Wir Dolmetscher werden auf verschiedenste Art und Weise aktiv. Die bekannteste ist seit dem 2005 in Deutschland gestarteten Thriller
"Die Dolmetscherin" von
Sydney Pollack (mit Nicole Kidman) wohl das simultane Dolmetschen, hier sitzen wir in Kabinen buchstäblich
fernab vom Schuss. Konsekutiv dolmetschen wir, wenn zum Beispiel ein Gastgeber/eine Gastgeberin einen Toast spricht: Es handelt sich um eine kurze Stegreifrede, die wir in ihren oder seinen Pausen übertragen. Dazu machen wir uns dann
Notizen.
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Ich hoffe, die Ironie wird verstanden ... |
Dann ist da noch das Flüsterdolmetschen.
"Die Flüsterer" werden wir zum Beispiel in Brüssel von den EU-Technikern genannt, das berichtete vor einigen Jahren der gleichnamige Film von
David Bernet (an dem ich indirekt eine Aktie habe, aber das ist eine andere Story). Bei Hintergrundgesprächen, wenn die Politiker "unter vier Augen" zusammensitzen, hocken wir leicht versetzt dahinter und flüstern unseren Kunden ins Ohr. Es gibt auch Momente, wo wir keine Sicht auf die Redner haben, zum Beispiel sah ich von Steinmeier nichts, den ich im letzten Bundestagswahlkampf fürs kanadische Fernsehen dolmetschte. Da habe ich dann lieber in die andere Richtung gesehen, um mich besser konzentrieren zu können.
Flüsterdolmetschen ist die direkteste Art des Dolmetschens und das schiere Gegenteil der räumlichen Isolation vom Geschehen, die wir sonst in der Dolmetscherkabine erleben. Wir sind möglicherweise auch den Witterungen ausgesetzt. Einmal, wir drehten in Passau fürs 3. französische Fernsehen, waren die Temperaturen überraschend gefallen, um uns herum lag Schnee ... und bis auf die interviewte Passauerin war keiner von uns angemessen gekleidet. Hüpfen, um sich aufzuwäremen, ging auch nicht, dann bebte die Kamera auf dem gefrorenen Boden. Die Abende haben wir in der Sauna verbracht.
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Foto: C.E. (Archiv)
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