Samstag, 25. November 2017

Englisch und Berlinale

Bonjour und guten Tag! Hier bloggt bereits im elften Jahr eine Übersetzerin und Dolmetscherin. Heute: Wochenendlektüre zum Thema als kleiner Nachtrag. 

Wer braucht noch Dolmetscher?, fragt die FASZ (bereits am 18.11.) keck, um ei­nen oft gehörten Satz folgen zu lassen: "Englisch kann doch jeder!" Den hören wir Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher oft. Auf der Berlinale zum Beispiel, wo Eng­lisch in­zwi­schen die lingua franca ist. Wobei nicht nur Profis bei ge­nau­e­rem Hin­hö­ren auf­fällt, dass ein recht großer Teil der Wort­mel­dun­gen in­halt­li­che Rück­fra­gen sind oder dem Aus­räu­men von Miss­ver­ständ­­nis­sen dient.

Deutsch/Englisch steht über Dolmetscherkabinen
Einst war Deutsch offizielle Berlinalesprache
Bei meinen Gesprächen mit ganz normalen Zuschauern höre ich immer öfter: "Ich hätte auch gerne was ge­fragt, aber mein Englisch ..." Und ich ha­be den Ver­gleich mit der al­ten Zeit, war ich doch mehr als ein Dutzend Jahre als Dolmetscherin für sol­che Gespräche zu­stän­dig.
Auf der Berlinale sind neben dem Wettbewerb nur wenige Reihen deutsch­­spra­­chig.

Als da wären: Retrospektive, deutsche Reihe und Kinderfilme. Bereits die Teen­ager müssen auf Englisch sprechen bzw. englische Untertitel verstehen. (Dass dadurch weniger deut­sche Un­ter­ti­tel ent­ste­hen, spü­ren im An­schluss die klei­nen Fes­ti­vals in den Re­gio­nen, die, vor al­lem im östli­che­ren Teil, ihrem Pub­li­kum keine englischen Untertitel standardmäßig anbieten können. Kurz: Es schränkt die Filmauswahl ein.)

Leider ist allzuoft dieses "Können" überschätzt. Im FASZ-Artikel von Josefine Janert be­rich­ten au­ßer­dem Kolleginnen über die allgemeine berufliche Situation. Regelmäßige Leser dieses Blogs dürften sie bereits gut kennen.

Noch ein Link zur Berlinale: Wer folgt auf Kosslick? Das ist derzeit die meist­ge­stell­te Frage im Festivalzusammenhang. Daniel Kothenschulte schreibt dazu in der Frankfurter Rundschau: Ärger in der Berlinale-Chefetage. Dabei würdigt er die vielen Fachleute, die Festivals kuratieren, Regisseure vorstellen und Film­ge­sprä­che moderieren. In Frankreich haben sie (wir, das ist mein wiederholter Au­ßer­halb-der-Saison-Nebenjob) immer wieder die Chance auf Leitungsfunktionen. In Deutschland dominiert der Filmbeamte, der Filme fördert oder För­der­pro­gram­me verwaltet.

______________________________
Foto: C.E.

Keine Kommentare: