Dienstag, 2. Februar 2010

Dolmetschmarkt für Russisch?

Heute fragt eine junge Frau aus Russland nach Berufsaussichten als Dolmetscher/Übersetzer:
Sehr geehrte Frau Elias,

als ich Informationen über den Beruf des Dolmetschers/Übersetzers gesucht habe, fand ich Ihren Blog. Ihre Art zu schreiben und Ihre Erfahrung, die Sie weitergeben, haben mir Mut gemacht Ihnen zu schreiben, um nach einem Rat zu fragen.
Ich komme aus St. Petersburg und bin bald mit meinem Studium (Slawistik und Deutsch) in Greifswald fertig. Ich habe einige Praktika als Übersetzer/Dolmetscher in Deutschland gemacht und hatte vor, nach meinem Studium, in St. Petersburg als Übersetzerin/Dolmetscherin zu arbeiten. In St. Petersburg habe ich, bevor ich nach Deutschland gekommen bin, auch ein Studium (Dipl. Englisch und Chemie) absolviert, um auch wissenschaftliche Texte übersetzen zu können.

Vor einem Jahr habe ich geheiratet und muss mich jetzt entscheiden, in welche Richtung ich mich weiterbilde, um in Deutschland erfolgreich arbeiten zu können. Mein Wunsch ist es, als Übersetzerin und Dolmetscherin zu arbeiten. Jedoch finde ich nicht die aktuellen Informationen, ob ich mit meiner Sprach/Fach-Kombination und Russisch als Muttersprache tatsächlich den Bedürfnissen des Marktes entspreche.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie Zeit finden würden, um zu antworten!
Vielen Dank,
Katja

Liebe Katja,

den Russisch-Markt kann ich leider nicht einschätzen. Ich kann nach der Berlinale gern mal ein paar Kolleginnen für Sie dazu befragen (die nicht auf der Berlinale arbeiten, sonst wäre es ein leichtes gewesen, dies' nebenbei zu tun.)

Schon heute möchte ich Ihnen dafür aber auch den Berliner Stammtisch des Bundes der Übersetzer und Dolmetscher (www.BDÜ.de) empfehlen, wo regelmäßig Kolleginnen und Kollegen zusammenkommen und auch sehr freundlich miteinander umgehen. Dort wird es sicher die eine oder andere Kollegin (wahlweise auch Kollegen) geben, der (die) Ihnen da mehr sagen kann. Von Greifswald aus ist Berlin ja gut zu erreichen. Vielleicht können Sie dann auch an der Humboldt-Uni vorbeischauen, der dortige Lehrstuhl für Translationswissenschaft/Dolmetschen für Slawistik scheint auf den ersten Blick nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen wie der für romanische Sprachen (zu meinem großen Unverständnis geht die Berliner Bildungspolitik in den letzten Jahren davon aus, dass wir in Berlin keine vollständige Dolmetscherausbildung mehr brauchen).

Ihre Voraussetzungen lesen sich für mich auf den ersten Blick schon einmal sehr gut - gerade auch, dass Sie neben Sprachen eine naturwissenschaftliche Fachrichtung studiert haben. Es hängt sicher auch von der wirtschaftlichen Entwicklung der kommenden Jahre ab, wie die Nachfrage nach Russisch wächst; Dank Internet können Sie später leicht bei potentiellen Auftraggebern in Russland auf sich aufmerksam machen, die ja oft ihre Endkunden sein dürften, hier denke ich vor allem ans Übersetzen, das sich ja von überall her anbieten lässt. Um ausreichend Dolmetschaufträge zu erhalten, ist in der Regel ein bestimmtes Einzugsgebiet nötig ...

In der Hoffnung, ein klein' wenig zur Antwort beigetragen zu haben, sende ich einen herzlichen Pausengruß nach Greifswald!

Caroline

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Foto: Mein Wasserball für den Französischunterricht. Rumwerfen, blind mit dem Finger auf ein Land zeigen und einen Satz bilden, dann weiterwerfen ...

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