Hände (der Autorin) mit viel Energie |
Da soll sich wohl manches Mal ein Spross des Komponisten bereits vor Beendigung des Musikstücks aus dem Zimmer geschlichen haben. Der Überlieferung zufolge sei JSB daraufhin regelmäßig aufgewacht und zum Instrument geeilt, um den Schlussakkord zu spielen.
An diese Szene werde ich gerade wieder erinnert, als ich ein Drehbuch aus dem Französischen übertragen darf, in dem sich etwas ähnliches abspielt. Ob der französische Drehbuchautor diese Szene auch vor Augen hatte?
Vor das Festival hat der Gott des Films das Drehbuchschreiben gesetzt, im Falle von internationalen Koproduktionen und Festivalteilnahmen folgt rasch deren Übersetzung. Ich liebe Drehbuchübersetzungen. Ich ziehe mich gerne über Tage und Wochen in eine Thematik zurück, lese zum Stoff, male mir bei Bedarf Wortfelder, Redewendungen und Zitate aufs große Wandplakat, um stilistisch durchgehend zu texten.
Drehbuchübersetzungen fühlen sich stellenweise wie "Nachdichtungen" an. Sie haben einen hohen kreativen Anteil. Ich darf z.B. auch Arbeitsspuren, wie später eingeflochtene Passagen, die mir aufgrund zu vieler Wiederholungen derselben Begriffe oder anderer Unstimmigkeiten auffallen, beseitigen und damit das Buch eleganter gestalten, als es in der Vorlage ist. Ziel ist, dass sich auf der bevorstehenden Berlinale deutsche Produzenten, Geldgeber und Redakteure aufgrund der deutschen Fassung für das Filmprojekt begeistern.
Die Computertastatur heißt auf Französisch le clavier. Texte sind dann gut, wenn sie klingen, als wären sie Musik. Ich bin immer wieder froh, wenn ich meinen persönlichen Schlussakkord selbst setzen kann, der darin besteht, den eigenen Namen in die letzte Zeile zu tippen. Diese Nennung ist wichtig, denn es lassen sich, wenn alles gut läuft, später daraus Urheberrechte an der Übersetzung ableiten.
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Foto: © 2015 Peter Panorama Pictures
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