jahren der Fall war. Und die Produzenten, die bei anderen europäischen Sendern und Filmfördereinrichtungen weitere Gelder "einloben" sollen, haben damit größte Mühen, vor allem dann, wenn die Sender ihre Filme immer länger in den Mediatheken online bereitstellen wollen (... was ich als Wunsch sehr gut verstehen kann, vor allem bei Filmen über Wirtschaft, Soziales und Kultur, also über das, was die Gesellschaft zusammenhalten sollte [und leider immer mehr spaltet]).
Die Arbeit der "freien Produktionsfirmen" wird daher immer mehr gefährdet, ihre Freiheit ständig weiter eingeschränkt. (Daher meine Anführungszeichen.)
Für mich als auch auf Medien und Filmproduktion spezialisierte Dolmetscherin heißt das seit einigen Jahren, dass ich immer weniger Filmeinsätze habe, da sie unter dem Strich zu viel Arbeit für zu wenig Geld bedeuten. Nur das simultane Dolmetschen von Livesendungen oder Interviews ist eine Richtung, die für mich immer interessanter wird. Hier ist es aber wie mit altem Wein: Nur die allerbesten bekommen viele Sterne. Also gilt es, weiter zu reifen und im Hörfunk Routine zu gewinnen. (Und ab und zu leiste ich mir ein Filmprojekt, wenn es mich inhaltlich begeistert.)
Der vollständige Titel der Schrift lautet: "7 Tage oder ewig? Zahlen — Fakten — Hintergründe zur Debatte um die Verweildauer von Filmen in öffentlich-rechtlichen Mediatheken", Hg. Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, Frankfurt/Main 2015
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Fotos: C.E.
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