Herzlich willkommen! Hier bloggt eine Dolmetscherin. Was
Konferenzdolmetscher und Übersetzer machen, und natürlich auch
wir Frauen im Beruf, wie sie bzw. wir arbeiten, ist hier seit 2007
regelmäßig Thema. Der Covonavirus hat uns in die professionellen Hubs geschickt, oder aber wir arbeiten aus den eigenen Arbeitszimmern heraus. Was nicht immer einfach ist, denn es gibt ja Nachbarn.
Alte und neue Hilfsmittel |
Ein Denoise-Kopfhörer wäre nicht genug, denn mein Output ist ja entscheidend. Es ist laut in unserem Altbau. Ich wandere von Raum zu Raum, unfreiwillige Migrationen. Die Nachbarjungs stürmen gerne durch das Treppenhaus. Es sind zwei entzückende Kerlchen im Grundschulalter, und sie klingen wie ein halbes Dutzend wohlgenährte Teenager. Ich grinse jedes Mal, wenn ich in der Küche bin: Wir waren exakt genauso. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, wenn ich im Raum bin, das heute als Büro dient: Hier war früher mal das Wohnzimmer, da hätten dann die Gläser in der Vitrine gewackelt. Ich höre sie wieder. Mir fällt das Adjektiv elefantös an. Nachwuchselefantös. Immer wieder können Nachbarskinder aus Pandemiegründen nicht in die Schule gehen.
Die Sprecherbox, die einfache Lösung vom Anfang der Pandemie, hat nicht genügend Lärm gedämpft. Deshalb waren und sind weitere Vorkehrungen nötig. Die mit einer besser isolierten Dolmetschbox gewählten Lösungen stoßen leider auch hier an ihre Grenzen — so, wie es eine professionelle Dolmetscherkabine auch würde.
Denn die Renovierungsarbeiten der Nachbarn sind mal mehr, mal weniger laut.
Vor Bodenabschliff und Regalmontage war ich im Januar in ein Hotel geflüchtet.
In der Pandemie wurden die Abstände zwischen den Marktständen vergrößert, der Wochenmarkt, dienstags und freitags, endet jetzt knapp vor unserer Haustür. Ein stundenlanges Flötenkonzert vor dem Fenster an Markttagen ist zwar schön, die Kultur verlagert sich in Ermangelung vieler Konzerte in den öffentlichen Raum, aber auch nicht unbedingt die passende Begleitmusik für meine Online-Arbeit. Kurz: Solo-Selbständige, die ihre pandemiekonformen Arbeitsplätze suchen, im Wettbewerb mit anderen Solo-Selbständigen um die akustische Lufthoheit.
Demonstrationen auf der Hauptverkehrsstraße, die zu Stau in unserer Nebenstraße führen, bringen außerhalb der Marktzeit Hupkonzerte direkt vor der Haustür mit sich. Dann sitzt die Dolmetscherin im Online-Home-Office im Kleiderschrank, weil hier die akustische Lage am besten ist. In der Hoffnung, dass die Elefantenbabies nicht im Hof anfangen zu toben. Denn das Schlafzimmerfenster hat (noch) keine Vorhänge aus geräuschminderndem Stoff, wie sie in Tonstudios genutzt werden.
Ich kann ja mal schauen, wo die zu welchem Preis zu bekommen sind. Wenn die Pandemie noch lange dauert, ist meine ganze Wohnung soundproof, schalldicht. Und in die Dolmetschbox muss ich auch weiter investieren.
______________________________
Foto: C.E.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen