Montag, 3. November 2014

Sprachen sind Teamarbeit

Bonjour und gu­ten Tag! Sie lesen in meinem virtuellen Arbeitstagebuch, hier blogge ich als Dol­met­scher­in und Über­setzerin.

Drei Damen im Büro mit Schreibmaschine, Wandkalender und Papierstapel
Blusen sind heute nicht mehr Pflicht
Heute ist Pro­jekt­ma­na­ge­ment­tag. Zu Wochenanfang erledige ich gerne die Buch­hal­tung, und dass prompt drei Kostenvoranschläge mit viel Zahlenwerk reinkommen, stört nicht, ich mache heute kaum Wortarbeit. Die engste Kollegin darf zwi­schen­durch auf viele Angebote drauf­schau­en, bevor sie an die Kunden gehen, denn vier Augen sehen mehr als zwei.

Außerdem muss sie wissen, was ich für sie mit an Land ziehe; eine gute Zeit­pla­nung und intensive Vorbereitung sind bei uns der halbe Aufwand. Dabei ist das meiste Teamarbeit, im Büro, bei Übersetzungen und in der Kabine.

Nur selten sitzen wir allein beim Kunden. Das hat verschiedene Gründe. Ab einer gewissen Dauer dieser absonderlichen Anstrengung, die das Dolmetschen darstellt, verschwindet nämlich jede Selbstkontrolle. Wir sind die Multitaskerinnen schlecht­hin: Wir hören dem Redner zu, übertragen im Kopf, sprechen, hören uns selbst beim Sprechen zu und ergänzen, korrigieren und justieren nach, was an ge­än­der­tem Sinn von Sprecherseite oder an Uneindeutigkeit im Übertragungsprozess auf­ge­kom­men sein mag.

Nur in allergrößten Notsituationen sind wir mal länger allein, falls etwas über Ge­bühr dauert, oder wie vor einem Jahr, da war Barack Obama in der Stadt, und die Sicherheitsstufe bei Gebäuden der Bundesregierung war kurzfristig erhöht worden, die Kollegin wurde nicht durchgelassen, denn ihr Na­me stand nicht auf ir­gend­einer Liste. Oder aber ein Termin war zu kurzfristig anberaumt und alle an­de­ren Dol­met­scher schon unter Vertrag, wie hier: Neulich im Adlon.

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Foto: Privatarchiv (c)

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