Wir sind im Admiralspalast, im Berliner Rundfunkstudio des Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) und warten auf Agnès Jaoui, die französische Regisseurin und Schauspielerin. Wir, das sind ein Techniker sowie Knut Elstermann, Moderator von "Zwölf Uhr mittags", dem samstäglichen Kinomagazins von "Radio Eins", und ich.
Die Luft ist stickig, die Schwüle scheint von draußen ins isolierte Räumchen einzudringen, das ebenerdig in Laufnähe zum Bahnhof Friedrichstraße liegt. Am Bahnhof wird ein Neubau vorbereitet. Ich denke mit Döblin: "Rumm rumm haut die Dampframme (...). Viele Menschen haben Zeit und gucken sich an, wie die Ramme haut." Heute gibt es wieder viele Menschen, die Zeit haben, und durch die Straße flanieren, das war mir bei der Anfahrt auf dem Rade aufgefallen ...
Während wir also auf den Gast warten, besprechen wir die Filme, die bald starten werden, Knut, der Techniker und ich. Als ausgebildete Journalistin sehe ich die Filme mit den Augen einer Filmkritikerin, wenn ich sie nicht gerade als Dolmetscherin betreue — hier verpflichtet mich die Arbeit zu Neutralität bzw. zur Subjektivität der Filmemacherin, denn ich nehme ja, wenn sie spricht, ihre Position ein.
Wenige Minuten vor dem Rückflug nach Paris soll Agnès Jaoui kurz noch ein Radiointerview geben. Und da ist sie auch schon und rasch geht's los. Sie spricht schnell und vergisst nach zwei Antworten meine Bitte, Pausen für die Übersetzung zu lassen. Idealerweise verschränken sich so die deutsche und die französische Stimme ineinander, damit das Publikum nicht das Gefühl hat, auf einer falschen Welle gelandet zu sein. Zum Glück wird aufgezeichnet, da kann der Techniker am Ende noch was rausschneiden. Und ich habe die Chance, mir die letzten Worte jeder Antwort aufzuschreiben. Das ist wichtig und Uschi, Hochschuldozentin in Mons und Dolmetscherin in Brüssel, hatte es uns eingeschärft: "Besser das Publikum warten zu lassen, als die Pointe zu schmeißen".
Die langen Antworten des französischen Regiestars können dazu führen, dass die Technik zusammen mit Knut entscheidet, das Interview doch im Overlay-Modus (oder voice over) zu mischen, dann würde meine Stimme über die von Madame "gelegt". On verra, wir werden sehen.
Konsekutives Dolmetschen bei der Berlinale |
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Foto: Eine ähnliche Situation von 2011, Knut Elstermann
im Berlinale-Radio, Pierre-Yves Vandeweerd, die Autorin
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