Mittwoch, 11. Januar 2017

Der Designierte

Bon­jour, hello, guten Tag! Hier bloggt seit fast zehn Jah­ren eine Über­set­ze­rin und Dol­met­sche­rin. Jeden Tag sind Wortfelder die Grundlage unserer Arbeit.

Mittags bringt der Nachrichtensprecher eine Meldung über Amerika und sagt "der künftige US-Präsident". Das, was dann folgt, ein angebliches Goldwatergate, lässt mich an der Wortwahl zweifeln. Liebe Medienleute, für diesen Umstand gibt es das Wörtchen "designiert". Und noch ein Wort wird ge­ra­de wich­tig: kom­pro­mat. So heißt kom­pro­mit­tie­ren­des Ma­te­rial auf Rus­sisch. Der rus­si­sche Ge­heim­dienst hat na­tür­lich de­men­tiert, über der­lei zu ver­fü­gen.

Gewisse Begriffe und sexuelle Praktiken wollte ich gar nicht zur Kenntnis nehmen, wenn beim Austausch von Körperflüssigkeiten, der normalerweise dem re­pro­duk­ti­ven Geschäft oder der Lust dient, plötzlich andere Körperflüssigkeiten im Mit­tel­punkt stehen, wegen der Farbe gold water genannt. Interessanter sind die anderen Details der im Netz auffindbaren Intelligence Al­le­ga­tions, deren Echtheit nicht be­stä­tigt ist. Trotzdem fand ich sie spannend und wortschatzerweiternd, als ich am späten Vormittag in ihnen gelesen habe.

Stehpultaufsatz (Biedermeier)
Denn nach dem Übersetzen in den Mor­gen­stun­den steht Wei­­ter­bil­dung auf dem Pro­gramm. Diese findet bei Sprach­­ar­­bei­tern täglich statt. Wir neh­men die Zeitung nicht ohne Stift in der Hand zur Kennt­nis, ver­schlag­wor­ten z.B. Artikel und Hör­funk­bei­trä­ge fürs digitale Archiv, füttern Wör­ter­lis­ten ("Le­xi­ken") und schauen auch ältere Texte mal wieder an.

Es gilt, den Kopf zu füttern und ständig auf dem Lau­fen­den zu bleiben. So kommt es, dass wir Texte zu ein- und demselben Thema mitunter dreifach lesen ... in un­ter­schied­li­chen Sprachen eben.

Visitenkarten, Vokabelkarteien, Kladden, Federmäppchen, Aufnahmegerät, Ladegeräte/Kabel, Locher, Briefumschläge
Ich liebe meine verschiedenen Schreibtische
Weiter geht's auf Englisch, aber über Europa und Frank­reich. Unsereiner muss sich auch auf  verschiedene Ak­zen­te einhören.
Auf dem Programm steht, was ein fran­zö­si­scher Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat gestern beim Forum Constitutionis Europae in der Humboldt-Universität gesagt hat: Link ab der 36. Minute bzw. Macron ab der 47. Minute.

Später räume ich weiter das Arbeitszimmer auf bereite ich mich auf einen Abend­ein­satz vor, auch durch einen Mittagsschlaf. So unspektakulär verläuft ein normaler Lese- und Wörtersammeltag mit drei Stunden hochkonzentrierter Buchübersetzung als Auf­takt. Und zwischendurch verfolge ich die News zum Thema gewählter und de­sig­nier­ter Präsident.

Voc
to divest from his/her business interests — Vermögenswerte veräußern, sich von ihnen trennen, ↔ to invest

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Fotos: C.E.
Gemälde: Detlev Baltrock

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