Samstag, 7. März 2020

COVIDiary (3)

Bonjour, gu­ten Tag & hel­lo auf den Sei­ten des ers­ten deut­schen Dol­met­scher­blogs aus dem Inneren der Dol­metscherkabine. Derzeit schreibe ich in­des vom Büro aus. Durch den Coronavirus ist alles im Umbruch. Die Umstände machen aus meinem Blog aus dem Be­rufsall­tag das eher private COVIDiary.  

Intarsien in einem Berliner Theater
Ernstes Gefecht
 "Ich dachte, Du wärst ins Kran­ken­haus ge­kom­men", sagt mein Nach­bar, als ich ihn Mit­te Feb­ruar im Trep­pen­haus tref­fe. Ja, ich war kurz da­vor, mich selbst dort ein­zu­lie­fern, so sehr habe ich in den letzten Wo­chen ge­hus­tet. Die einen Nachbarn muss­ten es durch die Wand mit­hö­ren, die anderen Nach­barn haben mich mit Essen mitversorgt.

In der letzten De­zem­ber­wo­che wurde ich krank, eine üble Grip­pe, dachte ich. HNO-Sachen kenne ich gut.

Als Kind hatte ich oft Bronchitis. Als ich Teenager war, ist ein Pflegepferd von mir an TBC gestorben, ich wurde lange beobachtet. Nun also meine zweite echte Grip­pe. Gegen Ende der dritten Krank­heits­wo­che bzw. der zweiten Hustenwoche wur­de es besser.

Die Krankenhausbemerkung meines Nachbarn hat eine andere As­so­zia­tions­ket­te ausgelöst: Menschen mit Atemnot im Hospital, Italien und China, Corona. Habe ich mich auf einer Konferenz Ende Dezember, der letzten des Jahres, vielleicht damit angesteckt?

Das hochansteckende Virus Sars-Cov-2 führt zur Lungenkrankheit Covid 19, so kam ich zu meinem Titel des COVIDiary. Eigentlich stimmt es nicht, denn ich habe in meinen mutmaßlichen Krankheitstagen nichts geschrieben. Behandelt wurde ich als Grip­pe­pa­tien­tin, eine weiter­gehende Abklärung fand nicht statt.

Und so war mein Verlauf:
— sehr rascher Krankheitsbeginn (binnen Stunden)
— hohes Fieber, acht bis zehn Tage über 38 Grad, ca. vier Tage 39 Grad Celsius
— Ruhepuls deutlich aktiviert
— nur zwei, drei Tage lang (ca. 3. bis 5./6. Tag) leichter Schnupfen
— Anfangs kein Niesen, keine Atemnot, aber Lymphknotenschwellung
— Kopf- und Halsschmerzen, große Mattigkeit, wiederholt leichte Übelkeit
— fünf Tage nach Beginn setzte unproduktiver Husten ein
— drei Tage später: Krampfhusten mit Atemnot, was ca. zehn Tage anhielt
— Appetitlosigkeit (ohne Eintrübung des Geruchssinns)
— Durchfall mit starker Gewichtsabnahme
— nach 2,5 Wochen erste, nach 3,5 Wochen deutliche Besserungsanzeichen
— langsame Rekonvaleszenz (Kraftlosigkeit und morgendlicher bzw. abendlicher Husten noch über viele Wochen)

Göttin mit Lungenkrankheitsrisiko
Fieber und Schmerzen waren so intensiv, dass ich mich vier Tage (oder länger) wie ein Quirl im Bett gedreht habe; ich wusste nicht, wie ich liegen sollte. Gegen Ende kam noch eine (bakterielle) Stimm­band­ent­zün­dung hinzu.

2008, bei der ersten Grippe, konnte ich das Ganze besser "weg­schla­fen" als dieses Mal. Als alles über­stan­den war, habe ich spontan ge­sagt, dass ich derlei nicht einmal mei­nem ärgsten Feind wün­schen würde.

Bei allem, was ich bislang darüber gelesen und gehört habe, könnte das durchaus ein mittlerer Krankheitsverlauf von Covid 19 gewesen sein. Ich warte auf die An­ti­kör­per­tests, weil man bei einem Abstrich heute wohl nicht mehr so viel finden würde. Sollte ich es nicht ge­habt haben, ist auch richtig, was ich derzeit mache: alles, was gesund ist. Das ist heute zum Bei­spiel Kä­se­spätz­le es­sen.

P.S.: Ja, ich weiß, China hat die WHO erst Ende De­zem­ber über den Co­rnoavirus informiert. Das wird geschehen sein, nachdem der Virus einige Wochen lang auf­ge­tre­ten war.
______________________________  
Fotos: C.E. (im Renaissance-Theater)

1 Kommentar:

Thomas hat gesagt…

Hi Caro,

schon möglich, was Du schreibst. Neuen Untersuchungen zufolge war das Virus in Europa schon im Dezember unterwegs, und zwar ...
Unten folgt der Link zum Spiegel, Wissenschaftsressort.

Grüße, Th.

Coronavirus im Dezember schon in Abwässern in Italien gefunden

Inhalt: In Abwasserproben aus dem Dezember 2019 haben italienische Forscher das Coronavirus entdeckt. Damit wird der Verdacht erhärtet, dass der Erreger, der zur Krankheit Covid-19 führt, schon Ende letzten Jahres in Europa kursiert haben soll. In Abwasserproben aus Mailand und Turin, sie stammen vom 18.12.19, wurden die Viren allerdings erst jetzt nachgewiesen, so eine Mitteilung des italienischen Gesundheitsinstituts ISS.

Erst Mitte Februar wurden die ersten Fälle in Italien offiziell bekannt. Allerdings hat die Schnelligkeit der Ausbreitung und die Schwere, mit der die Krankheit bei vielen Menschen verlaufen ist, den Verdacht genährt, die Pandemie könnte sich schon früher unerkannt ausgebreitet haben. Auch in Frankreich und Spanien sollen Wasserproben älteren Datums belastet sein.